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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
Die Götter erfodern zu ihrem Dienste nicht nur
reine Hände/ sondern auch keusche Hertzen: ich
aber würde mich ewiger Verdammniß würdig
schätzen/ wenn durch mich die Götter solten belei-
diget und erzürnet werden. Ach schlechter Ein-
wurff/ antwortete der Rolim hierauff/ so müsten
die Opffer/ welche von den Göttern geschaffen/
und durch der Priester Hand geopffert werden/
den Göttern auch ein Greuel seyn: Und der Wein
ist deßwegen denen Weltlichen verboten/ weil er
nur allein von den Priestern getruncken zu wer-
den würdig ist. Solte nun deßwegen die Heilig-
keit der Götter vermindert werden/ wenn ihre
Priester eine von der Gottheit erschaffene Schön-
heit/ welche an sich selbst ein Heiligthum und E-
benbild der Götter ist/ vor andern nicht so wohl
ihrer Lust/ als bevoraus denen Göttern/ welchen
sie dienen/ aufopfferten. Das sey ferne. Zu dem
weiß man die Macht der Liebe/ welche Tempel
und Altar hindan setzet/ und sich weder an Gesetze
noch Heiligthum binden lässet. Es haben mich
Rabbinen versichert/ daß vor langen Zeiten ein
König in Palästina/ (+) welcher an Weißheit
die Weißheit selbst zu übertreffen geschienen/ viel
Gold aus diesen Landen/ welche vorhin Ophir ge-
heissen/ abholen lassen. Dieser weise König/ ob
er gleich an Heiligkeit dem Jüdischen Hohe-
Priester vorgegangen/ so habe er sich doch die Lie-
be auch im hohen Alter dermassen fesseln lassen/

daß
(+) Frane, Trauer-Saal dritter Theil. p. 998.

Der Aſiatiſchen Baniſe.
Die Goͤtter erfodern zu ihrem Dienſte nicht nur
reine Haͤnde/ ſondern auch keuſche Hertzen: ich
aber wuͤrde mich ewiger Verdammniß wuͤrdig
ſchaͤtzen/ wenn durch mich die Goͤtter ſolten belei-
diget und erzuͤrnet werden. Ach ſchlechter Ein-
wurff/ antwortete der Rolim hierauff/ ſo muͤſten
die Opffer/ welche von den Goͤttern geſchaffen/
und durch der Prieſter Hand geopffert werden/
den Goͤttern auch ein Greuel ſeyn: Und der Wein
iſt deßwegen denen Weltlichen verboten/ weil er
nur allein von den Prieſtern getruncken zu wer-
den wuͤrdig iſt. Solte nun deßwegen die Heilig-
keit der Goͤtter vermindert werden/ wenn ihre
Prieſter eine von der Gottheit erſchaffene Schoͤn-
heit/ welche an ſich ſelbſt ein Heiligthum und E-
benbild der Goͤtter iſt/ vor andern nicht ſo wohl
ihrer Luſt/ als bevoraus denen Goͤttern/ welchen
ſie dienen/ aufopfferten. Das ſey ferne. Zu dem
weiß man die Macht der Liebe/ welche Tempel
und Altar hindan ſetzet/ und ſich weder an Geſetze
noch Heiligthum binden laͤſſet. Es haben mich
Rabbinen verſichert/ daß vor langen Zeiten ein
Koͤnig in Palaͤſtina/ (†) welcher an Weißheit
die Weißheit ſelbſt zu uͤbertreffen geſchienen/ viel
Gold aus dieſen Landen/ welche vorhin Ophir ge-
heiſſen/ abholen laſſen. Dieſer weiſe Koͤnig/ ob
er gleich an Heiligkeit dem Juͤdiſchen Hohe-
Prieſter vorgegangen/ ſo habe er ſich doch die Lie-
be auch im hohen Alter dermaſſen feſſeln laſſen/

daß
(†) Frane, Trauer-Saal dritter Theil. p. 998.
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[512/0532] Der Aſiatiſchen Baniſe. Die Goͤtter erfodern zu ihrem Dienſte nicht nur reine Haͤnde/ ſondern auch keuſche Hertzen: ich aber wuͤrde mich ewiger Verdammniß wuͤrdig ſchaͤtzen/ wenn durch mich die Goͤtter ſolten belei- diget und erzuͤrnet werden. Ach ſchlechter Ein- wurff/ antwortete der Rolim hierauff/ ſo muͤſten die Opffer/ welche von den Goͤttern geſchaffen/ und durch der Prieſter Hand geopffert werden/ den Goͤttern auch ein Greuel ſeyn: Und der Wein iſt deßwegen denen Weltlichen verboten/ weil er nur allein von den Prieſtern getruncken zu wer- den wuͤrdig iſt. Solte nun deßwegen die Heilig- keit der Goͤtter vermindert werden/ wenn ihre Prieſter eine von der Gottheit erſchaffene Schoͤn- heit/ welche an ſich ſelbſt ein Heiligthum und E- benbild der Goͤtter iſt/ vor andern nicht ſo wohl ihrer Luſt/ als bevoraus denen Goͤttern/ welchen ſie dienen/ aufopfferten. Das ſey ferne. Zu dem weiß man die Macht der Liebe/ welche Tempel und Altar hindan ſetzet/ und ſich weder an Geſetze noch Heiligthum binden laͤſſet. Es haben mich Rabbinen verſichert/ daß vor langen Zeiten ein Koͤnig in Palaͤſtina/ (†) welcher an Weißheit die Weißheit ſelbſt zu uͤbertreffen geſchienen/ viel Gold aus dieſen Landen/ welche vorhin Ophir ge- heiſſen/ abholen laſſen. Dieſer weiſe Koͤnig/ ob er gleich an Heiligkeit dem Juͤdiſchen Hohe- Prieſter vorgegangen/ ſo habe er ſich doch die Lie- be auch im hohen Alter dermaſſen feſſeln laſſen/ daß (†) Frane, Trauer-Saal dritter Theil. p. 998.

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/532>, abgerufen am 22.11.2024.