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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
nenhero es auff widrige Art auslegte/ sagende:
Wol! Eure Meynung pflichtet der unsrigen bey/
und weil uns die Götter einmal zur Ruthe dieses
Reichs erkohren/ so wollen wir unser Straff-
Ambt-auch redlich verrichten/ so lange dieser Arm
den kalten Stahl in der Peguaner Blute erwär-
men kan. Durchaus ist dieses meine Meynung
nicht/ erwiederte der Rolim/ sondern es ist viel-
mehr den Göttern zu dancken/ daß sie nunmehro
die völlige Eroberung dieses Reichs durch dero
Armen glücklich vollbringen lassen. Und nach-
dem der Xemindische Stamm durch völlige Aus-
rottung sattsam gezüchtiget worden/ so ist forthin
der Götter ernstlicher Befehl/ nach so grausamer
Bestraffung des Hirtens der armen Schaafe zu
verschonen. Worüber wollen denn J. Maj. das
Scepter führen/ wenn sie sich selbst der Untertha-
nen berauben/ und das Schwerdt in eignen An-
dern wüten lassen wollen. Alle Herrschafften/
darinnen man allzu viel Schärffe brauchet/ beste-
hen nicht lange. Denn welchen man zu viel
fürchten soll/ den hasset man/ und welchen man
schon hasset/ der solte viel lieber todt denn lebendig
seyn. Wo Recht ist/ da muß auch Gnade seyn:
Diese beyden zieren einen Monarchen/ wie Sonn
und Mond den blauen Himmel/ und hierdurch
kan er nur den Göttern am nechsten kommen.
Verflucht sey aber die allzu grosse Gütigkeit/ er-
wiederte Chaumigrem gantz zornig/ welche den
eignen Fall befördern kan. So schneide und

bren-

Anderes Buch.
nenhero es auff widrige Art auslegte/ ſagende:
Wol! Eure Meynung pflichtet der unſrigen bey/
und weil uns die Goͤtter einmal zur Ruthe dieſes
Reichs erkohren/ ſo wollen wir unſer Straff-
Ambt-auch redlich verrichten/ ſo lange dieſer Arm
den kalten Stahl in der Peguaner Blute erwaͤr-
men kan. Durchaus iſt dieſes meine Meynung
nicht/ erwiederte der Rolim/ ſondern es iſt viel-
mehr den Goͤttern zu dancken/ daß ſie nunmehro
die voͤllige Eroberung dieſes Reichs durch dero
Armen gluͤcklich vollbringen laſſen. Und nach-
dem der Xemindiſche Stamm durch voͤllige Aus-
rottung ſattſam gezuͤchtiget worden/ ſo iſt forthin
der Goͤtter ernſtlicher Befehl/ nach ſo grauſamer
Beſtraffung des Hirtens der armen Schaafe zu
verſchonen. Woruͤber wollen denn J. Maj. das
Scepter fuͤhren/ wenn ſie ſich ſelbſt der Untertha-
nen berauben/ und das Schwerdt in eignen An-
dern wuͤten laſſen wollen. Alle Herrſchafften/
darinnen man allzu viel Schaͤrffe brauchet/ beſte-
hen nicht lange. Denn welchen man zu viel
fuͤrchten ſoll/ den haſſet man/ und welchen man
ſchon haſſet/ der ſolte viel lieber todt denn lebendig
ſeyn. Wo Recht iſt/ da muß auch Gnade ſeyn:
Dieſe beyden zieren einen Monarchen/ wie Sonn
und Mond den blauen Himmel/ und hierdurch
kan er nur den Goͤttern am nechſten kommen.
Verflucht ſey aber die allzu groſſe Guͤtigkeit/ er-
wiederte Chaumigrem gantz zornig/ welche den
eignen Fall befoͤrdern kan. So ſchneide und

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[379/0399] Anderes Buch. nenhero es auff widrige Art auslegte/ ſagende: Wol! Eure Meynung pflichtet der unſrigen bey/ und weil uns die Goͤtter einmal zur Ruthe dieſes Reichs erkohren/ ſo wollen wir unſer Straff- Ambt-auch redlich verrichten/ ſo lange dieſer Arm den kalten Stahl in der Peguaner Blute erwaͤr- men kan. Durchaus iſt dieſes meine Meynung nicht/ erwiederte der Rolim/ ſondern es iſt viel- mehr den Goͤttern zu dancken/ daß ſie nunmehro die voͤllige Eroberung dieſes Reichs durch dero Armen gluͤcklich vollbringen laſſen. Und nach- dem der Xemindiſche Stamm durch voͤllige Aus- rottung ſattſam gezuͤchtiget worden/ ſo iſt forthin der Goͤtter ernſtlicher Befehl/ nach ſo grauſamer Beſtraffung des Hirtens der armen Schaafe zu verſchonen. Woruͤber wollen denn J. Maj. das Scepter fuͤhren/ wenn ſie ſich ſelbſt der Untertha- nen berauben/ und das Schwerdt in eignen An- dern wuͤten laſſen wollen. Alle Herrſchafften/ darinnen man allzu viel Schaͤrffe brauchet/ beſte- hen nicht lange. Denn welchen man zu viel fuͤrchten ſoll/ den haſſet man/ und welchen man ſchon haſſet/ der ſolte viel lieber todt denn lebendig ſeyn. Wo Recht iſt/ da muß auch Gnade ſeyn: Dieſe beyden zieren einen Monarchen/ wie Sonn und Mond den blauen Himmel/ und hierdurch kan er nur den Goͤttern am nechſten kommen. Verflucht ſey aber die allzu groſſe Guͤtigkeit/ er- wiederte Chaumigrem gantz zornig/ welche den eignen Fall befoͤrdern kan. So ſchneide und bren-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/399>, abgerufen am 22.11.2024.