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Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822.

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Natalie.
Für wen? Für Dich?
Der Kurfürst.
Für mich; nein! -- Was? Für mich!
Kennst Du nichts höh'res, Jungfrau, als nur mich!
Ist Dir ein Heiligthum ganz unbekannt,
Das, in dem Lager, Vaterland sich nennt?
Natalie.
O Herr? Was sorgst Du doch? Dies Vaterland!
Das wird, um dieser Regung Deiner Gnade,
Nicht gleich, zerschellt in Trümmern, untergehn,
Vielmehr, was Du, im Lager auferzogen,
Unordnung nennst, die That, den Spruch der Richter,
In diesem Fall, willkührlich zu zerreißen,
Erscheint mir als die schönste Ordnung erst:
Das Kriegsgesetz, das weiß ich wohl, soll herrschen,
Jedoch die lieblichen Gefühle auch.
Das Vaterland, das Du uns gründetest,
Steht, eine feste Burg, mein edler Ohm:
Das wird ganz andre Stürme noch ertragen,
Fürwahr als diesen unberufnen Sieg;
Das wird sich ausbaun herrlich, in der Zukunft,
Erweitern unter Enkels Hand, verschönern,
Mit Zinnen, üppig, feenhaft, zur Wonne
Der Freunde und zum Schrecken aller Feinde:
Das braucht nicht dieser Bindung, kalt und öd',
Aus eines Freundes Blut, um Oheims Herbst,
Den friedlich prächtigen, zu überleben.
Der Kurfürst.
Denkt Vetter Arthur auch so?
Natalie.
Vetter Arthur?
E 2
Natalie.
Für wen? Für Dich?
Der Kurfürſt.
Für mich; nein! — Was? Für mich!
Kennſt Du nichts höh’res, Jungfrau, als nur mich!
Iſt Dir ein Heiligthum ganz unbekannt,
Das, in dem Lager, Vaterland ſich nennt?
Natalie.
O Herr? Was ſorgſt Du doch? Dies Vaterland!
Das wird, um dieſer Regung Deiner Gnade,
Nicht gleich, zerſchellt in Trümmern, untergehn,
Vielmehr, was Du, im Lager auferzogen,
Unordnung nennſt, die That, den Spruch der Richter,
In dieſem Fall, willkührlich zu zerreißen,
Erſcheint mir als die ſchönſte Ordnung erſt:
Das Kriegsgeſetz, das weiß ich wohl, ſoll herrſchen,
Jedoch die lieblichen Gefühle auch.
Das Vaterland, das Du uns gründeteſt,
Steht, eine feſte Burg, mein edler Ohm:
Das wird ganz andre Stürme noch ertragen,
Fürwahr als dieſen unberufnen Sieg;
Das wird ſich ausbaun herrlich, in der Zukunft,
Erweitern unter Enkels Hand, verſchönern,
Mit Zinnen, üppig, feenhaft, zur Wonne
Der Freunde und zum Schrecken aller Feinde:
Das braucht nicht dieſer Bindung, kalt und öd’,
Aus eines Freundes Blut, um Oheims Herbſt,
Den friedlich prächtigen, zu überleben.
Der Kurfürſt.
Denkt Vetter Arthur auch ſo?
Natalie.
Vetter Arthur?
E 2
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[67/0080] Natalie. Für wen? Für Dich? Der Kurfürſt. Für mich; nein! — Was? Für mich! Kennſt Du nichts höh’res, Jungfrau, als nur mich! Iſt Dir ein Heiligthum ganz unbekannt, Das, in dem Lager, Vaterland ſich nennt? Natalie. O Herr? Was ſorgſt Du doch? Dies Vaterland! Das wird, um dieſer Regung Deiner Gnade, Nicht gleich, zerſchellt in Trümmern, untergehn, Vielmehr, was Du, im Lager auferzogen, Unordnung nennſt, die That, den Spruch der Richter, In dieſem Fall, willkührlich zu zerreißen, Erſcheint mir als die ſchönſte Ordnung erſt: Das Kriegsgeſetz, das weiß ich wohl, ſoll herrſchen, Jedoch die lieblichen Gefühle auch. Das Vaterland, das Du uns gründeteſt, Steht, eine feſte Burg, mein edler Ohm: Das wird ganz andre Stürme noch ertragen, Fürwahr als dieſen unberufnen Sieg; Das wird ſich ausbaun herrlich, in der Zukunft, Erweitern unter Enkels Hand, verſchönern, Mit Zinnen, üppig, feenhaft, zur Wonne Der Freunde und zum Schrecken aller Feinde: Das braucht nicht dieſer Bindung, kalt und öd’, Aus eines Freundes Blut, um Oheims Herbſt, Den friedlich prächtigen, zu überleben. Der Kurfürſt. Denkt Vetter Arthur auch ſo? Natalie. Vetter Arthur? E 2

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Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fehrbellin_1822/80>, abgerufen am 25.11.2024.