die Rechnung zu berichtigen, und Fausts Sachen zu bringen. Darauf wandte er sich zu Faust, und fragte ihn: wie er mit seinem Probstück zufrieden sey?
Faust. Hm, will der Teufel gelobt seyn? so! so! Es freut mich übrigens, daß du ihnen etwas angehängt hast; aber nie hät- te ich's hinter dem ernsthaften Schuft ge- sucht, daß er sein Weib um des Wahns willen prostituiren würde.
Teufel. Nur weiter, Faust, bald wirst du dich überzeugen, daß dieses die Gottheit ist, die ihr anbetet, und die ihr unter aller- ley glänzenden Gestalten ausgeputzt habt, ihre Blöße zu verstecken. Man hört dir noch immer an, daß du dich mit den Bü- chern abgegeben, und auf leerem Stroh ge- droschen hast; freylich nicht der Weg zu dem Herzen der Menschen. Die Schuppen werden dir schon nach und nach von den Au- gen fallen. In deinem Vaterland ist übrigens nicht viel zu thun. Möncherey, Schola- stik, Prügelleyen der Edelleute, Menschen-
handel
die Rechnung zu berichtigen, und Fauſts Sachen zu bringen. Darauf wandte er ſich zu Fauſt, und fragte ihn: wie er mit ſeinem Probſtuͤck zufrieden ſey?
Fauſt. Hm, will der Teufel gelobt ſeyn? ſo! ſo! Es freut mich uͤbrigens, daß du ihnen etwas angehaͤngt haſt; aber nie haͤt- te ich’s hinter dem ernſthaften Schuft ge- ſucht, daß er ſein Weib um des Wahns willen proſtituiren wuͤrde.
Teufel. Nur weiter, Fauſt, bald wirſt du dich uͤberzeugen, daß dieſes die Gottheit iſt, die ihr anbetet, und die ihr unter aller- ley glaͤnzenden Geſtalten ausgeputzt habt, ihre Bloͤße zu verſtecken. Man hoͤrt dir noch immer an, daß du dich mit den Buͤ- chern abgegeben, und auf leerem Stroh ge- droſchen haſt; freylich nicht der Weg zu dem Herzen der Menſchen. Die Schuppen werden dir ſchon nach und nach von den Au- gen fallen. In deinem Vaterland iſt uͤbrigens nicht viel zu thun. Moͤncherey, Schola- ſtik, Pruͤgelleyen der Edelleute, Menſchen-
handel
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0119"n="108"/>
die Rechnung zu berichtigen, und Fauſts<lb/>
Sachen zu bringen. Darauf wandte er<lb/>ſich zu Fauſt, und fragte ihn: wie er mit<lb/>ſeinem Probſtuͤck zufrieden ſey?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Hm, will der Teufel gelobt ſeyn?<lb/>ſo! ſo! Es freut mich uͤbrigens, daß du<lb/>
ihnen etwas angehaͤngt haſt; aber nie haͤt-<lb/>
te ich’s hinter dem ernſthaften Schuft ge-<lb/>ſucht, daß er ſein Weib um des Wahns<lb/>
willen proſtituiren wuͤrde.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel</hi>. Nur weiter, Fauſt, bald wirſt<lb/>
du dich uͤberzeugen, daß dieſes die Gottheit<lb/>
iſt, die ihr anbetet, und die ihr unter aller-<lb/>
ley glaͤnzenden Geſtalten ausgeputzt habt,<lb/>
ihre Bloͤße zu verſtecken. Man hoͤrt dir<lb/>
noch immer an, daß du dich mit den Buͤ-<lb/>
chern abgegeben, und auf leerem Stroh ge-<lb/>
droſchen haſt; freylich nicht der Weg zu<lb/>
dem Herzen der Menſchen. Die Schuppen<lb/>
werden dir ſchon nach und nach von den Au-<lb/>
gen fallen. In deinem Vaterland iſt uͤbrigens<lb/>
nicht viel zu thun. Moͤncherey, Schola-<lb/>ſtik, Pruͤgelleyen der Edelleute, Menſchen-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">handel</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[108/0119]
die Rechnung zu berichtigen, und Fauſts
Sachen zu bringen. Darauf wandte er
ſich zu Fauſt, und fragte ihn: wie er mit
ſeinem Probſtuͤck zufrieden ſey?
Fauſt. Hm, will der Teufel gelobt ſeyn?
ſo! ſo! Es freut mich uͤbrigens, daß du
ihnen etwas angehaͤngt haſt; aber nie haͤt-
te ich’s hinter dem ernſthaften Schuft ge-
ſucht, daß er ſein Weib um des Wahns
willen proſtituiren wuͤrde.
Teufel. Nur weiter, Fauſt, bald wirſt
du dich uͤberzeugen, daß dieſes die Gottheit
iſt, die ihr anbetet, und die ihr unter aller-
ley glaͤnzenden Geſtalten ausgeputzt habt,
ihre Bloͤße zu verſtecken. Man hoͤrt dir
noch immer an, daß du dich mit den Buͤ-
chern abgegeben, und auf leerem Stroh ge-
droſchen haſt; freylich nicht der Weg zu
dem Herzen der Menſchen. Die Schuppen
werden dir ſchon nach und nach von den Au-
gen fallen. In deinem Vaterland iſt uͤbrigens
nicht viel zu thun. Moͤncherey, Schola-
ſtik, Pruͤgelleyen der Edelleute, Menſchen-
handel
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/119>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.