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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
nen Zweiffel in meine Worte setzen will/ so sollen
diese Zeilen von dem sterbenden Printzen zwar
stumme Zeugen meiner Warheit/ zugleich aber
eine herbe Vermehrung ihres Betrübnisses seyn.
Mit diesen Worten er einen Brieff hervor zog/
den er ausgab/ als hätte ihn solchen der Courrier
mitgebracht/ und er ihn von dem Könige erhalten.
Wie wir aber hernach erfahren/ so hatte Chaumi-
grem einen/ von dem Printzen Nherandi erlasse-
nen/ Geheim-Schreiber auff seine Seite durch
Geld gebracht/ welcher sich unterstanden/ des
Printzen Hand nachzumahlen/ und diesen Brieff
zu verfertigem. Die Princeßin kunte sich anfangs
wiederum in die listige Verwirrung nicht finden/
angesehen sie auff den Titel-Blate einige Gleich-
heit von ihres Printzen Schreib-Art erblickte/ da
sie ihn denn mit zitternder Hand erbrach/ und die-
se Worte daraus laß:

Schönste Princeßin!

ES scheinet/ als ob mich der Himmel nicht
würdig gnung achten wolte/ künfftiges eine
solche überirrdische Schönheit in dero Englischen
Person zu besitzen: dannenhero er mir nicht al-
lein durch harte Schwachheit meine Gestalt ent-
zogen/ sondern auch gleich den sterbens-begieri-
gen Geist zu sich abfordern will. Mit kurtzem:
ich sterbe/ und nehme durch ein bereit gebroche-
nes Adjeu entfernten Abschied/ von der liebgewe-
senen Higvanama. Weil nun der Todes-
Zwang unsere Liebe trennet/ so wird sie nach an-

ge-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
nen Zweiffel in meine Worte ſetzen will/ ſo ſollen
dieſe Zeilen von dem ſterbenden Printzen zwar
ſtumme Zeugen meiner Warheit/ zugleich aber
eine herbe Vermehrung ihres Betruͤbniſſes ſeyn.
Mit dieſen Worten er einen Brieff hervor zog/
den er ausgab/ als haͤtte ihn ſolchen der Courrier
mitgebracht/ und er ihn von dem Koͤnige erhalten.
Wie wiꝛ aber hernach eꝛfahren/ ſo hatte Chaumi-
grem einen/ von dem Printzen Nherandi erlaſſe-
nen/ Geheim-Schreiber auff ſeine Seite durch
Geld gebracht/ welcher ſich unterſtanden/ des
Printzen Hand nachzumahlen/ und dieſen Brieff
zu verfertigem. Die Princeßin kunte ſich anfangs
wiederum in die liſtige Verwirrung nicht finden/
angeſehen ſie auff den Titel-Blate einige Gleich-
heit von ihres Printzen Schreib-Art erblickte/ da
ſie ihn denn mit zitternder Hand erbrach/ und die-
ſe Worte daraus laß:

Schoͤnſte Princeßin!

ES ſcheinet/ als ob mich der Himmel nicht
wuͤrdig gnung achten wolte/ kuͤnfftiges eine
ſolche uͤberirrdiſche Schoͤnheit in dero Engliſchen
Perſon zu beſitzen: dannenhero er mir nicht al-
lein durch harte Schwachheit meine Geſtalt ent-
zogen/ ſondern auch gleich den ſterbens-begieri-
gen Geiſt zu ſich abfordern will. Mit kurtzem:
ich ſterbe/ und nehme durch ein bereit gebroche-
nes Adjeu entfernten Abſchied/ von der liebgewe-
ſenen Higvanama. Weil nun der Todes-
Zwang unſere Liebe trennet/ ſo wird ſie nach an-

ge-
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[110/0130] Der Aſiatiſchen Baniſe. nen Zweiffel in meine Worte ſetzen will/ ſo ſollen dieſe Zeilen von dem ſterbenden Printzen zwar ſtumme Zeugen meiner Warheit/ zugleich aber eine herbe Vermehrung ihres Betruͤbniſſes ſeyn. Mit dieſen Worten er einen Brieff hervor zog/ den er ausgab/ als haͤtte ihn ſolchen der Courrier mitgebracht/ und er ihn von dem Koͤnige erhalten. Wie wiꝛ aber hernach eꝛfahren/ ſo hatte Chaumi- grem einen/ von dem Printzen Nherandi erlaſſe- nen/ Geheim-Schreiber auff ſeine Seite durch Geld gebracht/ welcher ſich unterſtanden/ des Printzen Hand nachzumahlen/ und dieſen Brieff zu verfertigem. Die Princeßin kunte ſich anfangs wiederum in die liſtige Verwirrung nicht finden/ angeſehen ſie auff den Titel-Blate einige Gleich- heit von ihres Printzen Schreib-Art erblickte/ da ſie ihn denn mit zitternder Hand erbrach/ und die- ſe Worte daraus laß: Schoͤnſte Princeßin! ES ſcheinet/ als ob mich der Himmel nicht wuͤrdig gnung achten wolte/ kuͤnfftiges eine ſolche uͤberirrdiſche Schoͤnheit in dero Engliſchen Perſon zu beſitzen: dannenhero er mir nicht al- lein durch harte Schwachheit meine Geſtalt ent- zogen/ ſondern auch gleich den ſterbens-begieri- gen Geiſt zu ſich abfordern will. Mit kurtzem: ich ſterbe/ und nehme durch ein bereit gebroche- nes Adjeu entfernten Abſchied/ von der liebgewe- ſenen Higvanama. Weil nun der Todes- Zwang unſere Liebe trennet/ ſo wird ſie nach an- ge-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/130>, abgerufen am 21.11.2024.