Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.Zweyzeitigkeit (die vermutlich gröstentheils durch selten. Alten daran erinre, daß in der griechischen und lateinischen Sprache sehr viele Hauptwörter, Beywörter, und Zeitwörter vorkommen, welche kurze Stamsylben, und lange Verändrungssylben haben. Jndeß will ich doch Ein Beyspiel an- führen. Regum timendor' in proprios greges Die furchtbaren Könige herschen über ihre Völ- ker; aber über die Könige selbst, Jupiter. Ju- piter hat in Jovis den Zeitausdruk zweyer kurzen Sylben. Eiliger konte man über Jupitern, be- sonders über den hier so groß vorgestelten Jupi- ter, nicht wol wegwischen. (Ungewisheit) Wenigstens konten die Begriffe,
die überhaupt in Fürwörtern, und die, welche oft, bey gewissen Verbindungen der Gedanken, in Verhältniswörtern liegen, diese Ungewisheit veranlassen. Selbst Philosophen, die eine Sprache erfänden, würden hier nicht immer mit einander einig seyn. Die Vorwörter lassen weniger zwei- felhaft; und die Hülfswörter gar nicht. Die lezten haben keinen andern Begrif, als den die Verändrungssylben haben. Vielleicht hat man sich von dem Begriffe, den die Hülfswörter, als Zeitwörter gebraucht, auch haben, nicht sogleich losmachen können; und so ist denn ihre Zweyzei- tigkeit entstanden, und hernach geblieben. Zweyzeitigkeit (die vermutlich groͤſtentheils durch ſelten. Alten daran erinre, daß in der griechiſchen und lateiniſchen Sprache ſehr viele Hauptwoͤrter, Beywoͤrter, und Zeitwoͤrter vorkommen, welche kurze Stamſylben, und lange Veraͤndrungsſylben haben. Jndeß will ich doch Ein Beyſpiel an- fuͤhren. Regum timendor’ in proprios greges Die furchtbaren Koͤnige herſchen uͤber ihre Voͤl- ker; aber uͤber die Koͤnige ſelbſt, Jupiter. Ju- piter hat in Jovis den Zeitausdruk zweyer kurzen Sylben. Eiliger konte man uͤber Jupitern, be- ſonders uͤber den hier ſo groß vorgeſtelten Jupi- ter, nicht wol wegwiſchen. (Ungewisheit) Wenigſtens konten die Begriffe,
die uͤberhaupt in Fuͤrwoͤrtern, und die, welche oft, bey gewiſſen Verbindungen der Gedanken, in Verhaͤltniswoͤrtern liegen, dieſe Ungewisheit veranlaſſen. Selbſt Philoſophen, die eine Sprache erfaͤnden, wuͤrden hier nicht immer mit einander einig ſeyn. Die Vorwoͤrter laſſen weniger zwei- felhaft; und die Huͤlfswoͤrter gar nicht. Die lezten haben keinen andern Begrif, als den die Veraͤndrungsſylben haben. Vielleicht hat man ſich von dem Begriffe, den die Huͤlfswoͤrter, als Zeitwoͤrter gebraucht, auch haben, nicht ſogleich losmachen koͤnnen; und ſo iſt denn ihre Zweyzei- tigkeit entſtanden, und hernach geblieben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0423" n="347"/> <p>Zweyzeitigkeit (die vermutlich groͤſtentheils durch<lb/> die Ungewisheit <note place="foot" n="(Ungewisheit)">Wenigſtens konten die Begriffe,<lb/> die uͤberhaupt in Fuͤrwoͤrtern, und die, welche<lb/> oft, bey gewiſſen Verbindungen der Gedanken,<lb/> in Verhaͤltniswoͤrtern liegen, dieſe Ungewisheit<lb/> veranlaſſen. Selbſt Philoſophen, die eine Sprache<lb/> erfaͤnden, wuͤrden hier nicht immer mit einander<lb/> einig ſeyn. Die Vorwoͤrter laſſen weniger zwei-<lb/> felhaft; und die Huͤlfswoͤrter gar nicht. Die<lb/> lezten haben keinen andern Begrif, als den die<lb/> Veraͤndrungsſylben haben. Vielleicht hat man<lb/> ſich von dem Begriffe, den die Huͤlfswoͤrter, als<lb/> Zeitwoͤrter gebraucht, auch haben, nicht ſogleich<lb/> losmachen koͤnnen; und ſo iſt denn ihre Zweyzei-<lb/> tigkeit entſtanden, und hernach geblieben.