Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
sahe man allerhand Kunst- und Freuden-Feuer/
worinnen die Aracaner alle Ost-Jndische Völ-
cker übertreffen/ angezündet und in die Lufft flie-
gen: welcher Auffzug endlich mit abermahliger
Lösung der Stücken geendiget wurde. Diese
Krönung war kaum geendiget/ so bemühte er sich/
wie in Ava/ alle Unordnungen genau zu untersu-
chen und abzuschaffen/ die gekränckten Gesetze zu
verbessern/ und durch Erlassung der schweren An-
lagen sich die Gemüther des Volcks zu verbinden.
Bevoraus hub er die zwey harten Gewohnheiten
der regierenden Könige gäntzlich auff: Krafft de-
ren sich ein König nur alle fünff Jahr einmahl
von seinen Unterthanen durffte sehen lassen: in-
gleichen/ daß er seine Schwester ehligen muste:
Ursche/ weil Adams Sohn auch seine Schwester
zum Weibe genommen habe. Und nachdem
auch diese heilsame Vorsorge rühmlichst voll-
bracht worden/ schrieb er eine allgemeine Zusam-
menkunfft der Reichs-Stände aus. Als nun
diese häuffig gehorsamst erschienen/ und begierig
waren/ ihres neuen Königs und Herrn Ansinnen
zu erfahren/ ließ er sie alle in den fördern Schloß-
Platz zusammen kommen: der König aber stel-
lete sich an einen etwas erhabenen Ort/ von wel-
chem er wohl kunte gesehen und gehöret werden/
und redete sie folgender Gestalt an: Getreueste
Reichs-Sassen: Wie wir eure sonderbare Zu-
neigung aus der an uns vollzogenen Wahl satt-
sam erkennet haben: Also versprechen wir uns

zuver-
G g 5

Anderes Buch.
ſahe man allerhand Kunſt- und Freuden-Feuer/
worinnen die Aracaner alle Oſt-Jndiſche Voͤl-
cker uͤbertreffen/ angezuͤndet und in die Lufft flie-
gen: welcher Auffzug endlich mit abermahliger
Loͤſung der Stuͤcken geendiget wurde. Dieſe
Kroͤnung war kaum geendiget/ ſo bemuͤhte er ſich/
wie in Ava/ alle Unordnungen genau zu unterſu-
chen und abzuſchaffen/ die gekraͤnckten Geſetze zu
verbeſſern/ und durch Erlaſſung der ſchweren An-
lagen ſich die Gemuͤther des Volcks zu verbinden.
Bevoraus hub er die zwey harten Gewohnheiten
der regierenden Koͤnige gaͤntzlich auff: Krafft de-
ren ſich ein Koͤnig nur alle fuͤnff Jahr einmahl
von ſeinen Unterthanen durffte ſehen laſſen: in-
gleichen/ daß er ſeine Schweſter ehligen muſte:
Urſche/ weil Adams Sohn auch ſeine Schweſter
zum Weibe genommen habe. Und nachdem
auch dieſe heilſame Vorſorge ruͤhmlichſt voll-
bracht worden/ ſchrieb er eine allgemeine Zuſam-
menkunfft der Reichs-Staͤnde aus. Als nun
dieſe haͤuffig gehorſamſt erſchienen/ und begierig
waren/ ihres neuen Koͤnigs und Herrn Anſinnen
zu erfahren/ ließ er ſie alle in den foͤrdern Schloß-
Platz zuſammen kommen: der Koͤnig aber ſtel-
lete ſich an einen etwas erhabenen Ort/ von wel-
chem er wohl kunte geſehen und gehoͤret werden/
und redete ſie folgender Geſtalt an: Getreueſte
Reichs-Saſſen: Wie wir eure ſonderbare Zu-
neigung aus der an uns vollzogenen Wahl ſatt-
ſam erkennet haben: Alſo verſprechen wir uns

