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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.

Es hatten erwehnte Gesandten kaum die Tho-
re zu Aracan erreichet/ so wuste bereits iedwedes
Kind von dem Kriege wider Pegu zu lallen: ja
auch die schwachen Weibesbilder wolten ihr Le-
ben vor die gefangene Princeßin auffopffern/ und
die Felder um Aracan wurden in kurtzem mit
Waffen bedecket: indem die Wachsamkeit des
tapffern Königs/ und die unermüdete Treue der
gehorsamen Unterthanen die Zeit dermassen edel
machten/ daß es schien/ als ob die Götter selbst
Hand anlegten. Jn welchem Eyfer wir die be-
mühten Aracaner in etwas wollen beharren las-
sen/ und wieder zurücke nach Siam lauffen.

Nachdem nun zwey gantzer Monat unter
stetem Gefechte verstrichen/ und sich die Pegua-
ner an Odia ziemlich das Maul zerfallen hat-
ten: Chaumigrem auch ein gefährliches Wetter
von Aracan her besorgte: als fing die Ungedult
an ihn zu erhitzen/ daß er desto hefftiger auff die
gewaltsame Eroberung drang/ ie ferner die Hoff-
nung war. Jnzwischen machten sich die tapf-
fern Siammer zu möglichster Gegenwehr ge-
fasset/ weil sie sich wohl einbilden konten/ daß ein
offt wiederholter Schlag allzeit gefährlicher wür-
de. Es wurde aber/ indem gantz Odia mit Dampf
und Blut erfüllet und umbringet war/ auch das
Königliche Hauß zu mehrerm Leidwesen mit einer
hohen Trauer-Wolcke verdunckelt: indem un-
versehens die Seele der jüngsten Princeßin von
Siam/ Salagramma/ ihren Leib und die beäng-

stigte
L l 4
Anderes Buch.

Es hatten erwehnte Geſandten kaum die Tho-
re zu Aracan erreichet/ ſo wuſte bereits iedwedes
Kind von dem Kriege wider Pegu zu lallen: ja
auch die ſchwachen Weibesbilder wolten ihr Le-
ben vor die gefangene Princeßin auffopffern/ und
die Felder um Aracan wurden in kurtzem mit
Waffen bedecket: indem die Wachſamkeit des
tapffern Koͤnigs/ und die unermuͤdete Treue der
gehorſamen Unterthanen die Zeit dermaſſen edel
machten/ daß es ſchien/ als ob die Goͤtter ſelbſt
Hand anlegten. Jn welchem Eyfer wir die be-
muͤhten Aracaner in etwas wollen beharren laſ-
ſen/ und wieder zuruͤcke nach Siam lauffen.

Nachdem nun zwey gantzer Monat unter
ſtetem Gefechte verſtrichen/ und ſich die Pegua-
ner an Odia ziemlich das Maul zerfallen hat-
ten: Chaumigrem auch ein gefaͤhrliches Wetter
von Aracan her beſorgte: als fing die Ungedult
an ihn zu erhitzen/ daß er deſto hefftiger auff die
gewaltſame Eroberung drang/ ie ferner die Hoff-
nung war. Jnzwiſchen machten ſich die tapf-
fern Siammer zu moͤglichſter Gegenwehr ge-
faſſet/ weil ſie ſich wohl einbilden konten/ daß ein
offt wiederholter Schlag allzeit gefaͤhrlicher wuͤr-
de. Es wurde aber/ indem gantz Odia mit Dampf
und Blut erfuͤllet und umbringet war/ auch das
Koͤnigliche Hauß zu mehrerm Leidweſen mit einer
hohen Trauer-Wolcke verdunckelt: indem un-
verſehens die Seele der juͤngſten Princeßin von
Siam/ Salagramma/ ihren Leib und die beaͤng-

ſtigte
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[535/0555] Anderes Buch. Es hatten erwehnte Geſandten kaum die Tho- re zu Aracan erreichet/ ſo wuſte bereits iedwedes Kind von dem Kriege wider Pegu zu lallen: ja auch die ſchwachen Weibesbilder wolten ihr Le- ben vor die gefangene Princeßin auffopffern/ und die Felder um Aracan wurden in kurtzem mit Waffen bedecket: indem die Wachſamkeit des tapffern Koͤnigs/ und die unermuͤdete Treue der gehorſamen Unterthanen die Zeit dermaſſen edel machten/ daß es ſchien/ als ob die Goͤtter ſelbſt Hand anlegten. Jn welchem Eyfer wir die be- muͤhten Aracaner in etwas wollen beharren laſ- ſen/ und wieder zuruͤcke nach Siam lauffen. Nachdem nun zwey gantzer Monat unter ſtetem Gefechte verſtrichen/ und ſich die Pegua- ner an Odia ziemlich das Maul zerfallen hat- ten: Chaumigrem auch ein gefaͤhrliches Wetter von Aracan her beſorgte: als fing die Ungedult an ihn zu erhitzen/ daß er deſto hefftiger auff die gewaltſame Eroberung drang/ ie ferner die Hoff- nung war. Jnzwiſchen machten ſich die tapf- fern Siammer zu moͤglichſter Gegenwehr ge- faſſet/ weil ſie ſich wohl einbilden konten/ daß ein offt wiederholter Schlag allzeit gefaͤhrlicher wuͤr- de. Es wurde aber/ indem gantz Odia mit Dampf und Blut erfuͤllet und umbringet war/ auch das Koͤnigliche Hauß zu mehrerm Leidweſen mit einer hohen Trauer-Wolcke verdunckelt: indem un- verſehens die Seele der juͤngſten Princeßin von Siam/ Salagramma/ ihren Leib und die beaͤng- ſtigte L l 4

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/555>, abgerufen am 22.11.2024.