Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.pkl_001.001 Einleitung. pkl_001.002 pkl_001.003[Abbildung] §. 1. Die Poesie (als Kunst) oder die Dichtkunst pkl_001.004 Anmerkung. Das Wort Poesie bezeichnet mehrere pkl_001.018 pkl_001.001 Einleitung. pkl_001.002 pkl_001.003[Abbildung] §. 1. Die Poesie (als Kunst) oder die Dichtkunst pkl_001.004 Anmerkung. Das Wort Poesie bezeichnet mehrere pkl_001.018 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0027" n="E1"/> <div n="3"> <lb n="pkl_001.001"/> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Einleitung</hi>. <lb n="pkl_001.002"/><figure/></hi> </head> <lb n="pkl_001.003"/> <p> §. 1. <hi rendition="#in">D</hi>ie <hi rendition="#g">Poesie</hi> (als <hi rendition="#g">Kunst</hi>) oder die <hi rendition="#g">Dichtkunst</hi> <lb n="pkl_001.004"/> gehört zu den <hi rendition="#g">schönen Künsten.</hi> Die <lb n="pkl_001.005"/> schönen Künste haben die Darstellung des <hi rendition="#g">Schönen</hi> <lb n="pkl_001.006"/> zum Gegenstand. (<hi rendition="#g">Schön</hi> heißt das, was durch die <lb n="pkl_001.007"/> Verhältnißmäßigkeit und Vollkommenheit aller Theile, <lb n="pkl_001.008"/> und insofern es eine höhere Jdee veranschaulicht, dem <lb n="pkl_001.009"/> gebildeten Geschmacke <hi rendition="#g">Genuß</hi> bereitet.) Sie unterscheiden <lb n="pkl_001.010"/> sich von einander in den <hi rendition="#g">Stoffen,</hi> durch <lb n="pkl_001.011"/> welche diese Darstellung bewirkt, vermittelt wird. Der <lb n="pkl_001.012"/> <hi rendition="#g">Stoff,</hi> das <hi rendition="#g">Darstellungsmittel</hi> der <hi rendition="#g">Dichtkunst</hi> <lb n="pkl_001.013"/> ist die <hi rendition="#g">Sprache.</hi> Demnach wäre die <hi rendition="#g">Dichtkunst</hi> die <lb n="pkl_001.014"/> ausgebildete Anlage, das <hi rendition="#g">Schöne sprachlich darzustellen,</hi> <lb n="pkl_001.015"/> oder die Fertigkeit, das <hi rendition="#g">Schöne mittelst <lb n="pkl_001.016"/> der Sprache</hi> regelrecht zur Anschauung zu bringen.</p> <lb n="pkl_001.017"/> <p><hi rendition="#g">Anmerkung.</hi> Das Wort <hi rendition="#g">Poesie</hi> bezeichnet mehrere <lb n="pkl_001.018"/> Begriffe, nämlich: 1) wie oben, die <hi rendition="#g">Kunst</hi> des Dichtens; 2) die <lb n="pkl_001.019"/> angeborne <hi rendition="#g">Anlage,</hi> die <hi rendition="#g">Naturgabe</hi> zum Dichten; 3) die <lb n="pkl_001.020"/> <hi rendition="#g">Produkte</hi> dieser Naturgabe und die der Dichtkunst; 4) <hi rendition="#g">Momente</hi> <lb n="pkl_001.021"/> im Leben, und <hi rendition="#g">Gegenstände</hi> der innern und äußern <lb n="pkl_001.022"/> Welt, sofern sie ähnliche Eindrücke machen, wie ein gutes Gedicht. <lb n="pkl_001.023"/> — Auch zu der eigentlichen Dichtkunst, wenn sie nicht zur <lb n="pkl_001.024"/> bloßen Verskunst herabsinken soll, ist die erwähnte Naturgabe <lb n="pkl_001.025"/> (die <hi rendition="#g">poetische Ader</hi>) nöthig. Wird aber letztere ohne die erstere, <lb n="pkl_001.026"/> d. h. ohne Bewußtsein der Regeln der Kunst, und ohne Nachahmung <lb n="pkl_001.027"/> anderer poetischer Produkte, angewendet, so entsteht die </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [E1/0027]
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Einleitung. pkl_001.002
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§. 1. Die Poesie (als Kunst) oder die Dichtkunst pkl_001.004
gehört zu den schönen Künsten. Die pkl_001.005
schönen Künste haben die Darstellung des Schönen pkl_001.006
zum Gegenstand. (Schön heißt das, was durch die pkl_001.007
Verhältnißmäßigkeit und Vollkommenheit aller Theile, pkl_001.008
und insofern es eine höhere Jdee veranschaulicht, dem pkl_001.009
gebildeten Geschmacke Genuß bereitet.) Sie unterscheiden pkl_001.010
sich von einander in den Stoffen, durch pkl_001.011
welche diese Darstellung bewirkt, vermittelt wird. Der pkl_001.012
Stoff, das Darstellungsmittel der Dichtkunst pkl_001.013
ist die Sprache. Demnach wäre die Dichtkunst die pkl_001.014
ausgebildete Anlage, das Schöne sprachlich darzustellen, pkl_001.015
oder die Fertigkeit, das Schöne mittelst pkl_001.016
der Sprache regelrecht zur Anschauung zu bringen.
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Anmerkung. Das Wort Poesie bezeichnet mehrere pkl_001.018
Begriffe, nämlich: 1) wie oben, die Kunst des Dichtens; 2) die pkl_001.019
angeborne Anlage, die Naturgabe zum Dichten; 3) die pkl_001.020
Produkte dieser Naturgabe und die der Dichtkunst; 4) Momente pkl_001.021
im Leben, und Gegenstände der innern und äußern pkl_001.022
Welt, sofern sie ähnliche Eindrücke machen, wie ein gutes Gedicht. pkl_001.023
— Auch zu der eigentlichen Dichtkunst, wenn sie nicht zur pkl_001.024
bloßen Verskunst herabsinken soll, ist die erwähnte Naturgabe pkl_001.025
(die poetische Ader) nöthig. Wird aber letztere ohne die erstere, pkl_001.026
d. h. ohne Bewußtsein der Regeln der Kunst, und ohne Nachahmung pkl_001.027
anderer poetischer Produkte, angewendet, so entsteht die
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