Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
unter den stürmenden Peguanern machten. Weil
sich nun zugleich die Siammer unbeschreiblich
wehreten/ indem sie nicht allein auff der Mauer
wie Mauern stunden/ sondern auch durch häuffig-
gestreute Fußangeln den Feind mercklich verhin-
derten und beschädigten: Als muste endlich nach
siebenstündigen Gefechte Chaumigrem zum Ab-
zuge blasen lassen. Die meiste Verhinderung in
diesem Sturm/ war der listige Anschlag des Pa-
dukko gewesen/ indem er das Oel und Fett/ zusam-
men bringen/ schmeltzen/ und solches häuffigauff
die angelegte Sturmbreter schütten lassen. Hier-
durch wurden solche dermassen schlipfferich und
glat/ daß kein fester Fuß darauff zu setzen war/
sondern der anlauffende Feind gleiten und fallen
muste. Welcher fiel/ der verfiel zugleich in den
Tod: indem ihnen nichts als rollende Balcken/
Steine/ heiß Wasser/ Kugeln und Pfeile entge-
gen kamen/ die wenigsten aber erlangten die Ehre/
daß sie kunten mit dem Sebel von der Mauer ab-
gehalten werden.

Chaumigrem vermeinte zu bersten/ als ihm
sein so wohl ersonnener Anschlag zu Wasser wur-
de/ und wuste nicht/ wen er beschuldigen solte.
Weil er aber unter der gantzen Armee kein nützli-
cher Haupt/ als den Martong wuste: so brachte
solches diesem die Erlösung/ vorige Gnade und
Ehren-Stand. Solches nahm dieser mit ver-
stellter Freude und Dienst-Verpflichtung an/
doch ließ er die/ allen edelen Gemüthern ange-

bohrne
J i 3

Anderes Buch.
unter den ſtuͤrmenden Peguanern machten. Weil
ſich nun zugleich die Siammer unbeſchreiblich
wehreten/ indem ſie nicht allein auff der Mauer
wie Mauern ſtunden/ ſondern auch durch haͤuffig-
geſtreute Fußangeln den Feind mercklich verhin-
derten und beſchaͤdigten: Als muſte endlich nach
ſiebenſtuͤndigen Gefechte Chaumigrem zum Ab-
zuge blaſen laſſen. Die meiſte Verhinderung in
dieſem Sturm/ war der liſtige Anſchlag des Pa-
dukko geweſen/ indem er das Oel und Fett/ zuſam-
men bringen/ ſchmeltzen/ und ſolches haͤuffigauff
die angelegte Sturmbreter ſchuͤtten laſſen. Hier-
durch wurden ſolche dermaſſen ſchlipfferich und
glat/ daß kein feſter Fuß darauff zu ſetzen war/
ſondern der anlauffende Feind gleiten und fallen
muſte. Welcher fiel/ der verfiel zugleich in den
Tod: indem ihnen nichts als rollende Balcken/
Steine/ heiß Waſſer/ Kugeln und Pfeile entge-
gen kamen/ die wenigſten aber erlangten die Ehre/
daß ſie kunten mit dem Sebel von der Mauer ab-
gehalten werden.

Chaumigrem vermeinte zu berſten/ als ihm
ſein ſo wohl erſonnener Anſchlag zu Waſſer wur-
de/ und wuſte nicht/ wen er beſchuldigen ſolte.
Weil er aber unter der gantzen Armee kein nuͤtzli-
cher Haupt/ als den Martong wuſte: ſo brachte
ſolches dieſem die Erloͤſung/ vorige Gnade und
Ehren-Stand. Solches nahm dieſer mit ver-
ſtellter Freude und Dienſt-Verpflichtung an/
doch ließ er die/ allen edelen Gemuͤthern ange-

