Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.pkl_145.001 §. 208. b. Wenn das Epos seinen Stoff den pkl_145.022 §. 209. c. Jst endlich das gewöhnliche Leben, pkl_145.031 pkl_145.001 §. 208. b. Wenn das Epos seinen Stoff den pkl_145.022 §. 209. c. Jst endlich das gewöhnliche Leben, pkl_145.031 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0171" n="145"/><lb n="pkl_145.001"/><hi rendition="#g">Götter</hi>gestalten auf. Jnsofern dieselben im Glauben <lb n="pkl_145.002"/> der Zeit und des Landes, da das Epos spielt, gleichsam <lb n="pkl_145.003"/> leben, läßt sich wenig dagegen einwenden; die <lb n="pkl_145.004"/> Phantasie des Lesers muß sich dann dahin versetzen. <lb n="pkl_145.005"/> Jn jedem andern Fall aber, und besonders bei mehr <lb n="pkl_145.006"/> modernen und vaterländischen Stoffen, können wir diese <lb n="pkl_145.007"/> Art des Wunderbaren durchaus nicht billigen; denn <lb n="pkl_145.008"/> da dieselbe sich weder auf unsern Glauben, noch auf <lb n="pkl_145.009"/> deutschen Aberglauben stützt, so hat sie keinen Halt bei <lb n="pkl_145.010"/> uns und erregt kein Jnteresse mehr. Christliche <hi rendition="#g">Engel,</hi> <lb n="pkl_145.011"/> die Jungfrau <hi rendition="#g">Maria</hi> und auch wohl <hi rendition="#g">Christus</hi> selbst <lb n="pkl_145.012"/> auftreten zu lassen, ist bei entsprechendem Stoff schon <lb n="pkl_145.013"/> eher zu rechtfertigen, obgleich auch dies noch keineswegs <lb n="pkl_145.014"/> für uns so natürlich sein dürfte, wie den alten griechischen <lb n="pkl_145.015"/> und römischen Dichtern das Vorführen ihrer <lb n="pkl_145.016"/> Volksgötter. Bloße Begriffe zu personificiren, um dadurch <lb n="pkl_145.017"/> die Göttermaschinerien der Alten zu ersetzen (wie <lb n="pkl_145.018"/> man mehrfach versucht hat), ist noch viel weniger anzurathen; <lb n="pkl_145.019"/> es läßt uns kalt. Lieber ganz im Bereiche <lb n="pkl_145.020"/> des Natürlichen geblieben!</p> <lb n="pkl_145.021"/> <p> §. 208. <hi rendition="#aq">b</hi>. Wenn das Epos seinen Stoff <hi rendition="#g">den <lb n="pkl_145.022"/> Heldensagen</hi> oder <hi rendition="#g">der Geschichte des Mittelalters,</hi> <lb n="pkl_145.023"/> der sogenannten <hi rendition="#g">romantischen Zeit</hi> entnimmt, <lb n="pkl_145.024"/> so nennt man es wohl <hi rendition="#g">romantisches Epos.</hi> <lb n="pkl_145.025"/> Die hervorstechende Eigenthümlichkeit des romantischen <lb n="pkl_145.026"/> Epos bildet das <hi rendition="#g">Wunderbare,</hi> was hier in der Gestalt <lb n="pkl_145.027"/> von Elfen, Feen, Zauberern und andern Gebilden <lb n="pkl_145.028"/> des mittelalterlichen Volksglaubens als <hi rendition="#g">Maschinerie</hi> <lb n="pkl_145.029"/> auftritt.</p> <lb n="pkl_145.030"/> <p> §. 209. <hi rendition="#aq">c</hi>. Jst endlich das <hi rendition="#g">gewöhnliche Leben,</hi> <lb n="pkl_145.031"/> sind namentlich die <hi rendition="#g">einfachen, idyllischen Kreise</hi> </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [145/0171]
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Göttergestalten auf. Jnsofern dieselben im Glauben pkl_145.002
der Zeit und des Landes, da das Epos spielt, gleichsam pkl_145.003
leben, läßt sich wenig dagegen einwenden; die pkl_145.004
Phantasie des Lesers muß sich dann dahin versetzen. pkl_145.005
Jn jedem andern Fall aber, und besonders bei mehr pkl_145.006
modernen und vaterländischen Stoffen, können wir diese pkl_145.007
Art des Wunderbaren durchaus nicht billigen; denn pkl_145.008
da dieselbe sich weder auf unsern Glauben, noch auf pkl_145.009
deutschen Aberglauben stützt, so hat sie keinen Halt bei pkl_145.010
uns und erregt kein Jnteresse mehr. Christliche Engel, pkl_145.011
die Jungfrau Maria und auch wohl Christus selbst pkl_145.012
auftreten zu lassen, ist bei entsprechendem Stoff schon pkl_145.013
eher zu rechtfertigen, obgleich auch dies noch keineswegs pkl_145.014
für uns so natürlich sein dürfte, wie den alten griechischen pkl_145.015
und römischen Dichtern das Vorführen ihrer pkl_145.016
Volksgötter. Bloße Begriffe zu personificiren, um dadurch pkl_145.017
die Göttermaschinerien der Alten zu ersetzen (wie pkl_145.018
man mehrfach versucht hat), ist noch viel weniger anzurathen; pkl_145.019
es läßt uns kalt. Lieber ganz im Bereiche pkl_145.020
des Natürlichen geblieben!
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§. 208. b. Wenn das Epos seinen Stoff den pkl_145.022
Heldensagen oder der Geschichte des Mittelalters, pkl_145.023
der sogenannten romantischen Zeit entnimmt, pkl_145.024
so nennt man es wohl romantisches Epos. pkl_145.025
Die hervorstechende Eigenthümlichkeit des romantischen pkl_145.026
Epos bildet das Wunderbare, was hier in der Gestalt pkl_145.027
von Elfen, Feen, Zauberern und andern Gebilden pkl_145.028
des mittelalterlichen Volksglaubens als Maschinerie pkl_145.029
auftritt.
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§. 209. c. Jst endlich das gewöhnliche Leben, pkl_145.031
sind namentlich die einfachen, idyllischen Kreise
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