Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810.
-- Was wollt' ich doch schon sagen? -- Ja, ganz recht, Ich wollte dich um einen Dienst ersuchen. (er wischt sich die Thränen ab). Käthchen (kleinlaut). Um einen Dienst? Nun, welchen? Sag nur an. (Pause). Graf vom Strahl. Ganz recht. Das war's. -- Du weißt, ich mache morgen Hochzeit. Es ist zur Feier Alles schon bereitet; Am nächsten Mittag bricht der Zug, Mit meiner Braut bereits zum Altar auf. Nun sann' ich mir ein Fest aus, süßes Mädchen, Zu welchen du die Göttin spielen sollst. Du sollst, aus Lieb' zu deinem Herrn, für morgen Die Kleidung, die dich deckt, bei Seite legen, Und in ein reiches Schmuckgewand dich werfen, Das Mutter schon für dich zurecht gelegt. -- Willst du das thun? Käthchen (hält ihre Schürze vor die Augen). Ja, ja, es soll geschehn. Graf vom Strahl. Jedoch recht schön; hörst du? Still aber prächtig! Recht, wie's Natur und Weis' in dir erheischt. Man wird dir Perlen und Smaragden reichen; Gern mögt' ich daß du alle Fraun im Schloß, [13]
— Was wollt' ich doch ſchon ſagen? — Ja, ganz recht, Ich wollte dich um einen Dienſt erſuchen. (er wiſcht ſich die Thränen ab). Käthchen (kleinlaut). Um einen Dienſt? Nun, welchen? Sag nur an. (Pauſe). Graf vom Strahl. Ganz recht. Das war's. — Du weißt, ich mache morgen Hochzeit. Es iſt zur Feier Alles ſchon bereitet; Am nächſten Mittag bricht der Zug, Mit meiner Braut bereits zum Altar auf. Nun ſann' ich mir ein Feſt aus, ſüßes Mädchen, Zu welchen du die Göttin ſpielen ſollſt. Du ſollſt, aus Lieb' zu deinem Herrn, für morgen Die Kleidung, die dich deckt, bei Seite legen, Und in ein reiches Schmuckgewand dich werfen, Das Mutter ſchon für dich zurecht gelegt. — Willſt du das thun? Käthchen (hält ihre Schürze vor die Augen). Ja, ja, es ſoll geſchehn. Graf vom Strahl. Jedoch recht ſchön; hörſt du? Still aber prächtig! Recht, wie's Natur und Weiſ' in dir erheiſcht. Man wird dir Perlen und Smaragden reichen; Gern mögt' ich daß du alle Fraun im Schloß, [13]
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— Was wollt' ich doch ſchon ſagen? — Ja, ganz recht,
Ich wollte dich um einen Dienſt erſuchen.
(er wiſcht ſich die Thränen ab).
Käthchen (kleinlaut).
Um einen Dienſt? Nun, welchen? Sag nur an.
(Pauſe).
Graf vom Strahl.
Ganz recht. Das war's. — Du weißt, ich mache
morgen Hochzeit.
Es iſt zur Feier Alles ſchon bereitet;
Am nächſten Mittag bricht der Zug,
Mit meiner Braut bereits zum Altar auf.
Nun ſann' ich mir ein Feſt aus, ſüßes Mädchen,
Zu welchen du die Göttin ſpielen ſollſt.
Du ſollſt, aus Lieb' zu deinem Herrn, für morgen
Die Kleidung, die dich deckt, bei Seite legen,
Und in ein reiches Schmuckgewand dich werfen,
Das Mutter ſchon für dich zurecht gelegt.
— Willſt du das thun?
Käthchen (hält ihre Schürze vor die Augen).
Ja, ja, es ſoll geſchehn.
Graf vom Strahl.
Jedoch recht ſchön; hörſt du? Still aber prächtig!
Recht, wie's Natur und Weiſ' in dir erheiſcht.
Man wird dir Perlen und Smaragden reichen;
Gern mögt' ich daß du alle Fraun im Schloß,
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_kaethchen_1810/199>, abgerufen am 16.02.2025. |