Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

"den Mönch vermahnen, dem Beyspiel
"des heiligen Antonius zu folgen, und
"gleich ihm gegen die Versuchungen des
"Teufels, mit den Waffen des Gebeths und
"des Fastens zu kämpfen. Uebrigens be-
"dauerte man sehr, daß der Satan nicht
"mehr Achtung vor dem Erzbischof hätte,
"und so unverschämt wäre, seine höllische
"Vorspieglungen, nach den Gestalten seiner
"hohen Familie zu bilden." Das Dom-
kapitul führte sich hierbey ganz so auf, wie
die Erbprinzen, denen ihre Väter zu lange
regieren. Was aber den Fall gänzlich ver-
wirrte, war ein Bericht aus dem Nonnen-
Kloster. Die Nonnen waren alle im Re-
fectorio versammelt, eine Mutter Gottes,
zum nächsten Fest aufzuputzen, um es durch
ihren Pracht den schwarzen Nonnen zuvor-
zuthun, als die alte Pförtnerin hereintrat,
die höllische Geschichte erzählte, und hinzu-
setzte: "der Dominikaner würde gewiß le-
"bendig verbrannt werden, denn eben sey das
"Domkapitul versammelt, sein Urtheil

"zu

„den Moͤnch vermahnen, dem Beyſpiel
„des heiligen Antonius zu folgen, und
„gleich ihm gegen die Verſuchungen des
„Teufels, mit den Waffen des Gebeths und
„des Faſtens zu kaͤmpfen. Uebrigens be-
„dauerte man ſehr, daß der Satan nicht
„mehr Achtung vor dem Erzbiſchof haͤtte,
„und ſo unverſchaͤmt waͤre, ſeine hoͤlliſche
„Vorſpieglungen, nach den Geſtalten ſeiner
„hohen Familie zu bilden.“ Das Dom-
kapitul fuͤhrte ſich hierbey ganz ſo auf, wie
die Erbprinzen, denen ihre Vaͤter zu lange
regieren. Was aber den Fall gaͤnzlich ver-
wirrte, war ein Bericht aus dem Nonnen-
Kloſter. Die Nonnen waren alle im Re-
fectorio verſammelt, eine Mutter Gottes,
zum naͤchſten Feſt aufzuputzen, um es durch
ihren Pracht den ſchwarzen Nonnen zuvor-
zuthun, als die alte Pfoͤrtnerin hereintrat,
die hoͤlliſche Geſchichte erzaͤhlte, und hinzu-
ſetzte: „der Dominikaner wuͤrde gewiß le-
„bendig verbrannt werden, denn eben ſey das
„Domkapitul verſammelt, ſein Urtheil

„zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0022" n="11"/>
&#x201E;den Mo&#x0364;nch vermahnen, dem Bey&#x017F;piel<lb/>
&#x201E;des heiligen Antonius zu folgen, und<lb/>
&#x201E;gleich ihm gegen die Ver&#x017F;uchungen des<lb/>
&#x201E;Teufels, mit den Waffen des Gebeths und<lb/>
&#x201E;des Fa&#x017F;tens zu ka&#x0364;mpfen. Uebrigens be-<lb/>
&#x201E;dauerte man &#x017F;ehr, daß der Satan nicht<lb/>
&#x201E;mehr Achtung vor dem Erzbi&#x017F;chof ha&#x0364;tte,<lb/>
&#x201E;und &#x017F;o unver&#x017F;cha&#x0364;mt wa&#x0364;re, &#x017F;eine ho&#x0364;lli&#x017F;che<lb/>
&#x201E;Vor&#x017F;pieglungen, nach den Ge&#x017F;talten &#x017F;einer<lb/>
&#x201E;hohen Familie zu bilden.&#x201C; Das Dom-<lb/>
kapitul fu&#x0364;hrte &#x017F;ich hierbey ganz &#x017F;o auf, wie<lb/>
die Erbprinzen, denen ihre Va&#x0364;ter zu lange<lb/>
regieren. Was aber den Fall ga&#x0364;nzlich ver-<lb/>
wirrte, war ein Bericht aus dem Nonnen-<lb/>
Klo&#x017F;ter. Die Nonnen waren alle im Re-<lb/>
fectorio ver&#x017F;ammelt, eine Mutter Gottes,<lb/>
zum na&#x0364;ch&#x017F;ten Fe&#x017F;t aufzuputzen, um es durch<lb/>
ihren Pracht den &#x017F;chwarzen Nonnen zuvor-<lb/>
zuthun, als die alte Pfo&#x0364;rtnerin hereintrat,<lb/>
die ho&#x0364;lli&#x017F;che Ge&#x017F;chichte erza&#x0364;hlte, und hinzu-<lb/>
&#x017F;etzte: &#x201E;der Dominikaner wu&#x0364;rde gewiß le-<lb/>
&#x201E;bendig verbrannt werden, denn eben &#x017F;ey das<lb/>
&#x201E;Domkapitul ver&#x017F;ammelt, &#x017F;ein Urtheil<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;zu</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0022] „den Moͤnch vermahnen, dem Beyſpiel „des heiligen Antonius zu folgen, und „gleich ihm gegen die Verſuchungen des „Teufels, mit den Waffen des Gebeths und „des Faſtens zu kaͤmpfen. Uebrigens be- „dauerte man ſehr, daß der Satan nicht „mehr Achtung vor dem Erzbiſchof haͤtte, „und ſo unverſchaͤmt waͤre, ſeine hoͤlliſche „Vorſpieglungen, nach den Geſtalten ſeiner „hohen Familie zu bilden.“ Das Dom- kapitul fuͤhrte ſich hierbey ganz ſo auf, wie die Erbprinzen, denen ihre Vaͤter zu lange regieren. Was aber den Fall gaͤnzlich ver- wirrte, war ein Bericht aus dem Nonnen- Kloſter. Die Nonnen waren alle im Re- fectorio verſammelt, eine Mutter Gottes, zum naͤchſten Feſt aufzuputzen, um es durch ihren Pracht den ſchwarzen Nonnen zuvor- zuthun, als die alte Pfoͤrtnerin hereintrat, die hoͤlliſche Geſchichte erzaͤhlte, und hinzu- ſetzte: „der Dominikaner wuͤrde gewiß le- „bendig verbrannt werden, denn eben ſey das „Domkapitul verſammelt, ſein Urtheil „zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/22
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/22>, abgerufen am 21.11.2024.