sie die Stomachalkirche, und das klinget dann den Leuten fast wie Cathedralkirche; ein klei- ner Umstand, wie es denen, welche die Welt nicht kennen, etwa vorkommen möchte, der aber gewiß für uns und unsre Kirche sehr er- spriesliche Folgen haben wird.
Unser grosser und fester Grundsaz ist: Es soll in unsrer Kirche, so weit dieß nur immer thunlich ist, von ungefähr eben so hergehn, wie in einer Christenkirche. Aber Prediger müsten wir, selbst wenn auch unser Grundsaz nicht wäre, notwendig haben. Denn darauf komt es uns ja eben an, daß wir, unter dem Vorwande, die Sittenlehre, im Nothfalle so gar die christliche, vorzutragen, unsre Lehre, mit dem Scheine, als entfiele uns das nur so von ungefähr, rechtschaffen einschärfen. Kurz, die gute Verwaltung des Predigtamts ist der Mittelpunkt, um den sich alle unsre Zirkel drehn, die grossen und die kleinen. Unsre Prediger sollen Bischöfe heissen. Das klingt viel besser, als Paster, Magister, Probst, Jnspecter, Supperndent. Denkt's nur recht nach, wie viele, und wie fleissige Kirchengän- ger unsre Cathedrale, besonders wenn Bi- schöfe darinn predigen, haben werde. Wir können hier nicht unberührt lassen, daß uns der Sinn auch schon nach einem Erzbischofe
steht.
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ſie die Stomachalkirche, und das klinget dann den Leuten faſt wie Cathedralkirche; ein klei- ner Umſtand, wie es denen, welche die Welt nicht kennen, etwa vorkommen moͤchte, der aber gewiß fuͤr uns und unſre Kirche ſehr er- ſpriesliche Folgen haben wird.
Unſer groſſer und feſter Grundſaz iſt: Es ſoll in unſrer Kirche, ſo weit dieß nur immer thunlich iſt, von ungefaͤhr eben ſo hergehn, wie in einer Chriſtenkirche. Aber Prediger muͤſten wir, ſelbſt wenn auch unſer Grundſaz nicht waͤre, notwendig haben. Denn darauf komt es uns ja eben an, daß wir, unter dem Vorwande, die Sittenlehre, im Nothfalle ſo gar die chriſtliche, vorzutragen, unſre Lehre, mit dem Scheine, als entfiele uns das nur ſo von ungefaͤhr, rechtſchaffen einſchaͤrfen. Kurz, die gute Verwaltung des Predigtamts iſt der Mittelpunkt, um den ſich alle unſre Zirkel drehn, die groſſen und die kleinen. Unſre Prediger ſollen Biſchoͤfe heiſſen. Das klingt viel beſſer, als Paſter, Magiſter, Probſt, Jnſpecter, Supperndent. Denkt’s nur recht nach, wie viele, und wie fleiſſige Kirchengaͤn- ger unſre Cathedrale, beſonders wenn Bi- ſchoͤfe darinn predigen, haben werde. Wir koͤnnen hier nicht unberuͤhrt laſſen, daß uns der Sinn auch ſchon nach einem Erzbiſchofe
ſteht.
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ſie die Stomachalkirche, und das klinget dann
den Leuten faſt wie Cathedralkirche; ein klei-
ner Umſtand, wie es denen, welche die Welt
nicht kennen, etwa vorkommen moͤchte, der
aber gewiß fuͤr uns und unſre Kirche ſehr er-
ſpriesliche Folgen haben wird.
Unſer groſſer und feſter Grundſaz iſt: Es
ſoll in unſrer Kirche, ſo weit dieß nur immer
thunlich iſt, von ungefaͤhr eben ſo hergehn,
wie in einer Chriſtenkirche. Aber Prediger
muͤſten wir, ſelbſt wenn auch unſer Grundſaz
nicht waͤre, notwendig haben. Denn darauf
komt es uns ja eben an, daß wir, unter dem
Vorwande, die Sittenlehre, im Nothfalle ſo
gar die chriſtliche, vorzutragen, unſre Lehre,
mit dem Scheine, als entfiele uns das nur ſo
von ungefaͤhr, rechtſchaffen einſchaͤrfen. Kurz,
die gute Verwaltung des Predigtamts iſt der
Mittelpunkt, um den ſich alle unſre Zirkel
drehn, die groſſen und die kleinen. Unſre
Prediger ſollen Biſchoͤfe heiſſen. Das klingt
viel beſſer, als Paſter, Magiſter, Probſt,
Jnſpecter, Supperndent. Denkt’s nur recht
nach, wie viele, und wie fleiſſige Kirchengaͤn-
ger unſre Cathedrale, beſonders wenn Bi-
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koͤnnen hier nicht unberuͤhrt laſſen, daß uns
der Sinn auch ſchon nach einem Erzbiſchofe
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/447>, abgerufen am 22.11.2024.
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