bohrne
J i 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0521" n="501"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
unter den &#x017F;tu&#x0364;rmenden Peguanern machten. Weil<lb/>
&#x017F;ich nun zugleich die Siammer unbe&#x017F;chreiblich<lb/>
wehreten/ indem &#x017F;ie nicht allein auff der Mauer<lb/>
wie Mauern &#x017F;tunden/ &#x017F;ondern auch durch ha&#x0364;uffig-<lb/>
ge&#x017F;treute Fußangeln den Feind mercklich verhin-<lb/>
derten und be&#x017F;cha&#x0364;digten: Als mu&#x017F;te endlich nach<lb/>
&#x017F;ieben&#x017F;tu&#x0364;ndigen Gefechte Chaumigrem zum Ab-<lb/>
zuge bla&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en. Die mei&#x017F;te Verhinderung in<lb/>
die&#x017F;em Sturm/ war der li&#x017F;tige An&#x017F;chlag des Pa-<lb/>
dukko gewe&#x017F;en/ indem er das Oel und Fett/ zu&#x017F;am-<lb/>
men bringen/ &#x017F;chmeltzen/ und &#x017F;olches ha&#x0364;uffigauff<lb/>
die angelegte Sturmbreter &#x017F;chu&#x0364;tten la&#x017F;&#x017F;en. Hier-<lb/>
durch wurden &#x017F;olche derma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chlipfferich und<lb/>
glat/ daß kein fe&#x017F;ter Fuß darauff zu &#x017F;etzen war/<lb/>
&#x017F;ondern der anlauffende Feind gleiten und fallen<lb/>
mu&#x017F;te. Welcher fiel/ der verfiel zugleich in den<lb/>
Tod: indem ihnen nichts als rollende Balcken/<lb/>
Steine/ heiß Wa&#x017F;&#x017F;er/ Kugeln und Pfeile entge-<lb/>
gen kamen/ die wenig&#x017F;ten aber erlangten die Ehre/<lb/>
daß &#x017F;ie kunten mit dem Sebel von der Mauer ab-<lb/>
gehalten werden.</p><lb/>
          <p>Chaumigrem vermeinte zu ber&#x017F;ten/ als ihm<lb/>
&#x017F;ein &#x017F;o wohl er&#x017F;onnener An&#x017F;chlag zu Wa&#x017F;&#x017F;er wur-<lb/>
de/ und wu&#x017F;te nicht/ wen er be&#x017F;chuldigen &#x017F;olte.<lb/>
Weil er aber unter der gantzen Armee kein nu&#x0364;tzli-<lb/>
cher Haupt/ als den Martong wu&#x017F;te: &#x017F;o brachte<lb/>
&#x017F;olches die&#x017F;em die Erlo&#x0364;&#x017F;ung/ vorige Gnade und<lb/>
Ehren-Stand. Solches nahm die&#x017F;er mit ver-<lb/>
&#x017F;tellter Freude und Dien&#x017F;t-Verpflichtung an/<lb/>
doch ließ er die/ allen edelen Gemu&#x0364;thern ange-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 3</fw><fw place="bottom" type="catch">bohrne</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[501/0521] Anderes Buch. unter den ſtuͤrmenden Peguanern machten. Weil ſich nun zugleich die Siammer unbeſchreiblich wehreten/ indem ſie nicht allein auff der Mauer wie Mauern ſtunden/ ſondern auch durch haͤuffig- geſtreute Fußangeln den Feind mercklich verhin- derten und beſchaͤdigten: Als muſte endlich nach ſiebenſtuͤndigen Gefechte Chaumigrem zum Ab- zuge blaſen laſſen. Die meiſte Verhinderung in dieſem Sturm/ war der liſtige Anſchlag des Pa- dukko geweſen/ indem er das Oel und Fett/ zuſam- men bringen/ ſchmeltzen/ und ſolches haͤuffigauff die angelegte Sturmbreter ſchuͤtten laſſen. Hier- durch wurden ſolche dermaſſen ſchlipfferich und glat/ daß kein feſter Fuß darauff zu ſetzen war/ ſondern der anlauffende Feind gleiten und fallen muſte. Welcher fiel/ der verfiel zugleich in den Tod: indem ihnen nichts als rollende Balcken/ Steine/ heiß Waſſer/ Kugeln und Pfeile entge- gen kamen/ die wenigſten aber erlangten die Ehre/ daß ſie kunten mit dem Sebel von der Mauer ab- gehalten werden. Chaumigrem vermeinte zu berſten/ als ihm ſein ſo wohl erſonnener Anſchlag zu Waſſer wur- de/ und wuſte nicht/ wen er beſchuldigen ſolte. Weil er aber unter der gantzen Armee kein nuͤtzli- cher Haupt/ als den Martong wuſte: ſo brachte ſolches dieſem die Erloͤſung/ vorige Gnade und Ehren-Stand. Solches nahm dieſer mit ver- ſtellter Freude und Dienſt-Verpflichtung an/ doch ließ er die/ allen edelen Gemuͤthern ange- bohrne J i 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/521
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/521>, abgerufen am 29.06.2024.