Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796. Guelfo. Willst Du mich stolz machen? Trink, Grimaldi! Wacker! (trinken) Jch trink zeither gern. Der Wein ist doch gut? Grimaldi. Sehr gut, wenn Du freundlich stehst. Guelfo. O Grimaldi, wenn der Wein nicht wäre! Ohne ihn hätts das wilde, ungestüme mei- nes Herzens lang' mit mir zu Ende gebracht. Jch kanns mit nichts so gut unter mich bringen, als wenn ich mich nach und nach in Schlaf trinke. Und Grimaldi, das sind meine besten Stunden, die vorhergehen; wenn der süsse Geist des Weins meine Nerven einschmeichelt, sich der milde Geist auf mich herabläßt, und mich mit seinen sanften balsamischen Fittigen deckt. -- Laß ihn sprudeln! Unter mich, Teufel! (trinken.) Grimaldi. Es ist ein herrlicher Trunk; aber, Guelfo, mich macht er düsterer und trauri- ger. Nu seine Wirkung in Betracht Deiner? Guelfo. Recht, Grimaldi. Ja, wenns auch immer so bei mir ginge. Aber selten, sel- ten! O es hitzt mein Blut zu oft, und treibt mir die Würggedanken mit einem Feuer durch die Adern, daß sie schwellen, und mich für mich selbst bange machen. Wenn mir so dies und jens un- ter dem Trinken einfällt, wobei ich denn gewöhn- lich
Guelfo. Willſt Du mich ſtolz machen? Trink, Grimaldi! Wacker! (trinken) Jch trink zeither gern. Der Wein iſt doch gut? Grimaldi. Sehr gut, wenn Du freundlich ſtehſt. Guelfo. O Grimaldi, wenn der Wein nicht waͤre! Ohne ihn haͤtts das wilde, ungeſtuͤme mei- nes Herzens lang’ mit mir zu Ende gebracht. Jch kanns mit nichts ſo gut unter mich bringen, als wenn ich mich nach und nach in Schlaf trinke. Und Grimaldi, das ſind meine beſten Stunden, die vorhergehen; wenn der ſuͤſſe Geiſt des Weins meine Nerven einſchmeichelt, ſich der milde Geiſt auf mich herablaͤßt, und mich mit ſeinen ſanften balſamiſchen Fittigen deckt. — Laß ihn ſprudeln! Unter mich, Teufel! (trinken.) Grimaldi. Es iſt ein herrlicher Trunk; aber, Guelfo, mich macht er duͤſterer und trauri- ger. Nu ſeine Wirkung in Betracht Deiner? Guelfo. Recht, Grimaldi. Ja, wenns auch immer ſo bei mir ginge. Aber ſelten, ſel- ten! O es hitzt mein Blut zu oft, und treibt mir die Wuͤrggedanken mit einem Feuer durch die Adern, daß ſie ſchwellen, und mich fuͤr mich ſelbſt bange machen. Wenn mir ſo dies und jens un- ter dem Trinken einfaͤllt, wobei ich denn gewoͤhn- lich
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Guelfo. Willſt Du mich ſtolz machen?
Trink, Grimaldi! Wacker! (trinken) Jch trink
zeither gern. Der Wein iſt doch gut?
Grimaldi. Sehr gut, wenn Du freundlich
ſtehſt.
Guelfo. O Grimaldi, wenn der Wein nicht
waͤre! Ohne ihn haͤtts das wilde, ungeſtuͤme mei-
nes Herzens lang’ mit mir zu Ende gebracht. Jch
kanns mit nichts ſo gut unter mich bringen, als
wenn ich mich nach und nach in Schlaf trinke.
Und Grimaldi, das ſind meine beſten Stunden,
die vorhergehen; wenn der ſuͤſſe Geiſt des Weins
meine Nerven einſchmeichelt, ſich der milde Geiſt
auf mich herablaͤßt, und mich mit ſeinen ſanften
balſamiſchen Fittigen deckt. — Laß ihn ſprudeln!
Unter mich, Teufel!
(trinken.)
Grimaldi. Es iſt ein herrlicher Trunk;
aber, Guelfo, mich macht er duͤſterer und trauri-
ger. Nu ſeine Wirkung in Betracht Deiner?
Guelfo. Recht, Grimaldi. Ja, wenns
auch immer ſo bei mir ginge. Aber ſelten, ſel-
ten! O es hitzt mein Blut zu oft, und treibt mir
die Wuͤrggedanken mit einem Feuer durch die
Adern, daß ſie ſchwellen, und mich fuͤr mich ſelbſt
bange machen. Wenn mir ſo dies und jens un-
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