der alten Felsenschrift, vereinigen, daß wir die andern Nationen übertreffen. Damit ich von dem Feuer, in dem ich jezo bin, in dem ihr auch seyd! zum kalten Blute wiederkehre; so muß ich euch schon jezo sagen, ob ich es gleich erst hernach sagen wolte, daß, wenn wir uns auf recht gut deutsch vereinigen, die an- dern Nationen zu übertreffen, wir sie auch übertreffen werden. Das thun wir zwar schon jezo in Vielem; aber wir müssen es in noch Mehrem thun, damit es unsre Bescheidenheit, und ihr Stolz so ganz durchaus fühlen, daß wir es thun! Dieses euch einmal recht heraus sagen zu können, hat mir schon lange, wie eine Last, auf der Seele gelegen; und nun ist endlich die Zeit gekommen, daß ich sie vor euch so gerade zu habe hinwerfen können die schwere liebe Bürde. Es würde mir dünken, als wäre die Landgemeine nicht bey einander gewesen, wenn wir nicht von diesem Augenblik an, da ich rede, darauf sännen, recht tief darauf sän- nen, Weg und Steg zu finden, auf dem wir bey unserm grossen Ziele ankommen können. Also dahin gilt's! Geseze müssen seyn; gute Sitte muß auch seyn. Gute Sitte ist mehr, denn Geseze; aber Geseze müssen seyn! Weil denn auch diese seyn müssen; so bitt ich die ehrenvollen Zünfte, und das gute Volk, daß
sie
der alten Felſenſchrift, vereinigen, daß wir die andern Nationen uͤbertreffen. Damit ich von dem Feuer, in dem ich jezo bin, in dem ihr auch ſeyd! zum kalten Blute wiederkehre; ſo muß ich euch ſchon jezo ſagen, ob ich es gleich erſt hernach ſagen wolte, daß, wenn wir uns auf recht gut deutſch vereinigen, die an- dern Nationen zu uͤbertreffen, wir ſie auch uͤbertreffen werden. Das thun wir zwar ſchon jezo in Vielem; aber wir muͤſſen es in noch Mehrem thun, damit es unſre Beſcheidenheit, und ihr Stolz ſo ganz durchaus fuͤhlen, daß wir es thun! Dieſes euch einmal recht heraus ſagen zu koͤnnen, hat mir ſchon lange, wie eine Laſt, auf der Seele gelegen; und nun iſt endlich die Zeit gekommen, daß ich ſie vor euch ſo gerade zu habe hinwerfen koͤnnen die ſchwere liebe Buͤrde. Es wuͤrde mir duͤnken, als waͤre die Landgemeine nicht bey einander geweſen, wenn wir nicht von dieſem Augenblik an, da ich rede, darauf ſaͤnnen, recht tief darauf ſaͤn- nen, Weg und Steg zu finden, auf dem wir bey unſerm groſſen Ziele ankommen koͤnnen. Alſo dahin gilt’s! Geſeze muͤſſen ſeyn; gute Sitte muß auch ſeyn. Gute Sitte iſt mehr, denn Geſeze; aber Geſeze muͤſſen ſeyn! Weil denn auch dieſe ſeyn muͤſſen; ſo bitt ich die ehrenvollen Zuͤnfte, und das gute Volk, daß
ſie
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der alten Felſenſchrift, vereinigen, daß wir
die andern Nationen uͤbertreffen. Damit
ich von dem Feuer, in dem ich jezo bin, in dem
ihr auch ſeyd! zum kalten Blute wiederkehre;
ſo muß ich euch ſchon jezo ſagen, ob ich es
gleich erſt hernach ſagen wolte, daß, wenn wir
uns auf recht gut deutſch vereinigen, die an-
dern Nationen zu uͤbertreffen, wir ſie auch
uͤbertreffen werden. Das thun wir zwar ſchon
jezo in Vielem; aber wir muͤſſen es in noch
Mehrem thun, damit es unſre Beſcheidenheit,
und ihr Stolz ſo ganz durchaus fuͤhlen, daß
wir es thun! Dieſes euch einmal recht heraus
ſagen zu koͤnnen, hat mir ſchon lange, wie
eine Laſt, auf der Seele gelegen; und nun iſt
endlich die Zeit gekommen, daß ich ſie vor euch
ſo gerade zu habe hinwerfen koͤnnen die ſchwere
liebe Buͤrde. Es wuͤrde mir duͤnken, als waͤre
die Landgemeine nicht bey einander geweſen,
wenn wir nicht von dieſem Augenblik an, da
ich rede, darauf ſaͤnnen, recht tief darauf ſaͤn-
nen, Weg und Steg zu finden, auf dem wir
bey unſerm groſſen Ziele ankommen koͤnnen.
Alſo dahin gilt’s! Geſeze muͤſſen ſeyn; gute
Sitte muß auch ſeyn. Gute Sitte iſt mehr,
denn Geſeze; aber Geſeze muͤſſen ſeyn! Weil
denn auch dieſe ſeyn muͤſſen; ſo bitt ich die
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/490>, abgerufen am 22.11.2024.
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