Ueber den Kopf zerbrach man sich am mei- sten die Köpfe, war es doch kein gewöhnlicher, sondern ein wahrhaftes Teufelshaupt. Die Justiz, der es vorgelegt wurde, wies die Sache von sich, indem sie äußerte, daß die Köpfe eben nicht in ihr Fach schlügen. Es war in der That ein böser Handel und man gerieth sogar in Streit darüber, ob man gegen den Soldat criminaliter verfahren, indem er einen Todschlag begangen, oder ihn vielmehr kanonisiren müsse, weil der Erschlagene der Teufel. Aus dem leztern entsprang wieder ein neues Uebel; es wurde nemlich in meh- reren Monaten keine Absolution mehr begehrt, weil man den Teufel jezt geradezu läugnete und sich auf den in Verwahrung genommenen Kopf berief. Die Pfaffen schrien sich von den Kanzeln heiser und behaupteten ohne weiteres, daß ein Teufel auch ohne Kopf bestehen könne, wovon sie Beweisgründe, aus ihren eigenen Mitteln, anzuführen, erböthig wären.
Aus dem Kopfe selbst konnte man in der
Ueber den Kopf zerbrach man ſich am mei- ſten die Koͤpfe, war es doch kein gewoͤhnlicher, ſondern ein wahrhaftes Teufelshaupt. Die Juſtiz, der es vorgelegt wurde, wies die Sache von ſich, indem ſie aͤußerte, daß die Koͤpfe eben nicht in ihr Fach ſchluͤgen. Es war in der That ein boͤſer Handel und man gerieth ſogar in Streit daruͤber, ob man gegen den Soldat criminaliter verfahren, indem er einen Todſchlag begangen, oder ihn vielmehr kanoniſiren muͤſſe, weil der Erſchlagene der Teufel. Aus dem leztern entſprang wieder ein neues Uebel; es wurde nemlich in meh- reren Monaten keine Abſolution mehr begehrt, weil man den Teufel jezt geradezu laͤugnete und ſich auf den in Verwahrung genommenen Kopf berief. Die Pfaffen ſchrien ſich von den Kanzeln heiſer und behaupteten ohne weiteres, daß ein Teufel auch ohne Kopf beſtehen koͤnne, wovon ſie Beweisgruͤnde, aus ihren eigenen Mitteln, anzufuͤhren, erboͤthig waͤren.
Aus dem Kopfe ſelbſt konnte man in der
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0027"n="25"/><p>Ueber den Kopf zerbrach man ſich am mei-<lb/>ſten die Koͤpfe, war es doch kein gewoͤhnlicher,<lb/>ſondern ein wahrhaftes Teufelshaupt. Die<lb/>
Juſtiz, der es vorgelegt wurde, wies die<lb/>
Sache von ſich, indem ſie aͤußerte, daß die<lb/>
Koͤpfe eben nicht in ihr Fach ſchluͤgen. Es<lb/>
war in der That ein boͤſer Handel und man<lb/>
gerieth ſogar in Streit daruͤber, ob man gegen<lb/>
den Soldat <hirendition="#aq">criminaliter</hi> verfahren, indem er<lb/>
einen Todſchlag begangen, oder ihn vielmehr<lb/>
kanoniſiren muͤſſe, weil der Erſchlagene der<lb/>
Teufel. Aus dem leztern entſprang wieder<lb/>
ein neues Uebel; es wurde nemlich in meh-<lb/>
reren Monaten keine Abſolution mehr begehrt,<lb/>
weil man den Teufel jezt geradezu laͤugnete<lb/>
und ſich auf den in Verwahrung genommenen<lb/>
Kopf berief. Die Pfaffen ſchrien ſich von den<lb/>
Kanzeln heiſer und behaupteten ohne weiteres,<lb/>
daß ein Teufel auch ohne Kopf beſtehen koͤnne,<lb/>
wovon ſie Beweisgruͤnde, aus ihren eigenen<lb/>
Mitteln, anzufuͤhren, erboͤthig waͤren.</p><lb/><p>Aus dem Kopfe ſelbſt konnte man in der<lb/></p></div></body></text></TEI>
[25/0027]
Ueber den Kopf zerbrach man ſich am mei-
ſten die Koͤpfe, war es doch kein gewoͤhnlicher,
ſondern ein wahrhaftes Teufelshaupt. Die
Juſtiz, der es vorgelegt wurde, wies die
Sache von ſich, indem ſie aͤußerte, daß die
Koͤpfe eben nicht in ihr Fach ſchluͤgen. Es
war in der That ein boͤſer Handel und man
gerieth ſogar in Streit daruͤber, ob man gegen
den Soldat criminaliter verfahren, indem er
einen Todſchlag begangen, oder ihn vielmehr
kanoniſiren muͤſſe, weil der Erſchlagene der
Teufel. Aus dem leztern entſprang wieder
ein neues Uebel; es wurde nemlich in meh-
reren Monaten keine Abſolution mehr begehrt,
weil man den Teufel jezt geradezu laͤugnete
und ſich auf den in Verwahrung genommenen
Kopf berief. Die Pfaffen ſchrien ſich von den
Kanzeln heiſer und behaupteten ohne weiteres,
daß ein Teufel auch ohne Kopf beſtehen koͤnne,
wovon ſie Beweisgruͤnde, aus ihren eigenen
Mitteln, anzufuͤhren, erboͤthig waͤren.
Aus dem Kopfe ſelbſt konnte man in der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/27>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.