L. G. Weil von der Sprache grossentheils die Denkungsart eines Volks abhängt ...
Sowol das von der alten guten Sitte, als von der Sprache und Denkungsart, sind 1698 gegeben worden. Zu Karls des Fünften Zeiten mischte man, wie Leibniz er- zählt, spanische Worte ein, vermutlich aus gutherziger Dankbarkeit für den schönen kai- serlichen Einfall, und damit ihm die Pferde- sprache etwas sanfter wiehern möchte. Wie es diesen Worten ergangen ist, wissen wir; und sehen zugleich daraus, wie es künftig al- len heutigstägigen Einmischungen ergehen werde, so arg nämlich, daß dann einer kom- men und erzählen muß, aus der oder der Sprache wäre damals, zu unsrer Zeit näm- lich, auch wieder eingemischt worden; aber die Sprache, die das nun einmal schlechter- dings nicht vertragen könte, hätte auch da- mals wieder Uebelkeiten bekommen. Jn dem zweyten dieser Geseze wird von den Gold- stücken gesagt, daß sie wahre Heckethaler wären.
Von
L. G. Weil von der Sprache groſſentheils die Denkungsart eines Volks abhaͤngt …
Sowol das von der alten guten Sitte, als von der Sprache und Denkungsart, ſind 1698 gegeben worden. Zu Karls des Fuͤnften Zeiten miſchte man, wie Leibniz er- zaͤhlt, ſpaniſche Worte ein, vermutlich aus gutherziger Dankbarkeit fuͤr den ſchoͤnen kai- ſerlichen Einfall, und damit ihm die Pferde- ſprache etwas ſanfter wiehern moͤchte. Wie es dieſen Worten ergangen iſt, wiſſen wir; und ſehen zugleich daraus, wie es kuͤnftig al- len heutigstaͤgigen Einmiſchungen ergehen werde, ſo arg naͤmlich, daß dann einer kom- men und erzaͤhlen muß, aus der oder der Sprache waͤre damals, zu unſrer Zeit naͤm- lich, auch wieder eingemiſcht worden; aber die Sprache, die das nun einmal ſchlechter- dings nicht vertragen koͤnte, haͤtte auch da- mals wieder Uebelkeiten bekommen. Jn dem zweyten dieſer Geſeze wird von den Gold- ſtuͤcken geſagt, daß ſie wahre Heckethaler waͤren.
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L. G.
Weil von der Sprache groſſentheils die
Denkungsart eines Volks abhaͤngt …
Sowol das von der alten guten Sitte,
als von der Sprache und Denkungsart,
ſind 1698 gegeben worden. Zu Karls des
Fuͤnften Zeiten miſchte man, wie Leibniz er-
zaͤhlt, ſpaniſche Worte ein, vermutlich aus
gutherziger Dankbarkeit fuͤr den ſchoͤnen kai-
ſerlichen Einfall, und damit ihm die Pferde-
ſprache etwas ſanfter wiehern moͤchte. Wie
es dieſen Worten ergangen iſt, wiſſen wir;
und ſehen zugleich daraus, wie es kuͤnftig al-
len heutigstaͤgigen Einmiſchungen ergehen
werde, ſo arg naͤmlich, daß dann einer kom-
men und erzaͤhlen muß, aus der oder der
Sprache waͤre damals, zu unſrer Zeit naͤm-
lich, auch wieder eingemiſcht worden; aber
die Sprache, die das nun einmal ſchlechter-
dings nicht vertragen koͤnte, haͤtte auch da-
mals wieder Uebelkeiten bekommen. Jn
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/119>, abgerufen am 22.11.2024.
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