</note> entſtanden iſt, in der man zwiſchen<lb/> Hauptbegriffe und Nebenbegriffe war) hat die deut-<lb/> ſche Sprache, in dem gewoͤnlichen Verſtande, nur<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſelten.</fw><lb/><note xml:id="fn02b" prev="#fn02a" place="foot" n="(angemesner)"><p xml:id="p01b" prev="#p01a">Alten daran erinre, daß in der griechiſchen und<lb/> lateiniſchen Sprache ſehr viele Hauptwoͤrter,<lb/> Beywoͤrter, und Zeitwoͤrter vorkommen, welche<lb/> kurze Stamſylben, und lange Veraͤndrungsſylben<lb/> haben. Jndeß will ich doch Ein Beyſpiel an-<lb/> fuͤhren.</p><lb/><cit><quote><hi rendition="#aq">Regum timendor’ in proprios greges<lb/> Reges in ipſos imperi’ eſt Joŏvĭs.</hi></quote></cit><lb/><p>Die furchtbaren Koͤnige herſchen uͤber ihre Voͤl-<lb/> ker; aber uͤber die Koͤnige ſelbſt, Jupiter. Ju-<lb/> piter hat in <hi rendition="#aq">Jovis</hi> den Zeitausdruk zweyer kurzen<lb/> Sylben. Eiliger konte man uͤber Jupitern, be-<lb/> ſonders uͤber den hier ſo groß vorgeſtelten Jupi-<lb/> ter, nicht wol wegwiſchen.</p></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [347/0423]
Zweyzeitigkeit (die vermutlich groͤſtentheils durch
die Ungewisheit (Ungewisheit) entſtanden iſt, in der man zwiſchen
Hauptbegriffe und Nebenbegriffe war) hat die deut-
ſche Sprache, in dem gewoͤnlichen Verſtande, nur
ſelten.
(angemesner)
(Ungewisheit) Wenigſtens konten die Begriffe,
die uͤberhaupt in Fuͤrwoͤrtern, und die, welche
oft, bey gewiſſen Verbindungen der Gedanken,
in Verhaͤltniswoͤrtern liegen, dieſe Ungewisheit
veranlaſſen. Selbſt Philoſophen, die eine Sprache
erfaͤnden, wuͤrden hier nicht immer mit einander
einig ſeyn. Die Vorwoͤrter laſſen weniger zwei-
felhaft; und die Huͤlfswoͤrter gar nicht. Die
lezten haben keinen andern Begrif, als den die
Veraͤndrungsſylben haben. Vielleicht hat man
ſich von dem Begriffe, den die Huͤlfswoͤrter, als
Zeitwoͤrter gebraucht, auch haben, nicht ſogleich
losmachen koͤnnen; und ſo iſt denn ihre Zweyzei-
tigkeit entſtanden, und hernach geblieben.
(angemesner) Alten daran erinre, daß in der griechiſchen und
lateiniſchen Sprache ſehr viele Hauptwoͤrter,
Beywoͤrter, und Zeitwoͤrter vorkommen, welche
kurze Stamſylben, und lange Veraͤndrungsſylben
haben. Jndeß will ich doch Ein Beyſpiel an-
fuͤhren.
Regum timendor’ in proprios greges
Reges in ipſos imperi’ eſt Joŏvĭs.
Die furchtbaren Koͤnige herſchen uͤber ihre Voͤl-
ker; aber uͤber die Koͤnige ſelbſt, Jupiter. Ju-
piter hat in Jovis den Zeitausdruk zweyer kurzen
Sylben. Eiliger konte man uͤber Jupitern, be-
ſonders uͤber den hier ſo groß vorgeſtelten Jupi-
ter, nicht wol wegwiſchen.
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