Lauben auf, die man für sie aus Ahornen zu machen pflegt. Denn mit welcher Achtung wir auch denen begegnen, die auf unsre Landtage kommen, so kann ihnen doch ihre Stelle nicht unter den Eichen angewiesen werden. Wie ehrwürdig auch den jezigen Fremden der An- blik der Landgemeine war, so schienen doch ei- nige über die grosse Zahl des Volkes verwun- dert zu seyn. Sie wusten vermutlich nicht, oder bedachten nicht, daß unter uns Deutschen die Zahl solcher Männer, die zu viel Unwis- senswürdiges mit wissen, niemals gering ge- wesen ist; und daß wir, in der neuern Zeit, an unreifen Kennern nicht wenig zugenommen haben.
Daß sie die Erblickung des noch viel zahl- reicheren Pöbels in Erstaunen sezte, war ih- nen vollends auf keine Weise zu verübeln. Denn wie konten sie darauf verfallen, daß die Gelindigkeit der Aldermänner (mit der Bescheidenheit sey es gesagt, die wir allzeit gegen sie gezeigt haben, und allzeit zeigen wer- den!) der Aldermänner, die so viel Pöbels, als sie wollen, Landes verweisen können, allein Schuld daran wäre, daß die Republik von ihm nicht mehr gesäubert würde. Musten sie nicht denken (wir wissen, daß sie es, eh sie eines bessern belehrt worden sind, gedacht haben)
daß
Lauben auf, die man fuͤr ſie aus Ahornen zu machen pflegt. Denn mit welcher Achtung wir auch denen begegnen, die auf unſre Landtage kommen, ſo kann ihnen doch ihre Stelle nicht unter den Eichen angewieſen werden. Wie ehrwuͤrdig auch den jezigen Fremden der An- blik der Landgemeine war, ſo ſchienen doch ei- nige uͤber die groſſe Zahl des Volkes verwun- dert zu ſeyn. Sie wuſten vermutlich nicht, oder bedachten nicht, daß unter uns Deutſchen die Zahl ſolcher Maͤnner, die zu viel Unwiſ- ſenswuͤrdiges mit wiſſen, niemals gering ge- weſen iſt; und daß wir, in der neuern Zeit, an unreifen Kennern nicht wenig zugenommen haben.
Daß ſie die Erblickung des noch viel zahl- reicheren Poͤbels in Erſtaunen ſezte, war ih- nen vollends auf keine Weiſe zu veruͤbeln. Denn wie konten ſie darauf verfallen, daß die Gelindigkeit der Aldermaͤnner (mit der Beſcheidenheit ſey es geſagt, die wir allzeit gegen ſie gezeigt haben, und allzeit zeigen wer- den!) der Aldermaͤnner, die ſo viel Poͤbels, als ſie wollen, Landes verweiſen koͤnnen, allein Schuld daran waͤre, daß die Republik von ihm nicht mehr geſaͤubert wuͤrde. Muſten ſie nicht denken (wir wiſſen, daß ſie es, eh ſie eines beſſern belehrt worden ſind, gedacht haben)
daß
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0250"n="174"/>
Lauben auf, die man fuͤr ſie aus Ahornen zu<lb/>
machen pflegt. Denn mit welcher Achtung wir<lb/>
auch denen begegnen, die auf unſre Landtage<lb/>
kommen, ſo kann ihnen doch ihre Stelle nicht<lb/>
unter den Eichen angewieſen werden. Wie<lb/>
ehrwuͤrdig auch den jezigen Fremden der An-<lb/>
blik der Landgemeine war, ſo ſchienen doch ei-<lb/>
nige uͤber die groſſe Zahl des Volkes verwun-<lb/>
dert zu ſeyn. Sie wuſten vermutlich nicht,<lb/>
oder bedachten nicht, daß unter uns Deutſchen<lb/>
die Zahl ſolcher Maͤnner, die zu viel Unwiſ-<lb/>ſenswuͤrdiges mit wiſſen, niemals gering ge-<lb/>
weſen iſt; und daß wir, in der neuern Zeit,<lb/>
an unreifen Kennern nicht wenig zugenommen<lb/>
haben.</p><lb/><p>Daß ſie die Erblickung des noch viel zahl-<lb/>
reicheren Poͤbels in Erſtaunen ſezte, war ih-<lb/>
nen vollends auf keine Weiſe zu veruͤbeln.<lb/>
Denn wie konten ſie darauf verfallen, daß<lb/>
die Gelindigkeit der Aldermaͤnner (mit der<lb/>
Beſcheidenheit ſey es geſagt, die wir allzeit<lb/>
gegen ſie gezeigt haben, und allzeit zeigen wer-<lb/>
den!) der Aldermaͤnner, die ſo viel Poͤbels,<lb/>
als ſie wollen, Landes verweiſen koͤnnen, allein<lb/>
Schuld daran waͤre, daß die Republik von<lb/>
ihm nicht mehr geſaͤubert wuͤrde. Muſten ſie<lb/>
nicht denken (wir wiſſen, daß ſie es, eh ſie eines<lb/>
beſſern belehrt worden ſind, gedacht haben)<lb/><fwplace="bottom"type="catch">daß</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[174/0250]
Lauben auf, die man fuͤr ſie aus Ahornen zu
machen pflegt. Denn mit welcher Achtung wir
auch denen begegnen, die auf unſre Landtage
kommen, ſo kann ihnen doch ihre Stelle nicht
unter den Eichen angewieſen werden. Wie
ehrwuͤrdig auch den jezigen Fremden der An-
blik der Landgemeine war, ſo ſchienen doch ei-
nige uͤber die groſſe Zahl des Volkes verwun-
dert zu ſeyn. Sie wuſten vermutlich nicht,
oder bedachten nicht, daß unter uns Deutſchen
die Zahl ſolcher Maͤnner, die zu viel Unwiſ-
ſenswuͤrdiges mit wiſſen, niemals gering ge-
weſen iſt; und daß wir, in der neuern Zeit,
an unreifen Kennern nicht wenig zugenommen
haben.
Daß ſie die Erblickung des noch viel zahl-
reicheren Poͤbels in Erſtaunen ſezte, war ih-
nen vollends auf keine Weiſe zu veruͤbeln.
Denn wie konten ſie darauf verfallen, daß
die Gelindigkeit der Aldermaͤnner (mit der
Beſcheidenheit ſey es geſagt, die wir allzeit
gegen ſie gezeigt haben, und allzeit zeigen wer-
den!) der Aldermaͤnner, die ſo viel Poͤbels,
als ſie wollen, Landes verweiſen koͤnnen, allein
Schuld daran waͤre, daß die Republik von
ihm nicht mehr geſaͤubert wuͤrde. Muſten ſie
nicht denken (wir wiſſen, daß ſie es, eh ſie eines
beſſern belehrt worden ſind, gedacht haben)
daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/250>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.