doch wol gewiß: aber sie nicht allein, denn wir meinen auch diejenigen prosaischen Schrif- ten, welche nichts oder fast nichts anders thun, als bekanten Jnhalt wiederholen. Denn bey den Untersuchungen, womit man sich in die- sen Schriften beschäftigt, komt ja das wenige, was etwa von neuer Darstellung darinn ange- troffen wird, nicht in Betracht, weil ihnen überhaupt die Darstellung nur Nebenwerk seyn darf. Und wenn man nun vollends dieß Nebenwerk entweder nachlässig, oder auf eine gezwungne Art, oder auf eine solche, die ganz aus dem Tone des Jnhalts heraus komt, ge- than hat; was hat man alsdann gethan? Doch bleibt hierbey nicht stehen. Denn auch auf Schriften, welche das Nebenwerk besser thun; aber keinen neuen Jnhalt haben, und immer nur altes bis zum eisgrauen hinauf wie- derkäuen, auch auf solche Schriften, sag ich, kann und wird die Nation niemals stolz seyn. Diejenigen, die wir von dieser Art haben, zu nennen, wäre sehr überfliessig. Denn den we- nigen, die sie etwa jezo noch nicht kennen, wer- den sie durch das sieche Leben, das sie in kur- zem führen werden, schon genung in die Augen fallen. Ueberhaupt wäre zu wünschen, daß Leute, die hier noch mehr Deutlichkeit brau- chen, lieber unter den Altfranken leben, und
sich
doch wol gewiß: aber ſie nicht allein, denn wir meinen auch diejenigen proſaiſchen Schrif- ten, welche nichts oder faſt nichts anders thun, als bekanten Jnhalt wiederholen. Denn bey den Unterſuchungen, womit man ſich in die- ſen Schriften beſchaͤftigt, komt ja das wenige, was etwa von neuer Darſtellung darinn ange- troffen wird, nicht in Betracht, weil ihnen uͤberhaupt die Darſtellung nur Nebenwerk ſeyn darf. Und wenn man nun vollends dieß Nebenwerk entweder nachlaͤſſig, oder auf eine gezwungne Art, oder auf eine ſolche, die ganz aus dem Tone des Jnhalts heraus komt, ge- than hat; was hat man alsdann gethan? Doch bleibt hierbey nicht ſtehen. Denn auch auf Schriften, welche das Nebenwerk beſſer thun; aber keinen neuen Jnhalt haben, und immer nur altes bis zum eisgrauen hinauf wie- derkaͤuen, auch auf ſolche Schriften, ſag ich, kann und wird die Nation niemals ſtolz ſeyn. Diejenigen, die wir von dieſer Art haben, zu nennen, waͤre ſehr uͤberflieſſig. Denn den we- nigen, die ſie etwa jezo noch nicht kennen, wer- den ſie durch das ſieche Leben, das ſie in kur- zem fuͤhren werden, ſchon genung in die Augen fallen. Ueberhaupt waͤre zu wuͤnſchen, daß Leute, die hier noch mehr Deutlichkeit brau- chen, lieber unter den Altfranken leben, und
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doch wol gewiß: aber ſie nicht allein, denn
wir meinen auch diejenigen proſaiſchen Schrif-
ten, welche nichts oder faſt nichts anders thun,
als bekanten Jnhalt wiederholen. Denn bey
den Unterſuchungen, womit man ſich in die-
ſen Schriften beſchaͤftigt, komt ja das wenige,
was etwa von neuer Darſtellung darinn ange-
troffen wird, nicht in Betracht, weil ihnen
uͤberhaupt die Darſtellung nur Nebenwerk
ſeyn darf. Und wenn man nun vollends dieß
Nebenwerk entweder nachlaͤſſig, oder auf eine
gezwungne Art, oder auf eine ſolche, die ganz
aus dem Tone des Jnhalts heraus komt, ge-
than hat; was hat man alsdann gethan?
Doch bleibt hierbey nicht ſtehen. Denn auch
auf Schriften, welche das Nebenwerk beſſer
thun; aber keinen neuen Jnhalt haben, und
immer nur altes bis zum eisgrauen hinauf wie-
derkaͤuen, auch auf ſolche Schriften, ſag ich,
kann und wird die Nation niemals ſtolz ſeyn.
Diejenigen, die wir von dieſer Art haben, zu
nennen, waͤre ſehr uͤberflieſſig. Denn den we-
nigen, die ſie etwa jezo noch nicht kennen, wer-
den ſie durch das ſieche Leben, das ſie in kur-
zem fuͤhren werden, ſchon genung in die Augen
fallen. Ueberhaupt waͤre zu wuͤnſchen, daß
Leute, die hier noch mehr Deutlichkeit brau-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/340>, abgerufen am 22.11.2024.
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