Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
entdeckte/ was mir Eswara von der Princeßin
wegen des Bildnisses vertrauet hatte. Dahero
sich mein Printz feste einbildete/ er sässe bereits
dem Glücke im Schoosse/ und könte unmöglich
heraus fallen. Weil wir auch auf morgenden
Tag von dem Käyser zu einem Schiff-Feste/
welches sie Sapan Donon nennten/ eingeladen
wurden/ so konte mein Printz kaum den Morgen
erwarten/ nicht so wohl die Pracht des Käysers/
als bevoraus die Sonnen-gleiche Banise/ seinen
Augen vorzustellen. Der erwündschte Morgen
brach an/ da sich denn mein Printz auf das be-
ste heraus schmückte/ und seinen kostbaren und un-
vergleichlichen Sinesischen Rock anlegte: dieser
war von einem sonderlichen Zeuge/ in welchen die
wunderschönen Federn des Königes-Vogel aus
Sina künstlich eingewürcket waren/ welche we-
gen ihrer bunten Schön- und Seltenheit dem
Golde weit vorgezogen werden/ die Knöpffe dar-
auff waren von gediegenem Golde/ deren ieden
ein grosser Diamant zuspitzte. Vorn herunter
über die Länge des Rocks giengen auf iedweder
Seite einer qveer Hand breit geschlagene/ und
mit künstlichen Gelencken versehene/ Gold-Plat-
ten/ welche dermassen reichlich mit Diamanten
versetzet waren/ daß man sie fast/ ohne Verletzung
der Augen/ nicht ansehen konte. Ein Asiatischer
und auf sonderbahre Art gewundener Bund be-
deckte sein Haupt/ woran das von Higvanama
mitgegebene Kleinod hieng/ und an dem Sebel

konte

Der Aſiatiſchen Baniſe.
entdeckte/ was mir Eſwara von der Princeßin
wegen des Bildniſſes vertrauet hatte. Dahero
ſich mein Printz feſte einbildete/ er ſaͤſſe bereits
dem Gluͤcke im Schooſſe/ und koͤnte unmoͤglich
heraus fallen. Weil wir auch auf morgenden
Tag von dem Kaͤyſer zu einem Schiff-Feſte/
welches ſie Sapan Donon nennten/ eingeladen
wurden/ ſo konte mein Printz kaum den Morgen
erwarten/ nicht ſo wohl die Pracht des Kaͤyſers/
als bevoraus die Sonnen-gleiche Baniſe/ ſeinen
Augen vorzuſtellen. Der erwuͤndſchte Morgen
brach an/ da ſich denn mein Printz auf das be-
ſte heraus ſchmuͤckte/ und ſeinen koſtbaren und un-
vergleichlichen Sineſiſchen Rock anlegte: dieſer
war von einem ſonderlichen Zeuge/ in welchen die
wunderſchoͤnen Federn des Koͤniges-Vogel aus
Sina kuͤnſtlich eingewuͤrcket waren/ welche we-
gen ihrer bunten Schoͤn- und Seltenheit dem
Golde weit vorgezogen werden/ die Knoͤpffe dar-
auff waren von gediegenem Golde/ deren ieden
ein groſſer Diamant zuſpitzte. Vorn herunter
uͤber die Laͤnge des Rocks giengen auf iedweder
Seite einer qveer Hand breit geſchlagene/ und
mit kuͤnſtlichen Gelencken verſehene/ Gold-Plat-
ten/ welche dermaſſen reichlich mit Diamanten
verſetzet waren/ daß man ſie faſt/ ohne Verletzung
der Augen/ nicht anſehen konte. Ein Aſiatiſcher
und auf ſonderbahre Art gewundener Bund be-
deckte ſein Haupt/ woran das von Higvanama
mitgegebene Kleinod hieng/ und an dem Sebel

