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Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822.

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Graf Heinrich.
Auf Dich, mein Kurfürst; ja, ich, Vetter Heinrich!
Der Kurfürst.
Nun denn, bei Gott, das übersteigt die Fabel!
Der Eine zeigt mir, daß nicht schuldig er,
Der Andre gar mir, daß der Schuld'ge ich! --
Womit wirst solchen Satz Du mir beweisen?
Graf Heinrich.
Du wirst Dich jener Nacht, o Herr, erinnern,
Da wir den Prinzen, tief versenkt im Schlaf,
Im Garten unter den Platanen fanden:
Vom Sieg des nächsten Tages mocht' er träumen,
Und einen Lorbeer hielt er in der Hand.
Du, gleichsam um sein tiefes Herz zu prüfen,
Nahmst ihm den Kranz hinweg, die Kette schlugst Du,
Die Dir vom Hals hängt, lächelnd um das Laub;
Und reichtest Kranz und Kette, so verschlungen,
Dem Fräulein, Deiner edlen Nichte, hin.
Der Prinz steht, bei so wunderbarem Anblick,
Erröthend auf, so süße Dinge will er,
Und von so lieber Hand gereicht, ergreifen:
Du aber, die Prinzessin rückwärts führend,
Entziehst Dich eilig ihm; die Thür empfängt Dich,
Jungfrau und Kett' und Lorbeerkranz verschwinden,
Und einsam -- einen Handschuh in der Hand,
Den er, nicht weiß er selber, wem? entrissen --
Im Schooß der Mitternacht, bleibt er zurück.
Der Kurfürst.
Welch' einen Handschuh?
Graf Heinrich.
Herr, laß mich vollenden! --
Die Sache war ein Scherz; jedoch von welcher
Bedeutung ihm, das lernt' ich bald erkennen;
Denn, da ich, durch des Gartens hintre Pforte,
Graf Heinrich.
Auf Dich, mein Kurfürſt; ja, ich, Vetter Heinrich!
Der Kurfürſt.
Nun denn, bei Gott, das überſteigt die Fabel!
Der Eine zeigt mir, daß nicht ſchuldig er,
Der Andre gar mir, daß der Schuld’ge ich! —
Womit wirſt ſolchen Satz Du mir beweiſen?
Graf Heinrich.
Du wirſt Dich jener Nacht, o Herr, erinnern,
Da wir den Prinzen, tief verſenkt im Schlaf,
Im Garten unter den Platanen fanden:
Vom Sieg des nächſten Tages mocht’ er träumen,
Und einen Lorbeer hielt er in der Hand.
Du, gleichſam um ſein tiefes Herz zu prüfen,
Nahmſt ihm den Kranz hinweg, die Kette ſchlugſt Du,
Die Dir vom Hals hängt, lächelnd um das Laub;
Und reichteſt Kranz und Kette, ſo verſchlungen,
Dem Fräulein, Deiner edlen Nichte, hin.
Der Prinz ſteht, bei ſo wunderbarem Anblick,
Erröthend auf, ſo ſüße Dinge will er,
Und von ſo lieber Hand gereicht, ergreifen:
Du aber, die Prinzeſſin rückwärts führend,
Entziehſt Dich eilig ihm; die Thür empfängt Dich,
Jungfrau und Kett’ und Lorbeerkranz verſchwinden,
Und einſam — einen Handſchuh in der Hand,
Den er, nicht weiß er ſelber, wem? entriſſen —
Im Schooß der Mitternacht, bleibt er zurück.
Der Kurfürſt.
Welch’ einen Handſchuh?
Graf Heinrich.
Herr, laß mich vollenden! —
Die Sache war ein Scherz; jedoch von welcher
Bedeutung ihm, das lernt’ ich bald erkennen;
Denn, da ich, durch des Gartens hintre Pforte,
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[93/0106] Graf Heinrich. Auf Dich, mein Kurfürſt; ja, ich, Vetter Heinrich! Der Kurfürſt. Nun denn, bei Gott, das überſteigt die Fabel! Der Eine zeigt mir, daß nicht ſchuldig er, Der Andre gar mir, daß der Schuld’ge ich! — Womit wirſt ſolchen Satz Du mir beweiſen? Graf Heinrich. Du wirſt Dich jener Nacht, o Herr, erinnern, Da wir den Prinzen, tief verſenkt im Schlaf, Im Garten unter den Platanen fanden: Vom Sieg des nächſten Tages mocht’ er träumen, Und einen Lorbeer hielt er in der Hand. Du, gleichſam um ſein tiefes Herz zu prüfen, Nahmſt ihm den Kranz hinweg, die Kette ſchlugſt Du, Die Dir vom Hals hängt, lächelnd um das Laub; Und reichteſt Kranz und Kette, ſo verſchlungen, Dem Fräulein, Deiner edlen Nichte, hin. Der Prinz ſteht, bei ſo wunderbarem Anblick, Erröthend auf, ſo ſüße Dinge will er, Und von ſo lieber Hand gereicht, ergreifen: Du aber, die Prinzeſſin rückwärts führend, Entziehſt Dich eilig ihm; die Thür empfängt Dich, Jungfrau und Kett’ und Lorbeerkranz verſchwinden, Und einſam — einen Handſchuh in der Hand, Den er, nicht weiß er ſelber, wem? entriſſen — Im Schooß der Mitternacht, bleibt er zurück. Der Kurfürſt. Welch’ einen Handſchuh? Graf Heinrich. Herr, laß mich vollenden! — Die Sache war ein Scherz; jedoch von welcher Bedeutung ihm, das lernt’ ich bald erkennen; Denn, da ich, durch des Gartens hintre Pforte,

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Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fehrbellin_1822/106>, abgerufen am 23.11.2024.