Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810.Sechster Auftritt. Der Graf vom Strahl (vernichtet). Nun, du allmächt'ger Himmel, meine Seele, Sie ist doch werth nicht, daß sie also heiße! Das Maaß, womit sie, auf dem Markt der Welt, Die Dinge mißt, ist falsch; scheusel'ge Bosheit Hab ich für die milde Herrlichkeit erstanden! Wohin flücht' ich, Elender, vor mir selbst? Wenn ein Gewitter wo in Schwaben tobte, Mein Pferd könnt' ich, in meiner Wuth, besteigen, Und suchen, wo der Keil mein Haupt zerschlägt! Was ist zu thun, mein Herz? Was ist zu lassen? Siebenter Auftritt. Kunigunde (in ihrem gewöhnlichen Glanz) Rosalie und die alte Sybille (die schwächlich auf Krücken, durch die Mittelthür abgeht). Kunigunde. Sieh da, Graf Friedrich! Was für ein Anlaß führt euch so früh in meine Zimmer her? Graf vom Strahl (indem er die Sybille mit den Augen verfolgt). Was! Sind die Hexen doppelt? Sechſter Auftritt. Der Graf vom Strahl (vernichtet). Nun, du allmächt'ger Himmel, meine Seele, Sie iſt doch werth nicht, daß ſie alſo heiße! Das Maaß, womit ſie, auf dem Markt der Welt, Die Dinge mißt, iſt falſch; ſcheuſel'ge Bosheit Hab ich für die milde Herrlichkeit erſtanden! Wohin flücht' ich, Elender, vor mir ſelbſt? Wenn ein Gewitter wo in Schwaben tobte, Mein Pferd könnt' ich, in meiner Wuth, beſteigen, Und ſuchen, wo der Keil mein Haupt zerſchlägt! Was iſt zu thun, mein Herz? Was iſt zu laſſen? Siebenter Auftritt. Kunigunde (in ihrem gewöhnlichen Glanz) Roſalie und die alte Sybille (die ſchwächlich auf Krücken, durch die Mittelthür abgeht). Kunigunde. Sieh da, Graf Friedrich! Was für ein Anlaß führt euch ſo früh in meine Zimmer her? Graf vom Strahl (indem er die Sybille mit den Augen verfolgt). Was! Sind die Hexen doppelt? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0187" n="181"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Sechſter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/> <sp who="#STRA"> <speaker> <hi rendition="#g">Der Graf vom Strahl</hi> </speaker> <stage>(vernichtet).</stage><lb/> <p>Nun, du allmächt'ger Himmel, meine Seele,<lb/> Sie iſt doch werth nicht, daß ſie alſo heiße!<lb/> Das Maaß, womit ſie, auf dem Markt der Welt,<lb/> Die Dinge mißt, iſt falſch; ſcheuſel'ge Bosheit<lb/> Hab ich für die milde Herrlichkeit erſtanden!<lb/> Wohin flücht' ich, Elender, vor mir ſelbſt?<lb/> Wenn ein Gewitter wo in Schwaben tobte,<lb/> Mein Pferd könnt' ich, in meiner Wuth, beſteigen,<lb/> Und ſuchen, wo der Keil mein Haupt zerſchlägt!<lb/> Was iſt zu thun, mein Herz? Was iſt zu laſſen?</p> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Siebenter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/> <stage>Kunigunde (in ihrem gewöhnlichen Glanz) Roſalie und die<lb/> alte Sybille (die ſchwächlich auf Krücken, durch die<lb/> Mittelthür abgeht).</stage><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker><hi rendition="#g">Kunigunde</hi>.</speaker><lb/> <p>Sieh da, Graf Friedrich! Was für ein Anlaß<lb/> führt euch ſo früh in meine Zimmer her?</p> </sp><lb/> <sp who="#STAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Graf vom Strahl</hi> </speaker> <stage>(indem er die Sybille mit den<lb/> Augen verfolgt).</stage><lb/> <p>Was! Sind die Hexen doppelt?</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0187]
Sechſter Auftritt.
Der Graf vom Strahl (vernichtet).
Nun, du allmächt'ger Himmel, meine Seele,
Sie iſt doch werth nicht, daß ſie alſo heiße!
Das Maaß, womit ſie, auf dem Markt der Welt,
Die Dinge mißt, iſt falſch; ſcheuſel'ge Bosheit
Hab ich für die milde Herrlichkeit erſtanden!
Wohin flücht' ich, Elender, vor mir ſelbſt?
Wenn ein Gewitter wo in Schwaben tobte,
Mein Pferd könnt' ich, in meiner Wuth, beſteigen,
Und ſuchen, wo der Keil mein Haupt zerſchlägt!
Was iſt zu thun, mein Herz? Was iſt zu laſſen?
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alte Sybille (die ſchwächlich auf Krücken, durch die
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_kaethchen_1810/187>, abgerufen am 16.02.2025. |