den Tannen auf Einmal ein sehr dicker Staub erhoben hätte. Es kamen immer mehr, und berichteten, daß der Staub zunähme. Die Aldermänner schikten gleich zwey Anwalde ab. Als diese zurük kehrten, so winkten sie dem Herolde, ihnen entgegen zu kommen. Der Herold machte, auf erhaltnen Befehl, folgen- des bekant: Höret, und beruhiget euch! Die meisten der eingegangnen Scholiastenzunft ei- nerseits, und gar viele derjenigen Ausrufer, die neulich den Hohnlacher in der Nähe haben beäugen müssen, andrerseits, sind die lezt ver- laufne Nacht in ein Bündnis, und in eine Verbrüderung mit einander getreten, und ha- ben in angezeigter Nacht, als wahre Meut- macher, unter sich verabredet, zu einer aus- ländischen Gelehrtenrepublik überzugehn, und allda, sofort nach beyderseitiger Ankunft, gar manches einzufädeln, und anzuzetteln, wie denn auch hierauf, mit Hülf und Beytritt der ausländischen Republik, recht kekhafte und grosse Feindseligkeiten wider uns deutsche Ge- lehrte vorzunehmen, und zu verüben. Nun haben sie aber mit und unter einander ganz nicht einig werden können: Ob sie nach Hol- land, oder nach England ziehen solten? wobey denn die Scholiasten immer geschrien haben: Nach Holland! Denn dort darf Athen doch
noch
den Tannen auf Einmal ein ſehr dicker Staub erhoben haͤtte. Es kamen immer mehr, und berichteten, daß der Staub zunaͤhme. Die Aldermaͤnner ſchikten gleich zwey Anwalde ab. Als dieſe zuruͤk kehrten, ſo winkten ſie dem Herolde, ihnen entgegen zu kommen. Der Herold machte, auf erhaltnen Befehl, folgen- des bekant: Hoͤret, und beruhiget euch! Die meiſten der eingegangnen Scholiaſtenzunft ei- nerſeits, und gar viele derjenigen Ausrufer, die neulich den Hohnlacher in der Naͤhe haben beaͤugen muͤſſen, andrerſeits, ſind die lezt ver- laufne Nacht in ein Buͤndnis, und in eine Verbruͤderung mit einander getreten, und ha- ben in angezeigter Nacht, als wahre Meut- macher, unter ſich verabredet, zu einer aus- laͤndiſchen Gelehrtenrepublik uͤberzugehn, und allda, ſofort nach beyderſeitiger Ankunft, gar manches einzufaͤdeln, und anzuzetteln, wie denn auch hierauf, mit Huͤlf und Beytritt der auslaͤndiſchen Republik, recht kekhafte und groſſe Feindſeligkeiten wider uns deutſche Ge- lehrte vorzunehmen, und zu veruͤben. Nun haben ſie aber mit und unter einander ganz nicht einig werden koͤnnen: Ob ſie nach Hol- land, oder nach England ziehen ſolten? wobey denn die Scholiaſten immer geſchrien haben: Nach Holland! Denn dort darf Athen doch
noch
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den Tannen auf Einmal ein ſehr dicker Staub
erhoben haͤtte. Es kamen immer mehr, und
berichteten, daß der Staub zunaͤhme. Die
Aldermaͤnner ſchikten gleich zwey Anwalde ab.
Als dieſe zuruͤk kehrten, ſo winkten ſie dem
Herolde, ihnen entgegen zu kommen. Der
Herold machte, auf erhaltnen Befehl, folgen-
des bekant: Hoͤret, und beruhiget euch! Die
meiſten der eingegangnen Scholiaſtenzunft ei-
nerſeits, und gar viele derjenigen Ausrufer,
die neulich den Hohnlacher in der Naͤhe haben
beaͤugen muͤſſen, andrerſeits, ſind die lezt ver-
laufne Nacht in ein Buͤndnis, und in eine
Verbruͤderung mit einander getreten, und ha-
ben in angezeigter Nacht, als wahre Meut-
macher, unter ſich verabredet, zu einer aus-
laͤndiſchen Gelehrtenrepublik uͤberzugehn, und
allda, ſofort nach beyderſeitiger Ankunft, gar
manches einzufaͤdeln, und anzuzetteln, wie
denn auch hierauf, mit Huͤlf und Beytritt der
auslaͤndiſchen Republik, recht kekhafte und
groſſe Feindſeligkeiten wider uns deutſche Ge-
lehrte vorzunehmen, und zu veruͤben. Nun
haben ſie aber mit und unter einander ganz
nicht einig werden koͤnnen: Ob ſie nach Hol-
land, oder nach England ziehen ſolten? wobey
denn die Scholiaſten immer geſchrien haben:
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/394>, abgerufen am 22.11.2024.
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