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Kleist, Ewald Christian von: Der Frühling. Berlin, 1749.

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Der Frühling.
Da will ich an schwirrendem Rohr in ihrer Blumenschooß ruhend
Mit starken Zügen ihn einziehn. Kom zu mir Liebling Miner-
vens

Mein treuster - - - - durch den jüngsthin der Winter mir grünte
Von dessen Lippen die Freude zu meinem Busen herabströhmt,
Kom! leg dich zu mir und mach die Gegend zur himmlischen Woh-
nung.

Laß uns der Kinder der Flora Gestalt und Liebe bewundern
Und spotten mit ihnen geschmückt des hohen Pöbels im Purpur.
Besing die Schönheit der Tugend; Laß deines Mundes Gespräche
Mir süsser als Rosenduft seyn. Hier ist der Gratien Lustplatz
Kunstlose Gärte durchirrt hier die Ruh, hier rieselt Entzückung
Mit hellen Bächen heran. Den grünen Kleeboden schmücken
Zerstreute Wälder von Blumen. Ein Meer von holden Gerüchen
Wallt unsichtbar über der Flur in grossen taumelnden Wogen
Von lauen Winden durchwühlt. Es ist durch tausend Bewohner
Die bunte Gegend belebt. Hochbeinigt watet im Wasser

Dort
E

Der Frühling.
Da will ich an ſchwirrendem Rohr in ihrer Blumenſchooß ruhend
Mit ſtarken Zügen ihn einziehn. Kom zu mir Liebling Miner-
vens

Mein treuſter - - - - durch den jüngſthin der Winter mir grünte
Von deſſen Lippen die Freude zu meinem Buſen herabſtröhmt,
Kom! leg dich zu mir und mach die Gegend zur himmliſchen Woh-
nung.

Laß uns der Kinder der Flora Geſtalt und Liebe bewundern
Und ſpotten mit ihnen geſchmückt des hohen Pöbels im Purpur.
Beſing die Schönheit der Tugend; Laß deines Mundes Geſpräche
Mir ſüſſer als Roſenduft ſeyn. Hier iſt der Gratien Luſtplatz
Kunſtloſe Gärte durchirrt hier die Ruh, hier rieſelt Entzückung
Mit hellen Bächen heran. Den grünen Kleeboden ſchmücken
Zerſtreute Wälder von Blumen. Ein Meer von holden Gerüchen
Wallt unſichtbar über der Flur in groſſen taumelnden Wogen
Von lauen Winden durchwühlt. Es iſt durch tauſend Bewohner
Die bunte Gegend belebt. Hochbeinigt watet im Waſſer

Dort
E
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[33/0035] Der Frühling. Da will ich an ſchwirrendem Rohr in ihrer Blumenſchooß ruhend Mit ſtarken Zügen ihn einziehn. Kom zu mir Liebling Miner- vens Mein treuſter - - - - durch den jüngſthin der Winter mir grünte Von deſſen Lippen die Freude zu meinem Buſen herabſtröhmt, Kom! leg dich zu mir und mach die Gegend zur himmliſchen Woh- nung. Laß uns der Kinder der Flora Geſtalt und Liebe bewundern Und ſpotten mit ihnen geſchmückt des hohen Pöbels im Purpur. Beſing die Schönheit der Tugend; Laß deines Mundes Geſpräche Mir ſüſſer als Roſenduft ſeyn. Hier iſt der Gratien Luſtplatz Kunſtloſe Gärte durchirrt hier die Ruh, hier rieſelt Entzückung Mit hellen Bächen heran. Den grünen Kleeboden ſchmücken Zerſtreute Wälder von Blumen. Ein Meer von holden Gerüchen Wallt unſichtbar über der Flur in groſſen taumelnden Wogen Von lauen Winden durchwühlt. Es iſt durch tauſend Bewohner Die bunte Gegend belebt. Hochbeinigt watet im Waſſer Dort E

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Zitationshilfe: Kleist, Ewald Christian von: Der Frühling. Berlin, 1749, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fruehling_1749/35>, abgerufen am 21.11.2024.