Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite
Zwar wenn das Volk dir jauchzt, und sein
Entzücken
In jedem großen Namen sich verschwendet,
Ist der Gedanke süß, daß du mir angehörst;
Doch dieser flücht'ge Reiz, kann er vergelten,
Was ich empfinde, wenn im wilden Treffen
Der Pfeil auf diesen theuern Busen zielt.
Wie öd' ist, ohne dich, dies Haus! Wie träge,
Bist du mir fern, der muntre Reih'n der
Stunden,
Wenn sie den Tag herauf mir führen sollen!
Ach was das Vaterland mir alles raubt,
Das fühl' ich, mein Amphitryon, erst seit heute,
Da ich zwei kurze Stunden dich besaß.
Jupiter.
Geliebte! Wie du mich entzückst! Doch eine
Besorgniß auch erregst du mir, die ich,
So scherzhaft sie auch klingt, dir nennen muß.
Du weißt, daß ein Gesetz der Ehe ist,
Und eine Pflicht und daß, wer Liebe nicht er-
wirbt,
Noch Liebe vor dem Richter fordern kann.
C 2
Zwar wenn das Volk dir jauchzt, und ſein
Entzuͤcken
In jedem großen Namen ſich verſchwendet,
Iſt der Gedanke ſuͤß, daß du mir angehoͤrſt;
Doch dieſer fluͤcht’ge Reiz, kann er vergelten,
Was ich empfinde, wenn im wilden Treffen
Der Pfeil auf dieſen theuern Buſen zielt.
Wie oͤd’ iſt, ohne dich, dies Haus! Wie traͤge,
Biſt du mir fern, der muntre Reih’n der
Stunden,
Wenn ſie den Tag herauf mir fuͤhren ſollen!
Ach was das Vaterland mir alles raubt,
Das fuͤhl’ ich, mein Amphitryon, erſt ſeit heute,
Da ich zwei kurze Stunden dich beſaß.
Jupiter.
Geliebte! Wie du mich entzuͤckſt! Doch eine
Beſorgniß auch erregſt du mir, die ich,
So ſcherzhaft ſie auch klingt, dir nennen muß.
Du weißt, daß ein Geſetz der Ehe iſt,
Und eine Pflicht und daß, wer Liebe nicht er-
wirbt,
Noch Liebe vor dem Richter fordern kann.
C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#ALK">
            <p><pb facs="#f0051" n="35"/>
Zwar wenn das Volk dir jauchzt, und &#x017F;ein<lb/>
Entzu&#x0364;cken<lb/>
In jedem großen Namen &#x017F;ich ver&#x017F;chwendet,<lb/>
I&#x017F;t der Gedanke &#x017F;u&#x0364;ß, daß du mir angeho&#x0364;r&#x017F;t;<lb/>
Doch die&#x017F;er flu&#x0364;cht&#x2019;ge Reiz, kann er vergelten,<lb/>
Was ich empfinde, wenn im wilden Treffen<lb/>
Der Pfeil auf die&#x017F;en theuern Bu&#x017F;en zielt.<lb/>
Wie o&#x0364;d&#x2019; i&#x017F;t, ohne dich, dies Haus! Wie tra&#x0364;ge,<lb/>
Bi&#x017F;t du mir fern, der muntre Reih&#x2019;n der<lb/>
Stunden,<lb/>
Wenn &#x017F;ie den Tag herauf mir fu&#x0364;hren &#x017F;ollen!<lb/>
Ach was das Vaterland mir alles raubt,<lb/>
Das fu&#x0364;hl&#x2019; ich, mein Amphitryon, er&#x017F;t &#x017F;eit heute,<lb/>
Da ich zwei kurze Stunden dich be&#x017F;aß.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUP">
            <speaker><hi rendition="#g">Jupiter</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Geliebte! Wie du mich entzu&#x0364;ck&#x017F;t! Doch eine<lb/>
Be&#x017F;orgniß auch erreg&#x017F;t du mir, die ich,<lb/>
So &#x017F;cherzhaft &#x017F;ie auch klingt, dir nennen muß.<lb/>
Du weißt, daß ein Ge&#x017F;etz der Ehe i&#x017F;t,<lb/>
Und eine Pflicht und daß, wer Liebe nicht er-<lb/>
wirbt,<lb/>
Noch Liebe vor dem Richter fordern kann.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 2</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0051] Zwar wenn das Volk dir jauchzt, und ſein Entzuͤcken In jedem großen Namen ſich verſchwendet, Iſt der Gedanke ſuͤß, daß du mir angehoͤrſt; Doch dieſer fluͤcht’ge Reiz, kann er vergelten, Was ich empfinde, wenn im wilden Treffen Der Pfeil auf dieſen theuern Buſen zielt. Wie oͤd’ iſt, ohne dich, dies Haus! Wie traͤge, Biſt du mir fern, der muntre Reih’n der Stunden, Wenn ſie den Tag herauf mir fuͤhren ſollen! Ach was das Vaterland mir alles raubt, Das fuͤhl’ ich, mein Amphitryon, erſt ſeit heute, Da ich zwei kurze Stunden dich beſaß. Jupiter. Geliebte! Wie du mich entzuͤckſt! Doch eine Beſorgniß auch erregſt du mir, die ich, So ſcherzhaft ſie auch klingt, dir nennen muß. Du weißt, daß ein Geſetz der Ehe iſt, Und eine Pflicht und daß, wer Liebe nicht er- wirbt, Noch Liebe vor dem Richter fordern kann. C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/51
Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/51>, abgerufen am 23.11.2024.