Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. les nicht eher gewahr worden/ als biß es das flüch-tige Land-Volck in unfern Festungen mit Scha- den bekräfftigte/ daß der Feind in vollem Anzuge sey. Es wurde so bald bey finsterer Nacht eilen- der Befehl an alle Kriegs-Häupter gesendet/ un- verzüglich mit ihren Trouppen sich nach der Haupt-Stadt Martabane zubegeben/ und sich da zusammen zu ziehen/ weil man doch wol sahe/ daß der grausamen Macht des Feindes/ welche in viermal hundert tausend bewehrter Mann be- stund/ nicht zu widerstehen war; dannenhero man das gantze Land muste Preiß geben/ und den Ausgang dieser schnellen Fehde auff einen Haupt- streich ankommen lassen. Unsere Völcker rück- ten zwar in möglichster Eyl herbey/ und formirten ein schönes Lager von achtzig tausend Mann. Al- lein was war diese geringe Macht gegen des Fein- des wütende Gewalt; Denn dieser kam als ei- ne rauschende Fluth daher/ und zog auff das Hertz des Reichs/ will sagen auff Martabane an. Dessen Grausamkeit kunten wir nun in der Königl. Burg bey Nachtzeit mit feurigen Buchstaben an dem Himmel lesen/ indem man über hundert Feuer zehlete/ mit welchen der Ty- ranne seine Wut gegen die verlassenen Hütten der armen Martabaner ausliß. So bald der Mor- gen angebrochen/ begab sich unser Heldenmüthi- ger König selbst ins Lager/ nachdem er Stadt und Burg wol besetzt/ und seine Gemahlin und Kinder denen Göttern anbefohlen hatte. Er stellete uns so fort wegen Annäherung des Fein- des
Der Aſiatiſchen Baniſe. les nicht eher gewahr worden/ als biß es das fluͤch-tige Land-Volck in unfern Feſtungen mit Scha- den bekraͤfftigte/ daß der Feind in vollem Anzuge ſey. Es wurde ſo bald bey finſterer Nacht eilen- der Befehl an alle Kriegs-Haͤupter geſendet/ un- verzuͤglich mit ihren Trouppen ſich nach der Haupt-Stadt Martabane zubegeben/ und ſich da zuſammen zu ziehen/ weil man doch wol ſahe/ daß der grauſamen Macht des Feindes/ welche in viermal hundert tauſend bewehrter Mann be- ſtund/ nicht zu widerſtehen war; dannenhero man das gantze Land muſte Preiß geben/ und den Ausgang dieſeꝛ ſchnellen Fehde auff einen Haupt- ſtreich ankommen laſſen. Unſere Voͤlcker ruͤck- ten zwar in moͤglichſter Eyl herbey/ und formirten ein ſchoͤnes Lager von achtzig tauſend Mann. Al- lein was war dieſe geringe Macht gegen des Fein- des wuͤtende Gewalt; Denn dieſer kam als ei- ne rauſchende Fluth daher/ und zog auff das Hertz des Reichs/ will ſagen auff Martabane an. Deſſen Grauſamkeit kunten wir nun in der Koͤnigl. Burg bey Nachtzeit mit feurigen Buchſtaben an dem Himmel leſen/ indem man uͤber hundert Feuer zehlete/ mit welchen der Ty- ranne ſeine Wut gegen die verlaſſenen Huͤtten der armen Martabaner ausliß. So bald der Mor- gen angebrochen/ begab ſich unſer Heldenmuͤthi- ger Koͤnig ſelbſt ins Lager/ nachdem er Stadt und Burg wol beſetzt/ und ſeine Gemahlin und Kinder denen Goͤttern anbefohlen hatte. Er ſtellete uns ſo fort wegen Annaͤherung des Fein- des
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
les nicht eher gewahr worden/ als biß es das fluͤch-
tige Land-Volck in unfern Feſtungen mit Scha-
den bekraͤfftigte/ daß der Feind in vollem Anzuge
ſey. Es wurde ſo bald bey finſterer Nacht eilen-
der Befehl an alle Kriegs-Haͤupter geſendet/ un-
verzuͤglich mit ihren Trouppen ſich nach der
Haupt-Stadt Martabane zubegeben/ und ſich
da zuſammen zu ziehen/ weil man doch wol ſahe/
daß der grauſamen Macht des Feindes/ welche
in viermal hundert tauſend bewehrter Mann be-
ſtund/ nicht zu widerſtehen war; dannenhero
man das gantze Land muſte Preiß geben/ und den
Ausgang dieſeꝛ ſchnellen Fehde auff einen Haupt-
ſtreich ankommen laſſen. Unſere Voͤlcker ruͤck-
ten zwar in moͤglichſter Eyl herbey/ und formirten
ein ſchoͤnes Lager von achtzig tauſend Mann. Al-
lein was war dieſe geringe Macht gegen des Fein-
des wuͤtende Gewalt; Denn dieſer kam als ei-
ne rauſchende Fluth daher/ und zog auff das
Hertz des Reichs/ will ſagen auff Martabane
an. Deſſen Grauſamkeit kunten wir nun in
der Koͤnigl. Burg bey Nachtzeit mit feurigen
Buchſtaben an dem Himmel leſen/ indem man
uͤber hundert Feuer zehlete/ mit welchen der Ty-
ranne ſeine Wut gegen die verlaſſenen Huͤtten der
armen Martabaner ausliß. So bald der Mor-
gen angebrochen/ begab ſich unſer Heldenmuͤthi-
ger Koͤnig ſelbſt ins Lager/ nachdem er Stadt
und Burg wol beſetzt/ und ſeine Gemahlin und
Kinder denen Goͤttern anbefohlen hatte. Er
ſtellete uns ſo fort wegen Annaͤherung des Fein-
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