Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796.
ihr so gräßlich um mich heult. Mir war nie so wohl. Und ich hab' ihn doch ermordet, hab' ihn erschlagen, als er mir nicht geben wollte, die Erst- geburt, als er mir nicht geben wollte das Weib- lein; als er sagte: Jch bin Herzog, auch Du sollst steigen! -- Jch hab' ihn gestreckt in Staub, als er bat um ein Gebet zum Rächer! -- Er winselte und röchelte dumpf aus hohler, langsa- mer Brust. Jch habe meinen Feind erlegt, hab' der Schlange den Kopf im Staube zertreten! Er liegt! Als er lag, rief ich: Verflucht, die mich gebohren! schwung mich auf, und die Sonne ver- kroch sich. Wolken raubten ihr das Licht, wie ichs dem Feinde stahl -- Jch nahm Staub und warf ihn hinter mich mit seinem Gedächtniß! -- Als er schrie: Guelfo! Guelfo! fuhr mir ein Feuer durchs Herz, daß ich ächzte. Wo ich hin- seh', ziehts blutig um mich, heult und winselt -- mir ist wohl! Grimaldi. Du hast den Bruder ermordet? Guelfo. Den Feind! (stößt nach ihm), den Dieb der Erstgeburt! Ha! werden sie heulen, ihre Hände starr zum Rächer erheben: Wehe! Wehe! -- werden sie ihn mit Thränen baden, wegschwemmen sein Blut -- rufen: Einziger, steh auf! -- Aber stark ist Guelfos Faust. Schrei mit!
ihr ſo graͤßlich um mich heult. Mir war nie ſo wohl. Und ich hab’ ihn doch ermordet, hab’ ihn erſchlagen, als er mir nicht geben wollte, die Erſt- geburt, als er mir nicht geben wollte das Weib- lein; als er ſagte: Jch bin Herzog, auch Du ſollſt ſteigen! — Jch hab’ ihn geſtreckt in Staub, als er bat um ein Gebet zum Raͤcher! — Er winſelte und roͤchelte dumpf aus hohler, langſa- mer Bruſt. Jch habe meinen Feind erlegt, hab’ der Schlange den Kopf im Staube zertreten! Er liegt! Als er lag, rief ich: Verflucht, die mich gebohren! ſchwung mich auf, und die Sonne ver- kroch ſich. Wolken raubten ihr das Licht, wie ichs dem Feinde ſtahl — Jch nahm Staub und warf ihn hinter mich mit ſeinem Gedaͤchtniß! — Als er ſchrie: Guelfo! Guelfo! fuhr mir ein Feuer durchs Herz, daß ich aͤchzte. Wo ich hin- ſeh’, ziehts blutig um mich, heult und winſelt — mir iſt wohl! Grimaldi. Du haſt den Bruder ermordet? Guelfo. Den Feind! (ſtoͤßt nach ihm), den Dieb der Erſtgeburt! Ha! werden ſie heulen, ihre Haͤnde ſtarr zum Raͤcher erheben: Wehe! Wehe! — werden ſie ihn mit Thraͤnen baden, wegſchwemmen ſein Blut — rufen: Einziger, ſteh auf! — Aber ſtark iſt Guelfos Fauſt. Schrei mit!
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ihr ſo graͤßlich um mich heult. Mir war nie ſo
wohl. Und ich hab’ ihn doch ermordet, hab’ ihn
erſchlagen, als er mir nicht geben wollte, die Erſt-
geburt, als er mir nicht geben wollte das Weib-
lein; als er ſagte: Jch bin Herzog, auch Du
ſollſt ſteigen! — Jch hab’ ihn geſtreckt in Staub,
als er bat um ein Gebet zum Raͤcher! — Er
winſelte und roͤchelte dumpf aus hohler, langſa-
mer Bruſt. Jch habe meinen Feind erlegt, hab’
der Schlange den Kopf im Staube zertreten! Er
liegt! Als er lag, rief ich: Verflucht, die mich
gebohren! ſchwung mich auf, und die Sonne ver-
kroch ſich. Wolken raubten ihr das Licht, wie
ichs dem Feinde ſtahl — Jch nahm Staub und
warf ihn hinter mich mit ſeinem Gedaͤchtniß! —
Als er ſchrie: Guelfo! Guelfo! fuhr mir ein
Feuer durchs Herz, daß ich aͤchzte. Wo ich hin-
ſeh’, ziehts blutig um mich, heult und winſelt —
mir iſt wohl!
Grimaldi. Du haſt den Bruder ermordet?
Guelfo. Den Feind! (ſtoͤßt nach ihm), den
Dieb der Erſtgeburt! Ha! werden ſie heulen,
ihre Haͤnde ſtarr zum Raͤcher erheben: Wehe!
Wehe! — werden ſie ihn mit Thraͤnen baden,
wegſchwemmen ſein Blut — rufen: Einziger,
ſteh auf! — Aber ſtark iſt Guelfos Fauſt. Schrei
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