aber nehme es blos als Hanswurst, und führe dadurch den Prolog bis zur Tragödie hin, in der es der Dichter freilich höher genommen und sogar einen Gott und eine Unsterblichkeit in sie hineinerfunden hat, um seinen Menschen bedeutender zu machen. Ich hoffe indeß das alte Schicksal, unter dem bei den Griechen selbst die Götter standen, darin abzugeben, und die handelnden Personen recht toll in ein- ander zu verwirren, daß sie gar nicht klug aus sich werden, und der Mensch sich zulezt für Gott selbst halten, oder zum mindesten wie die Idealisten und die Weltgeschichte, an einer solchen Maske formen soll.
Ich habe mich jezt so ziemlich angekündigt, und kann das Trauerspiel nun allenfalls selbst auftreten lassen mit seinen drei Einheiten, der Zeit -- auf die ich streng halten werde, da- mit der Mensch sich gar nicht etwa in die Ewigkeit verirrt -- des Orts -- der immer im Raume bleiben soll -- und der Hand-
aber nehme es blos als Hanswurſt, und fuͤhre dadurch den Prolog bis zur Tragoͤdie hin, in der es der Dichter freilich hoͤher genommen und ſogar einen Gott und eine Unſterblichkeit in ſie hineinerfunden hat, um ſeinen Menſchen bedeutender zu machen. Ich hoffe indeß das alte Schickſal, unter dem bei den Griechen ſelbſt die Goͤtter ſtanden, darin abzugeben, und die handelnden Perſonen recht toll in ein- ander zu verwirren, daß ſie gar nicht klug aus ſich werden, und der Menſch ſich zulezt fuͤr Gott ſelbſt halten, oder zum mindeſten wie die Idealiſten und die Weltgeſchichte, an einer ſolchen Maske formen ſoll.
Ich habe mich jezt ſo ziemlich angekuͤndigt, und kann das Trauerſpiel nun allenfalls ſelbſt auftreten laſſen mit ſeinen drei Einheiten, der Zeit — auf die ich ſtreng halten werde, da- mit der Menſch ſich gar nicht etwa in die Ewigkeit verirrt — des Orts — der immer im Raume bleiben ſoll — und der Hand-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0153"n="151"/>
aber nehme es blos als Hanswurſt, und fuͤhre<lb/>
dadurch den Prolog bis zur Tragoͤdie hin, in<lb/>
der es der Dichter freilich hoͤher genommen<lb/>
und ſogar einen Gott und eine Unſterblichkeit<lb/>
in ſie hineinerfunden hat, um ſeinen Menſchen<lb/>
bedeutender zu machen. Ich hoffe indeß das<lb/>
alte Schickſal, unter dem bei den Griechen<lb/>ſelbſt die Goͤtter ſtanden, darin abzugeben,<lb/>
und die handelnden Perſonen recht toll in ein-<lb/>
ander zu verwirren, daß ſie gar nicht klug aus<lb/>ſich werden, und der Menſch ſich zulezt fuͤr<lb/>
Gott ſelbſt halten, oder zum mindeſten wie<lb/>
die Idealiſten und die Weltgeſchichte, an einer<lb/>ſolchen Maske formen ſoll.</p><lb/><p>Ich habe mich jezt ſo ziemlich angekuͤndigt,<lb/>
und kann das Trauerſpiel nun allenfalls ſelbſt<lb/>
auftreten laſſen mit ſeinen drei Einheiten, <hirendition="#g">der<lb/>
Zeit</hi>— auf die ich ſtreng halten werde, da-<lb/>
mit der Menſch ſich gar nicht etwa in die<lb/>
Ewigkeit verirrt — des <hirendition="#g">Orts</hi>— der immer<lb/>
im Raume bleiben ſoll — und der <hirendition="#g">Hand-<lb/></hi></p></div></body></text></TEI>
[151/0153]
aber nehme es blos als Hanswurſt, und fuͤhre
dadurch den Prolog bis zur Tragoͤdie hin, in
der es der Dichter freilich hoͤher genommen
und ſogar einen Gott und eine Unſterblichkeit
in ſie hineinerfunden hat, um ſeinen Menſchen
bedeutender zu machen. Ich hoffe indeß das
alte Schickſal, unter dem bei den Griechen
ſelbſt die Goͤtter ſtanden, darin abzugeben,
und die handelnden Perſonen recht toll in ein-
ander zu verwirren, daß ſie gar nicht klug aus
ſich werden, und der Menſch ſich zulezt fuͤr
Gott ſelbſt halten, oder zum mindeſten wie
die Idealiſten und die Weltgeſchichte, an einer
ſolchen Maske formen ſoll.
Ich habe mich jezt ſo ziemlich angekuͤndigt,
und kann das Trauerſpiel nun allenfalls ſelbſt
auftreten laſſen mit ſeinen drei Einheiten, der
Zeit — auf die ich ſtreng halten werde, da-
mit der Menſch ſich gar nicht etwa in die
Ewigkeit verirrt — des Orts — der immer
im Raume bleiben ſoll — und der Hand-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/153>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.