zuver-
G g 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0493" n="473"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ahe man allerhand Kun&#x017F;t- und Freuden-Feuer/<lb/>
worinnen die Aracaner alle O&#x017F;t-Jndi&#x017F;che Vo&#x0364;l-<lb/>
cker u&#x0364;bertreffen/ angezu&#x0364;ndet und in die Lufft flie-<lb/>
gen: welcher Auffzug endlich mit abermahliger<lb/>
Lo&#x0364;&#x017F;ung der Stu&#x0364;cken geendiget wurde. Die&#x017F;e<lb/>
Kro&#x0364;nung war kaum geendiget/ &#x017F;o bemu&#x0364;hte er &#x017F;ich/<lb/>
wie in Ava/ alle Unordnungen genau zu unter&#x017F;u-<lb/>
chen und abzu&#x017F;chaffen/ die gekra&#x0364;nckten Ge&#x017F;etze zu<lb/>
verbe&#x017F;&#x017F;ern/ und durch Erla&#x017F;&#x017F;ung der &#x017F;chweren An-<lb/>
lagen &#x017F;ich die Gemu&#x0364;ther des Volcks zu verbinden.<lb/>
Bevoraus hub er die zwey harten Gewohnheiten<lb/>
der regierenden Ko&#x0364;nige ga&#x0364;ntzlich auff: Krafft de-<lb/>
ren &#x017F;ich ein Ko&#x0364;nig nur alle fu&#x0364;nff Jahr einmahl<lb/>
von &#x017F;einen Unterthanen durffte &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en: in-<lb/>
gleichen/ daß er &#x017F;eine Schwe&#x017F;ter ehligen mu&#x017F;te:<lb/>
Ur&#x017F;che/ weil Adams Sohn auch &#x017F;eine Schwe&#x017F;ter<lb/>
zum Weibe genommen habe. Und nachdem<lb/>
auch die&#x017F;e heil&#x017F;ame Vor&#x017F;orge ru&#x0364;hmlich&#x017F;t voll-<lb/>
bracht worden/ &#x017F;chrieb er eine allgemeine Zu&#x017F;am-<lb/>
menkunfft der Reichs-Sta&#x0364;nde aus. Als nun<lb/>
die&#x017F;e ha&#x0364;uffig gehor&#x017F;am&#x017F;t er&#x017F;chienen/ und begierig<lb/>
waren/ ihres neuen Ko&#x0364;nigs und Herrn An&#x017F;innen<lb/>
zu erfahren/ ließ er &#x017F;ie alle in den fo&#x0364;rdern Schloß-<lb/>
Platz zu&#x017F;ammen kommen: der Ko&#x0364;nig aber &#x017F;tel-<lb/>
lete &#x017F;ich an einen etwas erhabenen Ort/ von wel-<lb/>
chem er wohl kunte ge&#x017F;ehen und geho&#x0364;ret werden/<lb/>
und redete &#x017F;ie folgender Ge&#x017F;talt an: Getreue&#x017F;te<lb/>
Reichs-Sa&#x017F;&#x017F;en: Wie wir eure &#x017F;onderbare Zu-<lb/>
neigung aus der an uns vollzogenen Wahl &#x017F;att-<lb/>
&#x017F;am erkennet haben: Al&#x017F;o ver&#x017F;prechen wir uns<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g 5</fw><fw place="bottom" type="catch">zuver-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[473/0493] Anderes Buch. ſahe man allerhand Kunſt- und Freuden-Feuer/ worinnen die Aracaner alle Oſt-Jndiſche Voͤl- cker uͤbertreffen/ angezuͤndet und in die Lufft flie- gen: welcher Auffzug endlich mit abermahliger Loͤſung der Stuͤcken geendiget wurde. Dieſe Kroͤnung war kaum geendiget/ ſo bemuͤhte er ſich/ wie in Ava/ alle Unordnungen genau zu unterſu- chen und abzuſchaffen/ die gekraͤnckten Geſetze zu verbeſſern/ und durch Erlaſſung der ſchweren An- lagen ſich die Gemuͤther des Volcks zu verbinden. Bevoraus hub er die zwey harten Gewohnheiten der regierenden Koͤnige gaͤntzlich auff: Krafft de- ren ſich ein Koͤnig nur alle fuͤnff Jahr einmahl von ſeinen Unterthanen durffte ſehen laſſen: in- gleichen/ daß er ſeine Schweſter ehligen muſte: Urſche/ weil Adams Sohn auch ſeine Schweſter zum Weibe genommen habe. Und nachdem auch dieſe heilſame Vorſorge ruͤhmlichſt voll- bracht worden/ ſchrieb er eine allgemeine Zuſam- menkunfft der Reichs-Staͤnde aus. Als nun dieſe haͤuffig gehorſamſt erſchienen/ und begierig waren/ ihres neuen Koͤnigs und Herrn Anſinnen zu erfahren/ ließ er ſie alle in den foͤrdern Schloß- Platz zuſammen kommen: der Koͤnig aber ſtel- lete ſich an einen etwas erhabenen Ort/ von wel- chem er wohl kunte geſehen und gehoͤret werden/ und redete ſie folgender Geſtalt an: Getreueſte Reichs-Saſſen: Wie wir eure ſonderbare Zu- neigung aus der an uns vollzogenen Wahl ſatt- ſam erkennet haben: Alſo verſprechen wir uns zuver- G g 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/493
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/493>, abgerufen am 29.06.2024.