Hierauf trennte er sich von seinem Freun- de, ohne seinen Dank abzuwarten, gieng weiter mit dem Teufel, seine Schulden zu be- zahlen. Besuchte dann seine übrigen Freun- de, gab überall mit vollen Händen, selbst denen, die ihn im Unglück verlassen hatten, und fühlte sich glücklich, seiner angebohr- nen Großmuth und Freygebigkeit, ohne Maaß und Einschränkung, den Zügel schie- ßen lassen zu können. Der Teufel der wei- ter sah, und bemerkte, wie er ohne alle Ue- berlegung wegwarf, freute sich der Folgen.
8.
Sie kamen nach dem Gasthofe. Faust, dem nun das Betragen seiner Frau wieder einfiel, war mürrisch und betroffen, er konn- te es ihr nicht vergeben, daß ihr weiter kei- ne Klagen über seine Entfernung entfahren seyen, nachdem sie das Gold und die Klei- nodien gesehen hatte. Er glaubte sich bis- her mehr von ihr geliebt, als alle Schätze der Erde, und dachte sie würde dieselben
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Hierauf trennte er ſich von ſeinem Freun- de, ohne ſeinen Dank abzuwarten, gieng weiter mit dem Teufel, ſeine Schulden zu be- zahlen. Beſuchte dann ſeine uͤbrigen Freun- de, gab uͤberall mit vollen Haͤnden, ſelbſt denen, die ihn im Ungluͤck verlaſſen hatten, und fuͤhlte ſich gluͤcklich, ſeiner angebohr- nen Großmuth und Freygebigkeit, ohne Maaß und Einſchraͤnkung, den Zuͤgel ſchie- ßen laſſen zu koͤnnen. Der Teufel der wei- ter ſah, und bemerkte, wie er ohne alle Ue- berlegung wegwarf, freute ſich der Folgen.
8.
Sie kamen nach dem Gaſthofe. Fauſt, dem nun das Betragen ſeiner Frau wieder einfiel, war muͤrriſch und betroffen, er konn- te es ihr nicht vergeben, daß ihr weiter kei- ne Klagen uͤber ſeine Entfernung entfahren ſeyen, nachdem ſie das Gold und die Klei- nodien geſehen hatte. Er glaubte ſich bis- her mehr von ihr geliebt, als alle Schaͤtze der Erde, und dachte ſie wuͤrde dieſelben
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Hierauf trennte er ſich von ſeinem Freun-
de, ohne ſeinen Dank abzuwarten, gieng
weiter mit dem Teufel, ſeine Schulden zu be-
zahlen. Beſuchte dann ſeine uͤbrigen Freun-
de, gab uͤberall mit vollen Haͤnden, ſelbſt
denen, die ihn im Ungluͤck verlaſſen hatten,
und fuͤhlte ſich gluͤcklich, ſeiner angebohr-
nen Großmuth und Freygebigkeit, ohne
Maaß und Einſchraͤnkung, den Zuͤgel ſchie-
ßen laſſen zu koͤnnen. Der Teufel der wei-
ter ſah, und bemerkte, wie er ohne alle Ue-
berlegung wegwarf, freute ſich der Folgen.
8.
Sie kamen nach dem Gaſthofe. Fauſt,
dem nun das Betragen ſeiner Frau wieder
einfiel, war muͤrriſch und betroffen, er konn-
te es ihr nicht vergeben, daß ihr weiter kei-
ne Klagen uͤber ſeine Entfernung entfahren
ſeyen, nachdem ſie das Gold und die Klei-
nodien geſehen hatte. Er glaubte ſich bis-
her mehr von ihr geliebt, als alle Schaͤtze
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/142>, abgerufen am 23.11.2024.
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