wird. Es waren einmal eine Nachtigall, ein Jüngling, und eine Jungfrau; und es war auch eine Mücke. Die Nachtigall sang's Lied, der Jüngling, und die Jungfrau blieben stehn, und hörten dem Liede recht herzlich gerne zu. Jndeß schwärmte die Mücke um die Nachti- gall, und trompetete Glossen das Lied betreffend. Je herlicher das Lied klang, desto lauter wurde die Mücke auf dem Trompetlein. Aber Sän- gerin, und Zuhörer blieben ungestört.) Gleich- wol beharte der Anwald so sehr bey seiner For- derung, daß der Aldermann dem Herolde be- fahl, den Ankläger herauf zu rufen, den sie neulich abgewiesen hätten. So hald dieser da ist, sezte er hinzu, so geh wieder, und suche die auf, welche die Bilderchen entdekt haben. Es währte nicht lange, so erschien der Anklä- ger. Aber eh er anfangen konte, war eine Bekantmachung nötig.
Der Herold stieß, der Gewonheit nach, dreymal in die Trompete, und machte hierauf folgendes bekant:
Alle, die, seit den beyden vorigen Landta- gen bis jezt, in Zeitungen, oder Monathschrif- ten, oder auch in sonstigen fliegenden Blättern und Zetteln, diese mögen nun längere oder kürzere Zeit gedauert haben, zu Budenpapier geworden, oder in Bände gekommen seyn,
alle,
wird. Es waren einmal eine Nachtigall, ein Juͤngling, und eine Jungfrau; und es war auch eine Muͤcke. Die Nachtigall ſang’s Lied, der Juͤngling, und die Jungfrau blieben ſtehn, und hoͤrten dem Liede recht herzlich gerne zu. Jndeß ſchwaͤrmte die Muͤcke um die Nachti- gall, und trompetete Gloſſen das Lied betreffend. Je herlicher das Lied klang, deſto lauter wurde die Muͤcke auf dem Trompetlein. Aber Saͤn- gerin, und Zuhoͤrer blieben ungeſtoͤrt.) Gleich- wol beharte der Anwald ſo ſehr bey ſeiner For- derung, daß der Aldermann dem Herolde be- fahl, den Anklaͤger herauf zu rufen, den ſie neulich abgewieſen haͤtten. So hald dieſer da iſt, ſezte er hinzu, ſo geh wieder, und ſuche die auf, welche die Bilderchen entdekt haben. Es waͤhrte nicht lange, ſo erſchien der Anklaͤ- ger. Aber eh er anfangen konte, war eine Bekantmachung noͤtig.
Der Herold ſtieß, der Gewonheit nach, dreymal in die Trompete, und machte hierauf folgendes bekant:
Alle, die, ſeit den beyden vorigen Landta- gen bis jezt, in Zeitungen, oder Monathſchrif- ten, oder auch in ſonſtigen fliegenden Blaͤttern und Zetteln, dieſe moͤgen nun laͤngere oder kuͤrzere Zeit gedauert haben, zu Budenpapier geworden, oder in Baͤnde gekommen ſeyn,
alle,
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wird. Es waren einmal eine Nachtigall, ein
Juͤngling, und eine Jungfrau; und es war
auch eine Muͤcke. Die Nachtigall ſang’s Lied,
der Juͤngling, und die Jungfrau blieben ſtehn,
und hoͤrten dem Liede recht herzlich gerne zu.
Jndeß ſchwaͤrmte die Muͤcke um die Nachti-
gall, und trompetete Gloſſen das Lied betreffend.
Je herlicher das Lied klang, deſto lauter wurde
die Muͤcke auf dem Trompetlein. Aber Saͤn-
gerin, und Zuhoͤrer blieben ungeſtoͤrt.) Gleich-
wol beharte der Anwald ſo ſehr bey ſeiner For-
derung, daß der Aldermann dem Herolde be-
fahl, den Anklaͤger herauf zu rufen, den ſie
neulich abgewieſen haͤtten. So hald dieſer da
iſt, ſezte er hinzu, ſo geh wieder, und ſuche
die auf, welche die Bilderchen entdekt haben.
Es waͤhrte nicht lange, ſo erſchien der Anklaͤ-
ger. Aber eh er anfangen konte, war eine
Bekantmachung noͤtig.
Der Herold ſtieß, der Gewonheit nach,
dreymal in die Trompete, und machte hierauf
folgendes bekant:
Alle, die, ſeit den beyden vorigen Landta-
gen bis jezt, in Zeitungen, oder Monathſchrif-
ten, oder auch in ſonſtigen fliegenden Blaͤttern
und Zetteln, dieſe moͤgen nun laͤngere oder
kuͤrzere Zeit gedauert haben, zu Budenpapier
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/356>, abgerufen am 22.11.2024.
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