Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite
L. G.
Jn den Wissenschaften nicht wuchern,
und den Nachkommen nur die Vermächt-
nisse der Vorfahren hinterlassen, ist unter
allen traurigen Dingen, die sich in der Re-
publik zutragen können, bey weitem
...

Von dem Landtage 1745. Schon in der
Mitte des vorigen Jahrhunderts hatte man
in unserm Büchersaale ein abgesondertes Be-
hältnis, über welches geschrieben war:

Unsterbliche Werke.

Aber man muste von Zeit zu Zeit einige Bü-
cher wieder herausnehmen, weil es mit der
geglaubten Unsterblichkeit offenbar vorbey
war. Jn Anfange dieses Jahrhunderts än-
derte man die Ueberschrift, und sezte:

Vortrefliche Schriften.

Allein auch diese Ueberschrift ist bey Anlasse
des eben angeführten Gesezes abgenommen,
und folgendes über den goldnen Vorhang ge-
schrieben worden:

Bücher, in denen auch Neues ist.

Es währte lange, eh der Herold bey Ge-
bung dieses Gesezes zur Stimmensamlung

schrei-
G 3
L. G.
Jn den Wiſſenſchaften nicht wuchern,
und den Nachkommen nur die Vermaͤcht-
niſſe der Vorfahren hinterlaſſen, iſt unter
allen traurigen Dingen, die ſich in der Re-
publik zutragen koͤnnen, bey weitem

Von dem Landtage 1745. Schon in der
Mitte des vorigen Jahrhunderts hatte man
in unſerm Buͤcherſaale ein abgeſondertes Be-
haͤltnis, uͤber welches geſchrieben war:

Unſterbliche Werke.

Aber man muſte von Zeit zu Zeit einige Buͤ-
cher wieder herausnehmen, weil es mit der
geglaubten Unſterblichkeit offenbar vorbey
war. Jn Anfange dieſes Jahrhunderts aͤn-
derte man die Ueberſchrift, und ſezte:

Vortrefliche Schriften.

Allein auch dieſe Ueberſchrift iſt bey Anlaſſe
des eben angefuͤhrten Geſezes abgenommen,
und folgendes uͤber den goldnen Vorhang ge-
ſchrieben worden:

Buͤcher, in denen auch Neues iſt.

Es waͤhrte lange, eh der Herold bey Ge-
bung dieſes Geſezes zur Stimmenſamlung

ſchrei-
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0177" n="101"/>
          <cit>
            <quote><hi rendition="#c">L. G.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Jn den Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften nicht wuchern,<lb/>
und den Nachkommen nur die Verma&#x0364;cht-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e der Vorfahren hinterla&#x017F;&#x017F;en, i&#x017F;t unter<lb/>
allen traurigen Dingen, die &#x017F;ich in der Re-<lb/>
publik zutragen ko&#x0364;nnen, bey weitem</hi> &#x2026;</quote>
          </cit><lb/>
          <p>Von dem Landtage 1745. Schon in der<lb/>
Mitte des vorigen Jahrhunderts hatte man<lb/>
in un&#x017F;erm Bu&#x0364;cher&#x017F;aale ein abge&#x017F;ondertes Be-<lb/>
ha&#x0364;ltnis, u&#x0364;ber welches ge&#x017F;chrieben war:</p><lb/>
          <div n="3">
            <head>Un&#x017F;terbliche Werke.</head><lb/>
            <p>Aber man mu&#x017F;te von Zeit zu Zeit einige Bu&#x0364;-<lb/>
cher wieder herausnehmen, weil es mit der<lb/>
geglaubten Un&#x017F;terblichkeit offenbar vorbey<lb/>
war. Jn Anfange die&#x017F;es Jahrhunderts a&#x0364;n-<lb/>
derte man die Ueber&#x017F;chrift, und &#x017F;ezte:</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Vortrefliche Schriften.</head><lb/>
            <p>Allein auch die&#x017F;e Ueber&#x017F;chrift i&#x017F;t bey Anla&#x017F;&#x017F;e<lb/>
des eben angefu&#x0364;hrten Ge&#x017F;ezes abgenommen,<lb/>
und folgendes u&#x0364;ber den goldnen Vorhang ge-<lb/>
&#x017F;chrieben worden:</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Bu&#x0364;cher, in denen auch Neues i&#x017F;t.</head><lb/>
            <p>Es wa&#x0364;hrte lange, eh der Herold bey Ge-<lb/>
bung die&#x017F;es Ge&#x017F;ezes zur Stimmen&#x017F;amlung<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chrei-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0177] L. G. Jn den Wiſſenſchaften nicht wuchern, und den Nachkommen nur die Vermaͤcht- niſſe der Vorfahren hinterlaſſen, iſt unter allen traurigen Dingen, die ſich in der Re- publik zutragen koͤnnen, bey weitem … Von dem Landtage 1745. Schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts hatte man in unſerm Buͤcherſaale ein abgeſondertes Be- haͤltnis, uͤber welches geſchrieben war: Unſterbliche Werke. Aber man muſte von Zeit zu Zeit einige Buͤ- cher wieder herausnehmen, weil es mit der geglaubten Unſterblichkeit offenbar vorbey war. Jn Anfange dieſes Jahrhunderts aͤn- derte man die Ueberſchrift, und ſezte: Vortrefliche Schriften. Allein auch dieſe Ueberſchrift iſt bey Anlaſſe des eben angefuͤhrten Geſezes abgenommen, und folgendes uͤber den goldnen Vorhang ge- ſchrieben worden: Buͤcher, in denen auch Neues iſt. Es waͤhrte lange, eh der Herold bey Ge- bung dieſes Geſezes zur Stimmenſamlung ſchrei- G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/177
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/177>, abgerufen am 22.11.2024.