Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.
Es wurmt mich, ich verwind' es nicht, was ich Beim Anbruch hier des Tages hören mußte, Und ich benutze dir die Freiheit noch, Die du mir gabst, so wahr ich ehrlich hin. Sosias. Welch' eine Freiheit hab' ich dir gegeben? Charis. Du sagtest mir und warst sehr wohl bei Sinnen, Daß dich ein Hörnerschmuck nicht kümmern würde, Ja daß du sehr zufrieden wärst, wenn ich Mit dem Thebaner mir die Zeit vertriebe, Der hier, du weißt's, mir auf der Fährte schleicht. Wohlan, mein Freund, dein Wille soll geschehn. Sosias. Das hat ein Esel dir gesagt, nicht ich. Spaß hier bei Seit. Davon sag ich mich los. Du wirst in diesem Stück vernünftig seyn. Charis. Kann ich es gleichwohl über mich gewinnen?
Es wurmt mich, ich verwind’ es nicht, was ich Beim Anbruch hier des Tages hoͤren mußte, Und ich benutze dir die Freiheit noch, Die du mir gabſt, ſo wahr ich ehrlich hin. Soſias. Welch’ eine Freiheit hab’ ich dir gegeben? Charis. Du ſagteſt mir und warſt ſehr wohl bei Sinnen, Daß dich ein Hoͤrnerſchmuck nicht kuͤmmern wuͤrde, Ja daß du ſehr zufrieden waͤrſt, wenn ich Mit dem Thebaner mir die Zeit vertriebe, Der hier, du weißt’s, mir auf der Faͤhrte ſchleicht. Wohlan, mein Freund, dein Wille ſoll geſchehn. Soſias. Das hat ein Eſel dir geſagt, nicht ich. Spaß hier bei Seit. Davon ſag ich mich los. Du wirſt in dieſem Stuͤck vernuͤnftig ſeyn. Charis. Kann ich es gleichwohl uͤber mich gewinnen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CHA"> <p><pb facs="#f0100" n="84"/> Es wurmt mich, ich verwind’ es nicht, was ich<lb/> Beim Anbruch hier des Tages hoͤren mußte,<lb/> Und ich benutze dir die Freiheit noch,<lb/> Die du mir gabſt, ſo wahr ich ehrlich hin.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOF"> <speaker><hi rendition="#g">Soſias</hi>.</speaker><lb/> <p>Welch’ eine Freiheit hab’ ich dir gegeben?</p> </sp><lb/> <sp who="#CHA"> <speaker><hi rendition="#g">Charis</hi>.</speaker><lb/> <p>Du ſagteſt mir und warſt ſehr wohl bei Sinnen,<lb/> Daß dich ein Hoͤrnerſchmuck nicht kuͤmmern wuͤrde,<lb/> Ja daß du ſehr zufrieden waͤrſt, wenn ich<lb/> Mit dem Thebaner mir die Zeit vertriebe,<lb/> Der hier, du weißt’s, mir auf der Faͤhrte ſchleicht.<lb/> Wohlan, mein Freund, dein Wille ſoll geſchehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOF"> <speaker><hi rendition="#g">Soſias</hi>.</speaker><lb/> <p>Das hat ein Eſel dir geſagt, nicht ich.<lb/> Spaß hier bei Seit. Davon ſag ich mich los.<lb/> Du wirſt in dieſem Stuͤck vernuͤnftig ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHA"> <speaker><hi rendition="#g">Charis</hi>.</speaker><lb/> <p>Kann ich es gleichwohl uͤber mich gewinnen?</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0100]
Es wurmt mich, ich verwind’ es nicht, was ich
Beim Anbruch hier des Tages hoͤren mußte,
Und ich benutze dir die Freiheit noch,
Die du mir gabſt, ſo wahr ich ehrlich hin.
Soſias.
Welch’ eine Freiheit hab’ ich dir gegeben?
Charis.
Du ſagteſt mir und warſt ſehr wohl bei Sinnen,
Daß dich ein Hoͤrnerſchmuck nicht kuͤmmern wuͤrde,
Ja daß du ſehr zufrieden waͤrſt, wenn ich
Mit dem Thebaner mir die Zeit vertriebe,
Der hier, du weißt’s, mir auf der Faͤhrte ſchleicht.
Wohlan, mein Freund, dein Wille ſoll geſchehn.
Soſias.
Das hat ein Eſel dir geſagt, nicht ich.
Spaß hier bei Seit. Davon ſag ich mich los.
Du wirſt in dieſem Stuͤck vernuͤnftig ſeyn.
Charis.
Kann ich es gleichwohl uͤber mich gewinnen?
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/100>, abgerufen am 16.07.2024. |