Aebtissin. So lispelt mir's in das Ohr. Was die Aebtissin der schwarzen Nonnen, ohne Gefahr ihrer Seeligkeit thun konnte, mag auch die Aebtissin der weissen thun.
Teufel. ihr leise in's Ohr: Er rieth mir, es zu veranstalten; oder gesche- hen zu lassen, daß die mir gefährliche Non- ne, die Sünde des Fleisches begienge.
Aebtissin. sich kreuzigend. Heilige Ursula! dies ist ja Teufelswerk, und führt grade zur Hölle.
Teufel. Den der sie begeht, liebe Schwe- ster, und das rathe ich euch ja nicht. Be- denkt doch, wenn ihr um der heimlichen Sünden eurer Nonnen verdammt würdet, wie sollte es euch ergehen?
Aebtissin. Aber um aller Heiligen willen, wie konntet ihr eine so gefährliche Sache ausführen, ohne daß es entdeckt wurde?
Teufel.
Fausts Leben. K
Aebtiſſin. Und der Rath? der Rath?
Teufel. Ich ſchaͤme mich, es euch laut zu ſagen.
Aebtiſſin. So liſpelt mir’s in das Ohr. Was die Aebtiſſin der ſchwarzen Nonnen, ohne Gefahr ihrer Seeligkeit thun konnte, mag auch die Aebtiſſin der weiſſen thun.
Teufel. ihr leiſe in’s Ohr: Er rieth mir, es zu veranſtalten; oder geſche- hen zu laſſen, daß die mir gefaͤhrliche Non- ne, die Suͤnde des Fleiſches begienge.
Aebtiſſin. ſich kreuzigend. Heilige Urſula! dies iſt ja Teufelswerk, und fuͤhrt grade zur Hoͤlle.
Teufel. Den der ſie begeht, liebe Schwe- ſter, und das rathe ich euch ja nicht. Be- denkt doch, wenn ihr um der heimlichen Suͤnden eurer Nonnen verdammt wuͤrdet, wie ſollte es euch ergehen?
Aebtiſſin. Aber um aller Heiligen willen, wie konntet ihr eine ſo gefaͤhrliche Sache ausfuͤhren, ohne daß es entdeckt wurde?
Teufel.
Fauſts Leben. K
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Aebtiſſin. Und der Rath? der Rath?
Teufel. Ich ſchaͤme mich, es euch laut
zu ſagen.
Aebtiſſin. So liſpelt mir’s in das Ohr.
Was die Aebtiſſin der ſchwarzen Nonnen,
ohne Gefahr ihrer Seeligkeit thun konnte,
mag auch die Aebtiſſin der weiſſen thun.
Teufel. ihr leiſe in’s Ohr: Er
rieth mir, es zu veranſtalten; oder geſche-
hen zu laſſen, daß die mir gefaͤhrliche Non-
ne, die Suͤnde des Fleiſches begienge.
Aebtiſſin. ſich kreuzigend. Heilige
Urſula! dies iſt ja Teufelswerk, und fuͤhrt
grade zur Hoͤlle.
Teufel. Den der ſie begeht, liebe Schwe-
ſter, und das rathe ich euch ja nicht. Be-
denkt doch, wenn ihr um der heimlichen
Suͤnden eurer Nonnen verdammt wuͤrdet,
wie ſollte es euch ergehen?
Aebtiſſin. Aber um aller Heiligen willen,
wie konntet ihr eine ſo gefaͤhrliche Sache
ausfuͤhren, ohne daß es entdeckt wurde?
Teufel.
Fauſts Leben. K
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/156>, abgerufen am 24.11.2024.
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