Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.
Mich hat Amphitryon hieher geschickt. Mir gab der Feldherr der Thebaner gestern, Da er vom Staub der Mordschlacht noch bedeckt, Dem Temp'l enttrat, wo er dem Mars geopfert, Gemeßnen Auftrag, seinen Sieg in Theben, Und daß der Feinde Führer Labdakus Von seiner Hand gefallen, anzukünd'gen; Denn ich bin, sag' ich dir, Sosias, Sein Diener, Sohn des Davus, wackern Schäfers Aus dieser Gegend, Bruder Harpagons, Der in der Fremde starb, Gemahl der Charis, Die mich mit ihren Launen wüthend macht; Sosias, der im Thürmchen saß, und dem man Noch kürzlich funfzig auf den Hintern zählte, Weil er zu weit die Redlichkeit getrieben. Sosias (für sich.) Da hat er Recht! Und ohne daß man selbst Sosias ist, kann man von dem, was er Zu wissen scheint, nicht unterrichtet sein. Man muß, mein Seel, ein Bischen an ihn glauben.
Mich hat Amphitryon hieher geſchickt. Mir gab der Feldherr der Thebaner geſtern, Da er vom Staub der Mordſchlacht noch bedeckt, Dem Temp’l enttrat, wo er dem Mars geopfert, Gemeßnen Auftrag, ſeinen Sieg in Theben, Und daß der Feinde Fuͤhrer Labdakus Von ſeiner Hand gefallen, anzukuͤnd’gen; Denn ich bin, ſag’ ich dir, Soſias, Sein Diener, Sohn des Davus, wackern Schaͤfers Aus dieſer Gegend, Bruder Harpagons, Der in der Fremde ſtarb, Gemahl der Charis, Die mich mit ihren Launen wuͤthend macht; Soſias, der im Thuͤrmchen ſaß, und dem man Noch kuͤrzlich funfzig auf den Hintern zaͤhlte, Weil er zu weit die Redlichkeit getrieben. Soſias (für ſich.) Da hat er Recht! Und ohne daß man ſelbſt Soſias iſt, kann man von dem, was er Zu wiſſen ſcheint, nicht unterrichtet ſein. Man muß, mein Seel, ein Bischen an ihn glauben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MER"> <p><pb facs="#f0043" n="27"/> Mich hat Amphitryon hieher geſchickt.<lb/> Mir gab der Feldherr der Thebaner geſtern,<lb/> Da er vom Staub der Mordſchlacht noch bedeckt,<lb/> Dem Temp’l enttrat, wo er dem Mars geopfert,<lb/> Gemeßnen Auftrag, ſeinen Sieg in Theben,<lb/> Und daß der Feinde Fuͤhrer Labdakus<lb/> Von ſeiner Hand gefallen, anzukuͤnd’gen;<lb/> Denn ich bin, ſag’ ich dir, Soſias,<lb/> Sein Diener, Sohn des Davus, wackern<lb/> Schaͤfers<lb/> Aus dieſer Gegend, Bruder Harpagons,<lb/> Der in der Fremde ſtarb, Gemahl der Charis,<lb/> Die mich mit ihren Launen wuͤthend macht;<lb/> Soſias, der im Thuͤrmchen ſaß, und dem man<lb/> Noch kuͤrzlich funfzig auf den Hintern zaͤhlte,<lb/> Weil er zu weit die Redlichkeit getrieben.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOF"> <speaker> <hi rendition="#g">Soſias</hi> </speaker> <stage>(für ſich.)</stage><lb/> <p>Da hat er Recht! Und ohne daß man ſelbſt<lb/> Soſias iſt, kann man von dem, was er<lb/> Zu wiſſen ſcheint, nicht unterrichtet ſein.<lb/> Man muß, mein Seel, ein Bischen an ihn<lb/> glauben.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0043]
Mich hat Amphitryon hieher geſchickt.
Mir gab der Feldherr der Thebaner geſtern,
Da er vom Staub der Mordſchlacht noch bedeckt,
Dem Temp’l enttrat, wo er dem Mars geopfert,
Gemeßnen Auftrag, ſeinen Sieg in Theben,
Und daß der Feinde Fuͤhrer Labdakus
Von ſeiner Hand gefallen, anzukuͤnd’gen;
Denn ich bin, ſag’ ich dir, Soſias,
Sein Diener, Sohn des Davus, wackern
Schaͤfers
Aus dieſer Gegend, Bruder Harpagons,
Der in der Fremde ſtarb, Gemahl der Charis,
Die mich mit ihren Launen wuͤthend macht;
Soſias, der im Thuͤrmchen ſaß, und dem man
Noch kuͤrzlich funfzig auf den Hintern zaͤhlte,
Weil er zu weit die Redlichkeit getrieben.
Soſias (für ſich.)
Da hat er Recht! Und ohne daß man ſelbſt
Soſias iſt, kann man von dem, was er
Zu wiſſen ſcheint, nicht unterrichtet ſein.
Man muß, mein Seel, ein Bischen an ihn
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