Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Ewald Christian von: Der Frühling. Berlin, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Frühling.
Ost ihnen des heitern Olymps azurne Thoren eröfnet
Und Helden und Götter gezeigt; Empfangt mich füllet die Seele
Mit holder Wehmuth und Ruh! O daß mein Lebensbach endlich
Von Klippen da er entsprang in euren Gründen verflösse!
Führt mich in Gängen voll Nacht zum glänzenden Throne der
Tugend

Der um sich die Schatten erhellt. Lehrt mich den Wiederhall reitzen
Zum Ruhm der verjüngten Natur. Und ihr, ihr lachenden
Wiesen!

Ihr Labyrinthe der Bäche, bethaute Thäler voll Rosen!
Ich will die Wollust in mich mit eurem Balsamhauch ziehen
Und wenn Aurora euch weckt mit ihren Stralen sie trinken.
Gestreckt im Schatten will ich in güldne Sayten die Freude
Die in euch wohnet besingen. Reitzt und begeistert die Sinnen
Daß meine Thöne die Gegend wie Zesirs Lispelu erfüllen
Der jetzt durchs Veilchen-Thal fleucht, und wie die rieselnden
Bäche.

Auf

Der Frühling.
Oſt ihnen des heitern Olymps azurne Thoren eröfnet
Und Helden und Götter gezeigt; Empfangt mich füllet die Seele
Mit holder Wehmuth und Ruh! O daß mein Lebensbach endlich
Von Klippen da er entſprang in euren Gründen verflöſſe!
Führt mich in Gängen voll Nacht zum glänzenden Throne der
Tugend

Der um ſich die Schatten erhellt. Lehrt mich den Wiederhall reitzen
Zum Ruhm der verjüngten Natur. Und ihr, ihr lachenden
Wieſen!

Ihr Labyrinthe der Bäche, bethaute Thäler voll Roſen!
Ich will die Wolluſt in mich mit eurem Balſamhauch ziehen
Und wenn Aurora euch weckt mit ihren Stralen ſie trinken.
Geſtreckt im Schatten will ich in güldne Sayten die Freude
Die in euch wohnet beſingen. Reitzt und begeiſtert die Sinnen
Daß meine Thöne die Gegend wie Zeſirs Liſpelu erfüllen
Der jetzt durchs Veilchen-Thal fleucht, und wie die rieſelnden
Bäche.

Auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <pb facs="#f0008" n="6"/>
            <fw rendition="#i" type="header" place="top">Der Frühling.</fw><lb/>
            <l rendition="#i">O&#x017F;t ihnen des heitern Olymps azurne Thoren eröfnet</l><lb/>
            <l rendition="#i">Und Helden und Götter gezeigt; Empfangt mich füllet die Seele</l><lb/>
            <l rendition="#i">Mit holder Wehmuth und Ruh! O daß mein Lebensbach endlich</l><lb/>
            <l rendition="#i">Von Klippen da er ent&#x017F;prang in euren Gründen verflö&#x017F;&#x017F;e!</l><lb/>
            <l rendition="#i">Führt mich in Gängen voll Nacht zum glänzenden Throne der<lb/><hi rendition="#et">Tugend</hi></l><lb/>
            <l rendition="#i">Der um &#x017F;ich die Schatten erhellt. Lehrt mich den Wiederhall reitzen</l><lb/>
            <l rendition="#i">Zum Ruhm der verjüngten Natur. Und ihr, ihr lachenden<lb/><hi rendition="#et">Wie&#x017F;en!</hi></l><lb/>
            <l rendition="#i">Ihr Labyrinthe der Bäche, bethaute Thäler voll Ro&#x017F;en!</l><lb/>
            <l rendition="#i">Ich will die Wollu&#x017F;t in mich mit eurem Bal&#x017F;amhauch ziehen</l><lb/>
            <l rendition="#i">Und wenn Aurora euch weckt mit ihren Stralen &#x017F;ie trinken.</l><lb/>
            <l rendition="#i">Ge&#x017F;treckt im Schatten will ich in güldne Sayten die Freude</l><lb/>
            <l rendition="#i">Die in euch wohnet be&#x017F;ingen. Reitzt und begei&#x017F;tert die Sinnen</l><lb/>
            <l rendition="#i">Daß meine Thöne die Gegend wie Ze&#x017F;irs Li&#x017F;pelu erfüllen</l><lb/>
            <l rendition="#i">Der jetzt durchs Veilchen-Thal fleucht, und wie die rie&#x017F;elnden<lb/><hi rendition="#et">Bäche.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw rendition="#i" type="catch" place="bottom">Auf</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0008] Der Frühling. Oſt ihnen des heitern Olymps azurne Thoren eröfnet Und Helden und Götter gezeigt; Empfangt mich füllet die Seele Mit holder Wehmuth und Ruh! O daß mein Lebensbach endlich Von Klippen da er entſprang in euren Gründen verflöſſe! Führt mich in Gängen voll Nacht zum glänzenden Throne der Tugend Der um ſich die Schatten erhellt. Lehrt mich den Wiederhall reitzen Zum Ruhm der verjüngten Natur. Und ihr, ihr lachenden Wieſen! Ihr Labyrinthe der Bäche, bethaute Thäler voll Roſen! Ich will die Wolluſt in mich mit eurem Balſamhauch ziehen Und wenn Aurora euch weckt mit ihren Stralen ſie trinken. Geſtreckt im Schatten will ich in güldne Sayten die Freude Die in euch wohnet beſingen. Reitzt und begeiſtert die Sinnen Daß meine Thöne die Gegend wie Zeſirs Liſpelu erfüllen Der jetzt durchs Veilchen-Thal fleucht, und wie die rieſelnden Bäche. Auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fruehling_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fruehling_1749/8
Zitationshilfe: Kleist, Ewald Christian von: Der Frühling. Berlin, 1749, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fruehling_1749/8>, abgerufen am 21.11.2024.