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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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chen, die himmlische Madonna hatte ihm ih-
ren irdischen Namen hinterlassen. -- Maria
war mit mir von gleichem Alter, und sie ent-
zückte den blinden Knaben durch ihre Lieder
und Töne, und rief die Liebe und die Hoff-
nung aus ihren Träumen auf, daß sie zum
erstenmale hell um sich schauten, und als die
beiden schönsten Vestalen in das Leben traten.

Marie war eine elternlose Waise, und meine
Mutter hatte, als sie sie zu sich nahm, ein
feierliches Gelübde geleistet, das Kind dem
Himmel zu weihen, wenn ich jemals das Licht
erblicken würde. Jezt sehnte ich mich wieder
nach der Sonne, denn sie entführte mir Ma-
rie und ihre Gesänge.

Bald darauf hörte ich öfter von einem
Arzte reden, von dessen Kunst man sich viel
zu meinem Vortheile versprach. -- Ich wankte
zwischen entgegengesetzten Gefühlen -- die
Liebe zur Sonne und zu Marie war gleich hef-

chen, die himmliſche Madonna hatte ihm ih-
ren irdiſchen Namen hinterlaſſen. — Maria
war mit mir von gleichem Alter, und ſie ent-
zuͤckte den blinden Knaben durch ihre Lieder
und Toͤne, und rief die Liebe und die Hoff-
nung aus ihren Traͤumen auf, daß ſie zum
erſtenmale hell um ſich ſchauten, und als die
beiden ſchoͤnſten Veſtalen in das Leben traten.

Marie war eine elternloſe Waiſe, und meine
Mutter hatte, als ſie ſie zu ſich nahm, ein
feierliches Geluͤbde geleiſtet, das Kind dem
Himmel zu weihen, wenn ich jemals das Licht
erblicken wuͤrde. Jezt ſehnte ich mich wieder
nach der Sonne, denn ſie entfuͤhrte mir Ma-
rie und ihre Geſaͤnge.

Bald darauf hoͤrte ich oͤfter von einem
Arzte reden, von deſſen Kunſt man ſich viel
zu meinem Vortheile verſprach. — Ich wankte
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Liebe zur Sonne und zu Marie war gleich hef-

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[195/0197] chen, die himmliſche Madonna hatte ihm ih- ren irdiſchen Namen hinterlaſſen. — Maria war mit mir von gleichem Alter, und ſie ent- zuͤckte den blinden Knaben durch ihre Lieder und Toͤne, und rief die Liebe und die Hoff- nung aus ihren Traͤumen auf, daß ſie zum erſtenmale hell um ſich ſchauten, und als die beiden ſchoͤnſten Veſtalen in das Leben traten. Marie war eine elternloſe Waiſe, und meine Mutter hatte, als ſie ſie zu ſich nahm, ein feierliches Geluͤbde geleiſtet, das Kind dem Himmel zu weihen, wenn ich jemals das Licht erblicken wuͤrde. Jezt ſehnte ich mich wieder nach der Sonne, denn ſie entfuͤhrte mir Ma- rie und ihre Geſaͤnge. Bald darauf hoͤrte ich oͤfter von einem Arzte reden, von deſſen Kunſt man ſich viel zu meinem Vortheile verſprach. — Ich wankte zwiſchen entgegengeſetzten Gefuͤhlen — die Liebe zur Sonne und zu Marie war gleich hef-

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/197>, abgerufen am 24.11.2024.