dermänner, ihn dafür zu belonen, zum Unter- herolde.
Mit dieser Begebenheit hatte es folgende Bewandnis. De la Popepiere war auf den Landtag gekommen, um als Marktschreyer auszustehn. Er hatte gedacht, daß er dieß den Deutschen wol würde bieten können, oder vielmehr, daß er es ihnen bieten müste, wenn er anders zu seinen beyden Zwecken kommen wolte, nämlich sich rechtschaffen bewundern, und zugleich durch ein gut Stük Geldes beza- len zu lassen. Aber bey seiner Ankunft bemerkte er denn doch gleichwol, daß es mit der öffent- lichen Marktschreyerey, dem Ausstande in ei- ner Bude, und dem französisch-deutschen Hans Wurst (denn fügen wolt er sich so gut er nur immer könte,) nicht gehen würde. Seiner Bemerkung zu Folge kehrte er jezo die andere Seite heraus, die, in Vergleiche mit der er- sten, zwar wol etwas feiner, aber an sich selbst doch noch immer gar grob war, indem er, oh- ne eine Bude zu haben, beynah im Tone der Bude seinen Unterricht angedeihen ließ. Es gelang ihm dieß auch so gut, daß er verschiedne unsrer Jünglinge völlig hinriß. Sie bewun- derten, und bezahlten ihn recht nach seines Her- zens Lust.
Er
dermaͤnner, ihn dafuͤr zu belonen, zum Unter- herolde.
Mit dieſer Begebenheit hatte es folgende Bewandnis. De la Popepiere war auf den Landtag gekommen, um als Marktſchreyer auszuſtehn. Er hatte gedacht, daß er dieß den Deutſchen wol wuͤrde bieten koͤnnen, oder vielmehr, daß er es ihnen bieten muͤſte, wenn er anders zu ſeinen beyden Zwecken kommen wolte, naͤmlich ſich rechtſchaffen bewundern, und zugleich durch ein gut Stuͤk Geldes beza- len zu laſſen. Aber bey ſeiner Ankunft bemerkte er denn doch gleichwol, daß es mit der oͤffent- lichen Marktſchreyerey, dem Ausſtande in ei- ner Bude, und dem franzoͤſiſch-deutſchen Hans Wurſt (denn fuͤgen wolt er ſich ſo gut er nur immer koͤnte,) nicht gehen wuͤrde. Seiner Bemerkung zu Folge kehrte er jezo die andere Seite heraus, die, in Vergleiche mit der er- ſten, zwar wol etwas feiner, aber an ſich ſelbſt doch noch immer gar grob war, indem er, oh- ne eine Bude zu haben, beynah im Tone der Bude ſeinen Unterricht angedeihen ließ. Es gelang ihm dieß auch ſo gut, daß er verſchiedne unſrer Juͤnglinge voͤllig hinriß. Sie bewun- derten, und bezahlten ihn recht nach ſeines Her- zens Luſt.
Er
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dermaͤnner, ihn dafuͤr zu belonen, zum Unter-
herolde.
Mit dieſer Begebenheit hatte es folgende
Bewandnis. De la Popepiere war auf den
Landtag gekommen, um als Marktſchreyer
auszuſtehn. Er hatte gedacht, daß er dieß
den Deutſchen wol wuͤrde bieten koͤnnen, oder
vielmehr, daß er es ihnen bieten muͤſte, wenn
er anders zu ſeinen beyden Zwecken kommen
wolte, naͤmlich ſich rechtſchaffen bewundern,
und zugleich durch ein gut Stuͤk Geldes beza-
len zu laſſen. Aber bey ſeiner Ankunft bemerkte
er denn doch gleichwol, daß es mit der oͤffent-
lichen Marktſchreyerey, dem Ausſtande in ei-
ner Bude, und dem franzoͤſiſch-deutſchen Hans
Wurſt (denn fuͤgen wolt er ſich ſo gut er nur
immer koͤnte,) nicht gehen wuͤrde. Seiner
Bemerkung zu Folge kehrte er jezo die andere
Seite heraus, die, in Vergleiche mit der er-
ſten, zwar wol etwas feiner, aber an ſich ſelbſt
doch noch immer gar grob war, indem er, oh-
ne eine Bude zu haben, beynah im Tone der
Bude ſeinen Unterricht angedeihen ließ. Es
gelang ihm dieß auch ſo gut, daß er verſchiedne
unſrer Juͤnglinge voͤllig hinriß. Sie bewun-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/382>, abgerufen am 22.11.2024.
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