Volk stürzte nur einen Weg, sie folgten dem Zug, und kamen zu den Hallen, wo sie ein schwarzbedektes Gerüste aufgeschlagen fan- den, das durch eine Thüre mit einem nahen Gebäude verbunden war. Faust fragte, was dieses bedeutete? und man antwortete ihm, daß so eben der reiche Herzog von Nemours hingerichtet würde. "Und die "Ursache?" -- "Der König hat es befohlen. "Man sagt, er habe aus feindlichen Gesin- "nungen gegen das königliche Haus, den "Dauphin umbringen wollen. Da ihn aber "vom Könige beorderte Richter geheim in "seinem Keficht verhört haben, so weiß man "nichts als das Gerücht.
"Sagt vielmehr, es seyen seine Güter, "die ihm den Hals kosten; denn um ein "mächtiger König zu werden, und uns zu "einer großen und berühmten Nation zu "machen, ermordet er unsre Großen, und "uns obendrein, wenn wir es nicht für gut "halten;" rief einer der Anwesenden.
Der
Volk ſtuͤrzte nur einen Weg, ſie folgten dem Zug, und kamen zu den Hallen, wo ſie ein ſchwarzbedektes Geruͤſte aufgeſchlagen fan- den, das durch eine Thuͤre mit einem nahen Gebaͤude verbunden war. Fauſt fragte, was dieſes bedeutete? und man antwortete ihm, daß ſo eben der reiche Herzog von Nemours hingerichtet wuͤrde. „Und die „Urſache?“ — „Der Koͤnig hat es befohlen. „Man ſagt, er habe aus feindlichen Geſin- „nungen gegen das koͤnigliche Haus, den „Dauphin umbringen wollen. Da ihn aber „vom Koͤnige beorderte Richter geheim in „ſeinem Keficht verhoͤrt haben, ſo weiß man „nichts als das Geruͤcht.
„Sagt vielmehr, es ſeyen ſeine Guͤter, „die ihm den Hals koſten; denn um ein „maͤchtiger Koͤnig zu werden, und uns zu „einer großen und beruͤhmten Nation zu „machen, ermordet er unſre Großen, und „uns obendrein, wenn wir es nicht fuͤr gut „halten;“ rief einer der Anweſenden.
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Volk ſtuͤrzte nur einen Weg, ſie folgten dem
Zug, und kamen zu den Hallen, wo ſie ein
ſchwarzbedektes Geruͤſte aufgeſchlagen fan-
den, das durch eine Thuͤre mit einem nahen
Gebaͤude verbunden war. Fauſt fragte,
was dieſes bedeutete? und man antwortete
ihm, daß ſo eben der reiche Herzog von
Nemours hingerichtet wuͤrde. „Und die
„Urſache?“ — „Der Koͤnig hat es befohlen.
„Man ſagt, er habe aus feindlichen Geſin-
„nungen gegen das koͤnigliche Haus, den
„Dauphin umbringen wollen. Da ihn aber
„vom Koͤnige beorderte Richter geheim in
„ſeinem Keficht verhoͤrt haben, ſo weiß man
„nichts als das Geruͤcht.
„Sagt vielmehr, es ſeyen ſeine Guͤter,
„die ihm den Hals koſten; denn um ein
„maͤchtiger Koͤnig zu werden, und uns zu
„einer großen und beruͤhmten Nation zu
„machen, ermordet er unſre Großen, und
„uns obendrein, wenn wir es nicht fuͤr gut
„halten;“ rief einer der Anweſenden.
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/263>, abgerufen am 22.11.2024.
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