konte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0234" n="214"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
entdeckte/ was mir E&#x017F;wara von der Princeßin<lb/>
wegen des Bildni&#x017F;&#x017F;es vertrauet hatte. Dahero<lb/>
&#x017F;ich mein Printz fe&#x017F;te einbildete/ er &#x017F;a&#x0364;&#x017F;&#x017F;e bereits<lb/>
dem Glu&#x0364;cke im Schoo&#x017F;&#x017F;e/ und ko&#x0364;nte unmo&#x0364;glich<lb/>
heraus fallen. Weil wir auch auf morgenden<lb/>
Tag von dem Ka&#x0364;y&#x017F;er zu einem Schiff-Fe&#x017F;te/<lb/>
welches &#x017F;ie Sapan Donon nennten/ eingeladen<lb/>
wurden/ &#x017F;o konte mein Printz kaum den Morgen<lb/>
erwarten/ nicht &#x017F;o wohl die Pracht des Ka&#x0364;y&#x017F;ers/<lb/>
als bevoraus die Sonnen-gleiche Bani&#x017F;e/ &#x017F;einen<lb/>
Augen vorzu&#x017F;tellen. Der erwu&#x0364;nd&#x017F;chte Morgen<lb/>
brach an/ da &#x017F;ich denn mein Printz auf das be-<lb/>
&#x017F;te heraus &#x017F;chmu&#x0364;ckte/ und &#x017F;einen ko&#x017F;tbaren und un-<lb/>
vergleichlichen Sine&#x017F;i&#x017F;chen Rock anlegte: die&#x017F;er<lb/>
war von einem &#x017F;onderlichen Zeuge/ in welchen die<lb/>
wunder&#x017F;cho&#x0364;nen Federn des Ko&#x0364;niges-Vogel aus<lb/>
Sina ku&#x0364;n&#x017F;tlich eingewu&#x0364;rcket waren/ welche we-<lb/>
gen ihrer bunten Scho&#x0364;n- und Seltenheit dem<lb/>
Golde weit vorgezogen werden/ die Kno&#x0364;pffe dar-<lb/>
auff waren von gediegenem Golde/ deren ieden<lb/>
ein gro&#x017F;&#x017F;er Diamant zu&#x017F;pitzte. Vorn herunter<lb/>
u&#x0364;ber die La&#x0364;nge des Rocks giengen auf iedweder<lb/>
Seite einer qveer Hand breit ge&#x017F;chlagene/ und<lb/>
mit ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Gelencken ver&#x017F;ehene/ Gold-Plat-<lb/>
ten/ welche derma&#x017F;&#x017F;en reichlich mit Diamanten<lb/>
ver&#x017F;etzet waren/ daß man &#x017F;ie fa&#x017F;t/ ohne Verletzung<lb/>
der Augen/ nicht an&#x017F;ehen konte. Ein A&#x017F;iati&#x017F;cher<lb/>
und auf &#x017F;onderbahre Art gewundener Bund be-<lb/>
deckte &#x017F;ein Haupt/ woran das von Higvanama<lb/>
mitgegebene Kleinod hieng/ und an dem Sebel<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">konte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0234] Der Aſiatiſchen Baniſe. entdeckte/ was mir Eſwara von der Princeßin wegen des Bildniſſes vertrauet hatte. Dahero ſich mein Printz feſte einbildete/ er ſaͤſſe bereits dem Gluͤcke im Schooſſe/ und koͤnte unmoͤglich heraus fallen. Weil wir auch auf morgenden Tag von dem Kaͤyſer zu einem Schiff-Feſte/ welches ſie Sapan Donon nennten/ eingeladen wurden/ ſo konte mein Printz kaum den Morgen erwarten/ nicht ſo wohl die Pracht des Kaͤyſers/ als bevoraus die Sonnen-gleiche Baniſe/ ſeinen Augen vorzuſtellen. Der erwuͤndſchte Morgen brach an/ da ſich denn mein Printz auf das be- ſte heraus ſchmuͤckte/ und ſeinen koſtbaren und un- vergleichlichen Sineſiſchen Rock anlegte: dieſer war von einem ſonderlichen Zeuge/ in welchen die wunderſchoͤnen Federn des Koͤniges-Vogel aus Sina kuͤnſtlich eingewuͤrcket waren/ welche we- gen ihrer bunten Schoͤn- und Seltenheit dem Golde weit vorgezogen werden/ die Knoͤpffe dar- auff waren von gediegenem Golde/ deren ieden ein groſſer Diamant zuſpitzte. Vorn herunter uͤber die Laͤnge des Rocks giengen auf iedweder Seite einer qveer Hand breit geſchlagene/ und mit kuͤnſtlichen Gelencken verſehene/ Gold-Plat- ten/ welche dermaſſen reichlich mit Diamanten verſetzet waren/ daß man ſie faſt/ ohne Verletzung der Augen/ nicht anſehen konte. Ein Aſiatiſcher und auf ſonderbahre Art gewundener Bund be- deckte ſein Haupt/ woran das von Higvanama mitgegebene Kleinod hieng/ und an dem Sebel konte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/234
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/234>, abgerufen am 17.07.2024.