Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite
2.

Die jüngsten Rathsherren, mit einem
der vier Syndiken, machten sich auf den
Weg, und der Bürgermeister schickte nach
Hause, Anstalten zum Schmauße zu ma-
chen. Der Teufel Leviathan war eben mit
Fausten in einem tiefen Gespräche verwickelt,
als ihnen die Gesandtschaft angemeldet ward.
Man ließ sie ein. Sie bewillkommten im
Nahmen des Senats in aller Demuth den
vornehmen Gast, und gaben ihm durch ei-
ne feine Wendung zu verstehen, daß ihnen
sowohl seine hohe Person, als seine wichtigen
Aufträge, bekannt wären, und versicherten
ihn mit zierlichen Worten von ihrem Eifer
für das Kaiserliche hohe Haus. Der Teu-
fel verzerrte das Gesicht, wandte sich zu
Fausten, faßte ihn an der Hand, und ver-
sicherte die Redner, daß ihn nichts in ihre
Mauern geführt hätte, als ihnen die-
sen großen Mann zu entwenden, den sie,
wie er nicht zweifle, zu schätzen wüßten.
Die Abgesandten wurden etwas verwirrt,

faßten
F 5
2.

Die juͤngſten Rathsherren, mit einem
der vier Syndiken, machten ſich auf den
Weg, und der Buͤrgermeiſter ſchickte nach
Hauſe, Anſtalten zum Schmauße zu ma-
chen. Der Teufel Leviathan war eben mit
Fauſten in einem tiefen Geſpraͤche verwickelt,
als ihnen die Geſandtſchaft angemeldet ward.
Man ließ ſie ein. Sie bewillkommten im
Nahmen des Senats in aller Demuth den
vornehmen Gaſt, und gaben ihm durch ei-
ne feine Wendung zu verſtehen, daß ihnen
ſowohl ſeine hohe Perſon, als ſeine wichtigen
Auftraͤge, bekannt waͤren, und verſicherten
ihn mit zierlichen Worten von ihrem Eifer
fuͤr das Kaiſerliche hohe Haus. Der Teu-
fel verzerrte das Geſicht, wandte ſich zu
Fauſten, faßte ihn an der Hand, und ver-
ſicherte die Redner, daß ihn nichts in ihre
Mauern gefuͤhrt haͤtte, als ihnen die-
ſen großen Mann zu entwenden, den ſie,
wie er nicht zweifle, zu ſchaͤtzen wuͤßten.
Die Abgeſandten wurden etwas verwirrt,

faßten
F 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0100" n="89"/>
        <div n="2">
          <head>2.</head><lb/>
          <p>Die ju&#x0364;ng&#x017F;ten Rathsherren, mit einem<lb/>
der vier Syndiken, machten &#x017F;ich auf den<lb/>
Weg, und der Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter &#x017F;chickte nach<lb/>
Hau&#x017F;e, An&#x017F;talten zum Schmauße zu ma-<lb/>
chen. Der Teufel Leviathan war eben mit<lb/>
Fau&#x017F;ten in einem tiefen Ge&#x017F;pra&#x0364;che verwickelt,<lb/>
als ihnen die Ge&#x017F;andt&#x017F;chaft angemeldet ward.<lb/>
Man ließ &#x017F;ie ein. Sie bewillkommten im<lb/>
Nahmen des Senats in aller Demuth den<lb/>
vornehmen Ga&#x017F;t, und gaben ihm durch ei-<lb/>
ne feine Wendung zu ver&#x017F;tehen, daß ihnen<lb/>
&#x017F;owohl &#x017F;eine hohe Per&#x017F;on, als &#x017F;eine wichtigen<lb/>
Auftra&#x0364;ge, bekannt wa&#x0364;ren, und ver&#x017F;icherten<lb/>
ihn mit zierlichen Worten von ihrem Eifer<lb/>
fu&#x0364;r das Kai&#x017F;erliche hohe Haus. Der Teu-<lb/>
fel verzerrte das Ge&#x017F;icht, wandte &#x017F;ich zu<lb/>
Fau&#x017F;ten, faßte ihn an der Hand, und ver-<lb/>
&#x017F;icherte die Redner, daß ihn nichts in ihre<lb/>
Mauern gefu&#x0364;hrt ha&#x0364;tte, als ihnen die-<lb/>
&#x017F;en großen Mann zu entwenden, den &#x017F;ie,<lb/>
wie er nicht zweifle, zu &#x017F;cha&#x0364;tzen wu&#x0364;ßten.<lb/>
Die Abge&#x017F;andten wurden etwas verwirrt,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 5</fw><fw place="bottom" type="catch">faßten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0100] 2. Die juͤngſten Rathsherren, mit einem der vier Syndiken, machten ſich auf den Weg, und der Buͤrgermeiſter ſchickte nach Hauſe, Anſtalten zum Schmauße zu ma- chen. Der Teufel Leviathan war eben mit Fauſten in einem tiefen Geſpraͤche verwickelt, als ihnen die Geſandtſchaft angemeldet ward. Man ließ ſie ein. Sie bewillkommten im Nahmen des Senats in aller Demuth den vornehmen Gaſt, und gaben ihm durch ei- ne feine Wendung zu verſtehen, daß ihnen ſowohl ſeine hohe Perſon, als ſeine wichtigen Auftraͤge, bekannt waͤren, und verſicherten ihn mit zierlichen Worten von ihrem Eifer fuͤr das Kaiſerliche hohe Haus. Der Teu- fel verzerrte das Geſicht, wandte ſich zu Fauſten, faßte ihn an der Hand, und ver- ſicherte die Redner, daß ihn nichts in ihre Mauern gefuͤhrt haͤtte, als ihnen die- ſen großen Mann zu entwenden, den ſie, wie er nicht zweifle, zu ſchaͤtzen wuͤßten. Die Abgeſandten wurden etwas verwirrt, faßten F 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/100
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/100>, abgerufen am 24.11.2024.