Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822.
Ihm lauer schlügen, als die unsrigen! -- Es trifft ungünstig sich für die Supplik, Daß Kottwitz fern in Arnstein cantonirt, Gesondert von den andern Regimentern, Die hier, bei dieser Stadt, im Lager stehn. Dem Blatt fehlt es an Freiheit, leicht und sicher, Die Kraft nach jeder Richtung zu entfalten. Natalie. Gleichwohl fällt, dünkt mich, so das Blatt nur leicht? -- Seyd Ihr gewiß, Herr Graf, wärt Ihr im Ort, Und sprächt die Herrn, die hier versammelt sind, Sie schlössen gleichfalls dem Gesuch sich an? Graf Stein. Hier in der Stadt, mein Fräulein? -- Kopf für Kopf! Die ganze Reiterei verpfändete Mit ihren Namen sich; bei Gott, ich glaube, Es ließe glücklich eine Subscription, Beim ganzen Heer der Märker, sich eröffnen! Natalie (nach einer Pause.) Warum nicht schickt Ihr Officiere ab, Die das Geschäft im Lager hier betreiben? Graf Stein. Vergebt! -- Dem weigerte der Obrist sich! -- Er wünsche, sprach er, nichts zu thun, das man Mit einem übeln Namen taufen könnte. Natalie. Der wunderliche Herr! Bald kühn! bald zaghaft! -- Zum Glück trug mir der Kurfürst, fällt mir ein, Bedrängt von anderen Geschäften, auf, An Kottwitz, dem die Stellung dort zu eng, Zum Marsch hierher die Ordre zu erlassen! -- Ich setze gleich mich nieder es zu thun. (sie setzt sich und schreibt.)
Ihm lauer ſchlügen, als die unſrigen! — Es trifft ungünſtig ſich für die Supplik, Daß Kottwitz fern in Arnſtein cantonirt, Geſondert von den andern Regimentern, Die hier, bei dieſer Stadt, im Lager ſtehn. Dem Blatt fehlt es an Freiheit, leicht und ſicher, Die Kraft nach jeder Richtung zu entfalten. Natalie. Gleichwohl fällt, dünkt mich, ſo das Blatt nur leicht? — Seyd Ihr gewiß, Herr Graf, wärt Ihr im Ort, Und ſprächt die Herrn, die hier verſammelt ſind, Sie ſchlöſſen gleichfalls dem Geſuch ſich an? Graf Stein. Hier in der Stadt, mein Fräulein? — Kopf für Kopf! Die ganze Reiterei verpfändete Mit ihren Namen ſich; bei Gott, ich glaube, Es ließe glücklich eine Subſcription, Beim ganzen Heer der Märker, ſich eröffnen! Natalie (nach einer Pauſe.) Warum nicht ſchickt Ihr Officiere ab, Die das Geſchäft im Lager hier betreiben? Graf Stein. Vergebt! — Dem weigerte der Obriſt ſich! — Er wünſche, ſprach er, nichts zu thun, das man Mit einem übeln Namen taufen könnte. Natalie. Der wunderliche Herr! Bald kühn! bald zaghaft! — Zum Glück trug mir der Kurfürſt, fällt mir ein, Bedrängt von anderen Geſchäften, auf, An Kottwitz, dem die Stellung dort zu eng, Zum Marſch hierher die Ordre zu erlaſſen! — Ich ſetze gleich mich nieder es zu thun. (ſie ſetzt ſich und ſchreibt.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#STEIN"> <p><pb facs="#f0086" n="73"/> Ihm lauer ſchlügen, als die unſrigen! —<lb/> Es trifft ungünſtig ſich für die Supplik,<lb/> Daß Kottwitz fern in Arnſtein cantonirt,<lb/> Geſondert von den andern Regimentern,<lb/> Die hier, bei dieſer Stadt, im Lager ſtehn.<lb/> Dem Blatt fehlt es an Freiheit, leicht und ſicher,<lb/> Die Kraft nach jeder Richtung zu entfalten.