dings nicht dahin bringen, seinen Vorsaz völ- lig fahren zu lassen. Die Aldermänner schik- ten dem de la Popepiere einen Wegweiser, mit dem Bedeuten, daß er sich diesem zuverlässigen, und mit den kürzesten Wegen wol bekanten Manne sogleich nach dessen Ankunft anvertraun möchte.
Endlich waren die Zünfte, und das Volk versammelt. Die Zunft der Gottesgelehrten kam zulezt an. Etliche unruhige und eitle Män- ner hatten sie so lange in ihrer Halle aufgehal- ten. Die Zunft schikte gleich nach ihrer An- kunft den Anwald zu den Aldermännern. Es ist sonderlich genung, sagte er, daß wir es ge- wesen sind, welche die Polemik zu einer Wis- senschaft erhoben haben; da wir es allein nicht hätten thun sollen, wenn es auch alle übrigen Zünfte gethan hätten. Jch will mich jezo da- bey nicht aufhalten, daß es ausser dem auch lächerlich war, die Behauptung seiner Mei- nung gegen Andre in eine Wissenschaft zu ver- wandeln. Die Sache selbst haben zwar die andern Zünfte auch, nur daß sie ihnen nicht auch eine Wissenschaft ist; aber das rechtfer- tigt uns nicht. Denn uns lag es vorzüglich ob, keine Polemiker zu seyn. Jch wende mich hierdurch auf Befehl meiner Zunft an die Re- publik mit dem Ansuchen, die Polemik aus der
Zahl
U 4
dings nicht dahin bringen, ſeinen Vorſaz voͤl- lig fahren zu laſſen. Die Aldermaͤnner ſchik- ten dem de la Popepiere einen Wegweiſer, mit dem Bedeuten, daß er ſich dieſem zuverlaͤſſigen, und mit den kuͤrzeſten Wegen wol bekanten Manne ſogleich nach deſſen Ankunft anvertraun moͤchte.
Endlich waren die Zuͤnfte, und das Volk verſammelt. Die Zunft der Gottesgelehrten kam zulezt an. Etliche unruhige und eitle Maͤn- ner hatten ſie ſo lange in ihrer Halle aufgehal- ten. Die Zunft ſchikte gleich nach ihrer An- kunft den Anwald zu den Aldermaͤnnern. Es iſt ſonderlich genung, ſagte er, daß wir es ge- weſen ſind, welche die Polemik zu einer Wiſ- ſenſchaft erhoben haben; da wir es allein nicht haͤtten thun ſollen, wenn es auch alle uͤbrigen Zuͤnfte gethan haͤtten. Jch will mich jezo da- bey nicht aufhalten, daß es auſſer dem auch laͤcherlich war, die Behauptung ſeiner Mei- nung gegen Andre in eine Wiſſenſchaft zu ver- wandeln. Die Sache ſelbſt haben zwar die andern Zuͤnfte auch, nur daß ſie ihnen nicht auch eine Wiſſenſchaft iſt; aber das rechtfer- tigt uns nicht. Denn uns lag es vorzuͤglich ob, keine Polemiker zu ſeyn. Jch wende mich hierdurch auf Befehl meiner Zunft an die Re- publik mit dem Anſuchen, die Polemik aus der
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dings nicht dahin bringen, ſeinen Vorſaz voͤl-
lig fahren zu laſſen. Die Aldermaͤnner ſchik-
ten dem de la Popepiere einen Wegweiſer, mit
dem Bedeuten, daß er ſich dieſem zuverlaͤſſigen,
und mit den kuͤrzeſten Wegen wol bekanten
Manne ſogleich nach deſſen Ankunft anvertraun
moͤchte.
Endlich waren die Zuͤnfte, und das Volk
verſammelt. Die Zunft der Gottesgelehrten
kam zulezt an. Etliche unruhige und eitle Maͤn-
ner hatten ſie ſo lange in ihrer Halle aufgehal-
ten. Die Zunft ſchikte gleich nach ihrer An-
kunft den Anwald zu den Aldermaͤnnern. Es
iſt ſonderlich genung, ſagte er, daß wir es ge-
weſen ſind, welche die Polemik zu einer Wiſ-
ſenſchaft erhoben haben; da wir es allein nicht
haͤtten thun ſollen, wenn es auch alle uͤbrigen
Zuͤnfte gethan haͤtten. Jch will mich jezo da-
bey nicht aufhalten, daß es auſſer dem auch
laͤcherlich war, die Behauptung ſeiner Mei-
nung gegen Andre in eine Wiſſenſchaft zu ver-
wandeln. Die Sache ſelbſt haben zwar die
andern Zuͤnfte auch, nur daß ſie ihnen nicht
auch eine Wiſſenſchaft iſt; aber das rechtfer-
tigt uns nicht. Denn uns lag es vorzuͤglich
ob, keine Polemiker zu ſeyn. Jch wende mich
hierdurch auf Befehl meiner Zunft an die Re-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/387>, abgerufen am 22.11.2024.
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