Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. Der Käyser immittelst/ als ein tapffer Herr/ warmit nichts als Kriegs-Sachen beschäfftiget/ und hatte inner vierzehen Tagen eine Armee von sechs- mal hundert tausend Mann wieder beysammen/ welche er vor der Stadt täglich mustern ließ. Als auch die schreckliche Zeitung eingelauffen/ Chau- migrem sey mit neunmal hundert tausend Mann bereits in Pegu eingebrochen/ beschloß der Käy- ser/ dem Feinde behertzt entgegen zu gehen. Dan- nenhero besetzte er die Stadt auffs beste/ ließ die Princeßin/ welche höchst-kläglichen Abschied nahm/ zurücke/ der Printz aber muste mit zu Felde gehen/ und verließ uns also zwischen Furcht und Hoffnung. Daß ich es nun kurtz mache/ inner- halb vier Tagen erfuhren wir die jämmerliche Zeitung/ daß eine grausame blutige Schlacht zwi- schen beyden Heeren vorgegangen/ worinnen die Unsrigen nothwendig der Menge weichen müs- sen/ der Printz sey geblieben/ und der Käyser gar verlohren worden. Was solches vor eine Be- stürtzung durch die gantze Stadt verursachte/ ist nicht zu sagen. Das Geschrey so vieler tausend Seelen verursachte fast einen Wiederschall biß an die Wolcken/ ein iedes suchte sich zu verbergen/ und sahe doch keinen Feind. Die Reichs-Rä- the versammleten sich alle in der Burg/ um einen ersprießlichen Rath zu suchen/ wie doch solchem verwirreten Zustande abzuhelffen sey. Allein Furcht und Angst hatten ihre Zungen gebun- den/ und ihre Hertzen gefesselt/ daß es schiene/ als ob
Der Aſiatiſchen Baniſe. Der Kaͤyſer immittelſt/ als ein tapffer Herr/ warmit nichts als Kriegs-Sachen beſchaͤfftiget/ und hatte inner vierzehen Tagen eine Armee von ſechs- mal hundert tauſend Mann wieder beyſammen/ welche er vor der Stadt taͤglich muſtern ließ. Als auch die ſchreckliche Zeitung eingelauffen/ Chau- migrem ſey mit neunmal hundert tauſend Mann bereits in Pegu eingebrochen/ beſchloß der Kaͤy- ſer/ dem Feinde behertzt entgegen zu gehen. Dan- nenhero beſetzte er die Stadt auffs beſte/ ließ die Princeßin/ welche hoͤchſt-klaͤglichen Abſchied nahm/ zuruͤcke/ der Printz aber muſte mit zu Felde gehen/ und verließ uns alſo zwiſchen Furcht und Hoffnung. Daß ich es nun kurtz mache/ inner- halb vier Tagen erfuhren wir die jaͤmmerliche Zeitung/ daß eine grauſame blutige Schlacht zwi- ſchen beyden Heeren vorgegangen/ worinnen die Unſrigen nothwendig der Menge weichen muͤſ- ſen/ der Printz ſey geblieben/ und der Kaͤyſer gar verlohren worden. Was ſolches vor eine Be- ſtuͤrtzung durch die gantze Stadt verurſachte/ iſt nicht zu ſagen. Das Geſchrey ſo vieler tauſend Seelen verurſachte faſt einen Wiederſchall biß an die Wolcken/ ein iedes ſuchte ſich zu verbergen/ und ſahe doch keinen Feind. Die Reichs-Raͤ- the verſammleten ſich alle in der Burg/ um einen erſprießlichen Rath zu ſuchen/ wie doch ſolchem verwirreten Zuſtande abzuhelffen ſey. Allein Furcht und Angſt hatten ihre Zungen gebun- den/ und ihre Hertzen gefeſſelt/ daß es ſchiene/ als ob
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
Der Kaͤyſer immittelſt/ als ein tapffer Herr/ war
mit nichts als Kriegs-Sachen beſchaͤfftiget/ und
hatte inner vierzehen Tagen eine Armee von ſechs-
mal hundert tauſend Mann wieder beyſammen/
welche er vor der Stadt taͤglich muſtern ließ. Als
auch die ſchreckliche Zeitung eingelauffen/ Chau-
migrem ſey mit neunmal hundert tauſend Mann
bereits in Pegu eingebrochen/ beſchloß der Kaͤy-
ſer/ dem Feinde behertzt entgegen zu gehen. Dan-
nenhero beſetzte er die Stadt auffs beſte/ ließ die
Princeßin/ welche hoͤchſt-klaͤglichen Abſchied
nahm/ zuruͤcke/ der Printz aber muſte mit zu Felde
gehen/ und verließ uns alſo zwiſchen Furcht und
Hoffnung. Daß ich es nun kurtz mache/ inner-
halb vier Tagen erfuhren wir die jaͤmmerliche
Zeitung/ daß eine grauſame blutige Schlacht zwi-
ſchen beyden Heeren vorgegangen/ worinnen die
Unſrigen nothwendig der Menge weichen muͤſ-
ſen/ der Printz ſey geblieben/ und der Kaͤyſer gar
verlohren worden. Was ſolches vor eine Be-
ſtuͤrtzung durch die gantze Stadt verurſachte/ iſt
nicht zu ſagen. Das Geſchrey ſo vieler tauſend
Seelen verurſachte faſt einen Wiederſchall biß
an die Wolcken/ ein iedes ſuchte ſich zu verbergen/
und ſahe doch keinen Feind. Die Reichs-Raͤ-
the verſammleten ſich alle in der Burg/ um einen
erſprießlichen Rath zu ſuchen/ wie doch ſolchem
verwirreten Zuſtande abzuhelffen ſey. Allein
Furcht und Angſt hatten ihre Zungen gebun-
den/ und ihre Hertzen gefeſſelt/ daß es ſchiene/ als
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