</p> </sp><lb/> <sp who="#NAT"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Natalie</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Gleichwohl fällt, dünkt mich, ſo das Blatt nur leicht? —<lb/> Seyd Ihr gewiß, Herr Graf, wärt Ihr im Ort,<lb/> Und ſprächt die Herrn, die hier verſammelt ſind,<lb/> Sie ſchlöſſen gleichfalls dem Geſuch ſich an?</p> </sp><lb/> <sp who="#STEIN"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Graf Stein</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Hier in der Stadt, mein Fräulein? — Kopf für Kopf!<lb/> Die ganze Reiterei verpfändete<lb/> Mit ihren Namen ſich; bei Gott, ich glaube,<lb/> Es ließe glücklich eine Subſcription,<lb/> Beim ganzen Heer der Märker, ſich eröffnen!</p> </sp><lb/> <sp who="#NAT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Natalie</hi> </hi> </speaker> <stage> <hi rendition="#c">(nach einer Pauſe.)</hi> </stage><lb/> <p>Warum nicht ſchickt Ihr Officiere ab,<lb/> Die das Geſchäft im Lager hier betreiben?</p> </sp><lb/> <sp who="#STEIN"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Graf Stein</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Vergebt! — Dem weigerte der Obriſt ſich!<lb/> — Er wünſche, ſprach er, nichts zu thun, das man<lb/> Mit einem übeln Namen taufen könnte.</p> </sp><lb/> <sp who="#NAT"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Natalie</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Der wunderliche Herr! Bald kühn! bald zaghaft! —<lb/> Zum Glück trug mir der Kurfürſt, fällt mir ein,<lb/> Bedrängt von anderen Geſchäften, auf,<lb/> An Kottwitz, dem die Stellung dort zu eng,<lb/> Zum Marſch hierher die Ordre zu erlaſſen! —<lb/> Ich ſetze gleich mich nieder es zu thun.</p><lb/> <stage>(ſie ſetzt ſich und ſchreibt.)</stage> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0086]
Ihm lauer ſchlügen, als die unſrigen! —
Es trifft ungünſtig ſich für die Supplik,
Daß Kottwitz fern in Arnſtein cantonirt,
Geſondert von den andern Regimentern,
Die hier, bei dieſer Stadt, im Lager ſtehn.
Dem Blatt fehlt es an Freiheit, leicht und ſicher,
Die Kraft nach jeder Richtung zu entfalten.
Natalie.
Gleichwohl fällt, dünkt mich, ſo das Blatt nur leicht? —
Seyd Ihr gewiß, Herr Graf, wärt Ihr im Ort,
Und ſprächt die Herrn, die hier verſammelt ſind,
Sie ſchlöſſen gleichfalls dem Geſuch ſich an?
Graf Stein.
Hier in der Stadt, mein Fräulein? — Kopf für Kopf!
Die ganze Reiterei verpfändete
Mit ihren Namen ſich; bei Gott, ich glaube,
Es ließe glücklich eine Subſcription,
Beim ganzen Heer der Märker, ſich eröffnen!
Natalie (nach einer Pauſe.)
Warum nicht ſchickt Ihr Officiere ab,
Die das Geſchäft im Lager hier betreiben?
Graf Stein.
Vergebt! — Dem weigerte der Obriſt ſich!
— Er wünſche, ſprach er, nichts zu thun, das man
Mit einem übeln Namen taufen könnte.
Natalie.
Der wunderliche Herr! Bald kühn! bald zaghaft! —
Zum Glück trug mir der Kurfürſt, fällt mir ein,
Bedrängt von anderen Geſchäften, auf,
An Kottwitz, dem die Stellung dort zu eng,
Zum Marſch hierher die Ordre zu erlaſſen! —
Ich ſetze gleich mich nieder es zu thun.
(ſie ſetzt ſich und ſchreibt.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |