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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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fiel ein Opfer seiner Rache, und dein Frey-
heitsrächer Robertus ist der Stifter des
unglücklichen Bauernkriegs, der sich nach
und nach in ganz Teutschland ausbreiten
und es verheeren wird. Mord, Todschlag,
Plündrung, Kirchenraub wüthen nun, und
dein edler Held steht an der Spitze ei-
nes tollen Haufens, und droht aus Teutsch-
land einen Kirchhof des Menschengeschlechts
zu machen. Erndte den Jammer ein, den
du veranlaßt hast, der Satan selbst hätte
nicht besser für die Zerstörung der Menschen,
die wir hassen, arbeiten können, als du,
da du diesen Wahnsinnigen der Gerechtigkeit
entrissen hast.

Kehre mit mir an den Hof jenes teut-
schen Fürsten zurück, wo du den Rächer der
Tugend und Gerechtigkeit so rasch und kühn
gespielt hast. Dieser Fürst und sein Günst-
ling waren Heuchler eurer Tugenden; aber
ihr Würken beförderte das Glück des Volks,
weil sie beyde Verstand genug hatten, zu
fühlen, der Vortheil der Unterthanen sey

Gewinn
Fausts Leben. B b

fiel ein Opfer ſeiner Rache, und dein Frey-
heitsraͤcher Robertus iſt der Stifter des
ungluͤcklichen Bauernkriegs, der ſich nach
und nach in ganz Teutſchland ausbreiten
und es verheeren wird. Mord, Todſchlag,
Pluͤndrung, Kirchenraub wuͤthen nun, und
dein edler Held ſteht an der Spitze ei-
nes tollen Haufens, und droht aus Teutſch-
land einen Kirchhof des Menſchengeſchlechts
zu machen. Erndte den Jammer ein, den
du veranlaßt haſt, der Satan ſelbſt haͤtte
nicht beſſer fuͤr die Zerſtoͤrung der Menſchen,
die wir haſſen, arbeiten koͤnnen, als du,
da du dieſen Wahnſinnigen der Gerechtigkeit
entriſſen haſt.

Kehre mit mir an den Hof jenes teut-
ſchen Fuͤrſten zuruͤck, wo du den Raͤcher der
Tugend und Gerechtigkeit ſo raſch und kuͤhn
geſpielt haſt. Dieſer Fuͤrſt und ſein Guͤnſt-
ling waren Heuchler eurer Tugenden; aber
ihr Wuͤrken befoͤrderte das Gluͤck des Volks,
weil ſie beyde Verſtand genug hatten, zu
fuͤhlen, der Vortheil der Unterthanen ſey

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Fauſts Leben. B b
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[385/0396] fiel ein Opfer ſeiner Rache, und dein Frey- heitsraͤcher Robertus iſt der Stifter des ungluͤcklichen Bauernkriegs, der ſich nach und nach in ganz Teutſchland ausbreiten und es verheeren wird. Mord, Todſchlag, Pluͤndrung, Kirchenraub wuͤthen nun, und dein edler Held ſteht an der Spitze ei- nes tollen Haufens, und droht aus Teutſch- land einen Kirchhof des Menſchengeſchlechts zu machen. Erndte den Jammer ein, den du veranlaßt haſt, der Satan ſelbſt haͤtte nicht beſſer fuͤr die Zerſtoͤrung der Menſchen, die wir haſſen, arbeiten koͤnnen, als du, da du dieſen Wahnſinnigen der Gerechtigkeit entriſſen haſt. Kehre mit mir an den Hof jenes teut- ſchen Fuͤrſten zuruͤck, wo du den Raͤcher der Tugend und Gerechtigkeit ſo raſch und kuͤhn geſpielt haſt. Dieſer Fuͤrſt und ſein Guͤnſt- ling waren Heuchler eurer Tugenden; aber ihr Wuͤrken befoͤrderte das Gluͤck des Volks, weil ſie beyde Verſtand genug hatten, zu fuͤhlen, der Vortheil der Unterthanen ſey Gewinn Fauſts Leben. B b

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/396>, abgerufen am 22.11.2024.