Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807. Merkur. (für sich.) Du überwindest den Merkur, Freund, oder Dich werd ich davon abzuhalten wissen. Sosias. Doch diese Nacht ist von endloser Länge. Wenn ich fünf Stunden unterwegs nicht bin, Fünf Stunden nach der Sonnenuhr von Theben, Will ich stückweise sie vom Thurme schießen. Entweder hat in Trunkenheit des Siegs Mein Herr den Abend für den Morgen angesehn, Oder der lockre Phöbus schlummert noch, Weil er zu tief ins Fläschgen gestern guckte. Merkur. Mit welcher Unehrbietigkeit der Schuft Dort von den Göttern spricht. Geduld ein wenig; Hier dieser Arm bald wird Respeckt ihm lehren. Sosias. (erblickt den Merkur.) Ach bei den Göttern der Nacht! Ich bin verloh- ren. Da schleicht ein Strauchdieb um das Haus, den ich Merkur. (für ſich.) Du uͤberwindeſt den Merkur, Freund, oder Dich werd ich davon abzuhalten wiſſen. Soſias. Doch dieſe Nacht iſt von endloſer Laͤnge. Wenn ich fuͤnf Stunden unterwegs nicht bin, Fuͤnf Stunden nach der Sonnenuhr von Theben, Will ich ſtuͤckweiſe ſie vom Thurme ſchießen. Entweder hat in Trunkenheit des Siegs Mein Herr den Abend fuͤr den Morgen angeſehn, Oder der lockre Phoͤbus ſchlummert noch, Weil er zu tief ins Flaͤſchgen geſtern guckte. Merkur. Mit welcher Unehrbietigkeit der Schuft Dort von den Goͤttern ſpricht. Geduld ein wenig; Hier dieſer Arm bald wird Reſpeckt ihm lehren. Soſias. (erblickt den Merkur.) Ach bei den Goͤttern der Nacht! Ich bin verloh- ren. Da ſchleicht ein Strauchdieb um das Haus, den ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0026" n="10"/> <sp who="#MER"> <speaker><hi rendition="#g">Merkur</hi>.</speaker> <stage>(für ſich.)</stage><lb/> <p>Du uͤberwindeſt den Merkur, Freund, oder<lb/> Dich werd ich davon abzuhalten wiſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOF"> <speaker><hi rendition="#g">Soſias</hi>.</speaker><lb/> <p>Doch dieſe Nacht iſt von endloſer Laͤnge.<lb/> Wenn ich fuͤnf Stunden unterwegs nicht bin,<lb/> Fuͤnf Stunden nach der Sonnenuhr von Theben,<lb/> Will ich ſtuͤckweiſe ſie vom Thurme ſchießen.<lb/> Entweder hat in Trunkenheit des Siegs<lb/> Mein Herr den Abend fuͤr den Morgen angeſehn,<lb/> Oder der lockre Phoͤbus ſchlummert noch,<lb/> Weil er zu tief ins Flaͤſchgen geſtern guckte.</p> </sp><lb/> <sp who="#MER"> <speaker><hi rendition="#g">Merkur</hi>.</speaker><lb/> <p>Mit welcher Unehrbietigkeit der Schuft<lb/> Dort von den Goͤttern ſpricht. Geduld ein wenig;<lb/> Hier dieſer Arm bald wird Reſpeckt ihm lehren.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOF"> <speaker><hi rendition="#g">Soſias</hi>.</speaker> <stage>(erblickt den Merkur.)</stage><lb/> <p>Ach bei den Goͤttern der Nacht! Ich bin verloh-<lb/> ren.<lb/> Da ſchleicht ein Strauchdieb um das Haus, den<lb/> ich<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0026]
Merkur. (für ſich.)
Du uͤberwindeſt den Merkur, Freund, oder
Dich werd ich davon abzuhalten wiſſen.
Soſias.
Doch dieſe Nacht iſt von endloſer Laͤnge.
Wenn ich fuͤnf Stunden unterwegs nicht bin,
Fuͤnf Stunden nach der Sonnenuhr von Theben,
Will ich ſtuͤckweiſe ſie vom Thurme ſchießen.
Entweder hat in Trunkenheit des Siegs
Mein Herr den Abend fuͤr den Morgen angeſehn,
Oder der lockre Phoͤbus ſchlummert noch,
Weil er zu tief ins Flaͤſchgen geſtern guckte.
Merkur.
Mit welcher Unehrbietigkeit der Schuft
Dort von den Goͤttern ſpricht. Geduld ein wenig;
Hier dieſer Arm bald wird Reſpeckt ihm lehren.
Soſias. (erblickt den Merkur.)
Ach bei den Goͤttern der Nacht! Ich bin verloh-
ren.
Da ſchleicht ein Strauchdieb um das Haus, den
ich
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