nur für den Gang und die Erhaltung des Ganzen wache. Die Welt kam ihm nun wie ein stürmisches Meer vor, auf welches das Menschengeschlecht geworfen ist, von dem Winde hin und her getrieben, der die- sen an einem Felsen zerschmettert, den an- dern in den Hafen bläst, und wo der Ver- unglückte noch dafür verantworten muß, daß er sein Steuer nicht besser geführt, ob man ihm gleich eines aus so schwachem Stoff gegeben, das sich an jeder daher- rauschenden Welle zerb[r]icht.
15.
Alexander hatte eine Lustjagd in Ostia veranstalten lassen. Es begleitete ihn da- her ein großes Gefolge von Kardinälen, Bischöfen, Damen und Nonnen, welche lez- tere man wegen besondrer Verdienste aus den Klöstern gezogen, um die Gelagen rei- zender zu machen. Der Teufel war bestän- dig auf der Seite des Papsts, und Faust war von der Lucretia unzertrennlich. Je-
der
nur fuͤr den Gang und die Erhaltung des Ganzen wache. Die Welt kam ihm nun wie ein ſtuͤrmiſches Meer vor, auf welches das Menſchengeſchlecht geworfen iſt, von dem Winde hin und her getrieben, der die- ſen an einem Felſen zerſchmettert, den an- dern in den Hafen blaͤſt, und wo der Ver- ungluͤckte noch dafuͤr verantworten muß, daß er ſein Steuer nicht beſſer gefuͤhrt, ob man ihm gleich eines aus ſo ſchwachem Stoff gegeben, das ſich an jeder daher- rauſchenden Welle zerb[r]icht.
15.
Alexander hatte eine Luſtjagd in Oſtia veranſtalten laſſen. Es begleitete ihn da- her ein großes Gefolge von Kardinaͤlen, Biſchoͤfen, Damen und Nonnen, welche lez- tere man wegen beſondrer Verdienſte aus den Kloͤſtern gezogen, um die Gelagen rei- zender zu machen. Der Teufel war beſtaͤn- dig auf der Seite des Papſts, und Fauſt war von der Lucretia unzertrennlich. Je-
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nur fuͤr den Gang und die Erhaltung des
Ganzen wache. Die Welt kam ihm nun
wie ein ſtuͤrmiſches Meer vor, auf welches
das Menſchengeſchlecht geworfen iſt, von
dem Winde hin und her getrieben, der die-
ſen an einem Felſen zerſchmettert, den an-
dern in den Hafen blaͤſt, und wo der Ver-
ungluͤckte noch dafuͤr verantworten muß,
daß er ſein Steuer nicht beſſer gefuͤhrt, ob
man ihm gleich eines aus ſo ſchwachem
Stoff gegeben, das ſich an jeder daher-
rauſchenden Welle zerbricht.
15.
Alexander hatte eine Luſtjagd in Oſtia
veranſtalten laſſen. Es begleitete ihn da-
her ein großes Gefolge von Kardinaͤlen,
Biſchoͤfen, Damen und Nonnen, welche lez-
tere man wegen beſondrer Verdienſte aus
den Kloͤſtern gezogen, um die Gelagen rei-
zender zu machen. Der Teufel war beſtaͤn-
dig auf der Seite des Papſts, und Fauſt
war von der Lucretia unzertrennlich. Je-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/335>, abgerufen am 22.11.2024.
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