Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. tes Schmuck-Kästgen hervor/ welches die Prin-ceßin/ wegen verborgener Kunst-Eröffnung kaum auffzumachen wuste/ biß ein grosser Sa- phir/ welcher unter den Perlen hervor spielete/ sanffte geschoben ward/ da das Kästgen zu ihrem grossen Erschrecken jehling auffsprang/ und ihr erlaubte ein paar Armbänder mit Wunder spie- lenden Diamanten herauß zu nehmen/ nebst ei- nem Peguanischen Haupt-Schmucke/ dessen Blitz und Pracht fast Königliche Würde zu über- treffen schiene. Was aber der Pinceßin am an- genehmsten war/ das war des Printzen von Si- am Bildniß in einer mit kostbaren Diamanten versetzten Capsul/ welche auff beyden Seiten sehr artig geätzet/ und auf dem Deckel dieses Sinnen- bild vorgestellet war: Es zeigte sich bey trüber Nacht eine Sonnen-Wende/ welche ihren Blu- men Kopff nach der Erden hieng/ über ihr ließ sich durch die Wolcken ein Stern blicken/ nebst dieser Uberschrifft: Jch hasse fremdes Licht. Ausserhalb an den Boden aber hatte des Künst- Als nun dieses alles von der Princeßin eine ge- Tceuester Nherandi/ werthester Printz! ver- zeihe
Der Aſiatiſchen Baniſe. tes Schmuck-Kaͤſtgen hervor/ welches die Prin-ceßin/ wegen verborgener Kunſt-Eroͤffnung kaum auffzumachen wuſte/ biß ein groſſer Sa- phir/ welcher unter den Perlen hervor ſpielete/ ſanffte geſchoben ward/ da das Kaͤſtgen zu ihrem groſſen Erſchrecken jehling auffſprang/ und ihr erlaubte ein paar Armbaͤnder mit Wunder ſpie- lenden Diamanten herauß zu nehmen/ nebſt ei- nem Peguaniſchen Haupt-Schmucke/ deſſen Blitz und Pracht faſt Koͤnigliche Wuͤrde zu uͤber- treffen ſchiene. Was aber der Pinceßin am an- genehmſten war/ das war des Printzen von Si- am Bildniß in einer mit koſtbaren Diamanten verſetzten Capſul/ welche auff beyden Seiten ſehr artig geaͤtzet/ und auf dem Deckel dieſes Sinnen- bild vorgeſtellet war: Es zeigte ſich bey truͤber Nacht eine Sonnen-Wende/ welche ihren Blu- men Kopff nach der Erden hieng/ uͤber ihr ließ ſich durch die Wolcken ein Stern blicken/ nebſt dieſer Uberſchrifft: Jch haſſe fremdes Licht. Auſſerhalb an den Boden aber hatte des Kuͤnſt- Als nun dieſes alles von der Princeßin eine ge- Tceueſter Nherandi/ wertheſter Printz! ver- zeihe
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
tes Schmuck-Kaͤſtgen hervor/ welches die Prin-
ceßin/ wegen verborgener Kunſt-Eroͤffnung
kaum auffzumachen wuſte/ biß ein groſſer Sa-
phir/ welcher unter den Perlen hervor ſpielete/
ſanffte geſchoben ward/ da das Kaͤſtgen zu ihrem
groſſen Erſchrecken jehling auffſprang/ und ihr
erlaubte ein paar Armbaͤnder mit Wunder ſpie-
lenden Diamanten herauß zu nehmen/ nebſt ei-
nem Peguaniſchen Haupt-Schmucke/ deſſen
Blitz und Pracht faſt Koͤnigliche Wuͤrde zu uͤber-
treffen ſchiene. Was aber der Pinceßin am an-
genehmſten war/ das war des Printzen von Si-
am Bildniß in einer mit koſtbaren Diamanten
verſetzten Capſul/ welche auff beyden Seiten ſehr
artig geaͤtzet/ und auf dem Deckel dieſes Sinnen-
bild vorgeſtellet war: Es zeigte ſich bey truͤber
Nacht eine Sonnen-Wende/ welche ihren Blu-
men Kopff nach der Erden hieng/ uͤber ihr ließ ſich
durch die Wolcken ein Stern blicken/ nebſt dieſer
Uberſchrifft:
Jch haſſe fremdes Licht.
Auſſerhalb an den Boden aber hatte des Kuͤnſt-
lers Hand einen fliegenden Pfeil vorgebildet/ wel-
cher ſich gleichſam vor Muͤdigkeit nach der Erden
ſenckete/ mit dieſer Beyſchrifft:
Weil mir das Ziel gebricht.
Als nun dieſes alles von der Princeßin eine ge-
raume Zeit gantz entzuͤckt betrachtet worden/
brach ſie endlich in dieſe Worte heraus:
Tceueſter Nherandi/ wertheſter Printz! ver-
zeihe
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