Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810. Graf vom Strahl. Wo bist du denn, mein Herzchen? Sag mir an. Käthchen. Auf einer schönen grünen Wiese bin ich, Wo Alles bunt und voller Blumen ist. Graf vom Strahl. Ach, die Vergißmeinnicht! Ach, die Kamillen! Käthchen. Und hier die Veilchen; schau! ein ganzer Busch. Graf vom Strahl. Ich will vom Pferde niedersteigen, Käthchen, Und mich ins Gras ein wenig zu dir setzen. -- Soll ich? Käthchen. Das thu, mein hoher Herr. Graf vom Strahl (als ob er riefe). He, Gottschalk! -- Wo, laß ich doch das Pferd? -- Gottschalk! Wo bist du? Käthchen. Je, laß es stehn. Die Liese läuft nicht weg. Graf vom Strahl (lächelt). Meinst du? -- Nun denn, so sei's! (Pause. -- Er rasselt mit seiner Rüstung). Mein liebes Käthchen. (er faßt ihre Hand). Graf vom Strahl. Wo biſt du denn, mein Herzchen? Sag mir an. Käthchen. Auf einer ſchönen grünen Wieſe bin ich, Wo Alles bunt und voller Blumen iſt. Graf vom Strahl. Ach, die Vergißmeinnicht! Ach, die Kamillen! Käthchen. Und hier die Veilchen; ſchau! ein ganzer Buſch. Graf vom Strahl. Ich will vom Pferde niederſteigen, Käthchen, Und mich ins Gras ein wenig zu dir ſetzen. — Soll ich? Käthchen. Das thu, mein hoher Herr. Graf vom Strahl (als ob er riefe). He, Gottſchalk! — Wo, laß ich doch das Pferd? — Gottſchalk! Wo biſt du? Käthchen. Je, laß es ſtehn. Die Lieſe läuft nicht weg. Graf vom Strahl (lächelt). Meinſt du? — Nun denn, ſo ſei's! (Pauſe. — Er raſſelt mit ſeiner Rüſtung). Mein liebes Käthchen. (er faßt ihre Hand). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0155" n="149"/> <sp who="#STAR"> <speaker><hi rendition="#g">Graf vom Strahl</hi>.</speaker><lb/> <p>Wo biſt du denn, mein Herzchen? Sag mir an.</p> </sp><lb/> <sp who="#KAET"> <speaker><hi rendition="#g">Käthchen</hi>.</speaker><lb/> <p>Auf einer ſchönen grünen Wieſe bin ich,<lb/> Wo Alles bunt und voller Blumen iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#STAR"> <speaker><hi rendition="#g">Graf vom Strahl</hi>.</speaker><lb/> <p>Ach, die Vergißmeinnicht! Ach, die Kamillen!</p> </sp><lb/> <sp who="#KAET"> <speaker><hi rendition="#g">Käthchen</hi>.</speaker><lb/> <p>Und hier die Veilchen; ſchau! ein ganzer Buſch.</p> </sp><lb/> <sp who="#STAR"> <speaker><hi rendition="#g">Graf vom Strahl</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich will vom Pferde niederſteigen, Käthchen,<lb/> Und mich ins Gras ein wenig zu dir ſetzen.<lb/> — Soll ich?</p> </sp><lb/> <sp who="#KAET"> <speaker><hi rendition="#g">Käthchen</hi>.</speaker><lb/> <p>Das thu, mein hoher Herr.</p> </sp><lb/> <sp who="#STAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Graf vom Strahl</hi> </speaker> <stage>(als ob er riefe).</stage><lb/> <p>He, Gottſchalk! —<lb/> Wo, laß ich doch das Pferd? — Gottſchalk! Wo<lb/> biſt du?</p> </sp><lb/> <sp who="#KAET"> <speaker><hi rendition="#g">Käthchen</hi>.</speaker><lb/> <p>Je, laß es ſtehn. Die Lieſe läuft nicht weg.</p> </sp><lb/> <sp who="#STAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Graf vom Strahl</hi> </speaker> <stage>(lächelt).</stage><lb/> <p>Meinſt du? — Nun denn, ſo ſei's!<lb/><stage>(Pauſe. — Er raſſelt mit ſeiner Rüſtung).</stage><lb/> Mein liebes Käthchen.</p><lb/> <stage>(er faßt ihre Hand).</stage> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [149/0155]
Graf vom Strahl.
Wo biſt du denn, mein Herzchen? Sag mir an.
Käthchen.
Auf einer ſchönen grünen Wieſe bin ich,
Wo Alles bunt und voller Blumen iſt.
Graf vom Strahl.
Ach, die Vergißmeinnicht! Ach, die Kamillen!
Käthchen.
Und hier die Veilchen; ſchau! ein ganzer Buſch.
Graf vom Strahl.
Ich will vom Pferde niederſteigen, Käthchen,
Und mich ins Gras ein wenig zu dir ſetzen.
— Soll ich?
Käthchen.
Das thu, mein hoher Herr.
Graf vom Strahl (als ob er riefe).
He, Gottſchalk! —
Wo, laß ich doch das Pferd? — Gottſchalk! Wo
biſt du?
Käthchen.
Je, laß es ſtehn. Die Lieſe läuft nicht weg.
Graf vom Strahl (lächelt).
Meinſt du? — Nun denn, ſo ſei's!
(Pauſe. — Er raſſelt mit ſeiner Rüſtung).
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_kaethchen_1810/155>, abgerufen am 16.02.2025. |