Constanz den 24 Aug. 68. Der Graf hat bey der ersten Gelegenheit dem Fürsten Kauniz alles vorgetragen, und Jhm sodann die Schriften über- geben. Er hat auch noch anderwärts die Sache an- gebracht, um sie zu befördern, und, ich muß Jhm die Gerechtigkeit wiederfahren lassen, sich ihrer so ernstlich, als es sich nur thun läst, angenommen. Er hat aber doch bis jezt noch keine positive Ant- wort bekommen ... Der Kaiser ist, wie Sie wis- sen, spät zurük gekommen, und bald wieder verreist.
Langenstein den 16 Sept. 68. Jch habe nun erfahren, daß der Kaiser die Dedication angenom- men habe. Jch sage Jhnen dieß nur sub rosa. Das weitere werden Sie alles von dem Grafen schon hören.
K. den 20 Sept. 68. Jch kann mir vorstellen, daß viele und grosse Geschäfte die Untersuchung sol- cher Sachen hindern, die noch ausgesezt werden kön- nen. Jene unterdrücken selbst den Entschluß, diese zu untersuchen. Denn sonst würden leicht zu ent- scheidende Dinge oft nicht so langsam entschieden werden. Wenn ich mir eine andre Ursach der auf- geschobnen Entscheidung denke; so fürcht ich alles. Aber ich habe gute Gründe diese Furcht zu entfer- nen, erst Jhren Charakter, nach welchem Sie bey mir unter die Wenigen gehören, die mehr halten, als sie versprechen; und dann alles das, was ich durch Sie von dem Fürsten Kauniz weis. Aber lassen Sie uns einmal das Schlimste sezen, ich meine, daß der Fürst Kauniz keinen Geschmak an der Sache fände. Dieß also gesezt, frag ich Sie: Wollen Sie dann nichr mein Führer werden, wie ich es machen muß, die Sache unmittelbar an den Kaiser selbst gelangen zu lassen? .. Jch habe Ew.
Ex-
Conſtanz den 24 Aug. 68. Der Graf hat bey der erſten Gelegenheit dem Fuͤrſten Kauniz alles vorgetragen, und Jhm ſodann die Schriften uͤber- geben. Er hat auch noch anderwaͤrts die Sache an- gebracht, um ſie zu befoͤrdern, und, ich muß Jhm die Gerechtigkeit wiederfahren laſſen, ſich ihrer ſo ernſtlich, als es ſich nur thun laͤſt, angenommen. Er hat aber doch bis jezt noch keine poſitive Ant- wort bekommen … Der Kaiſer iſt, wie Sie wiſ- ſen, ſpaͤt zuruͤk gekommen, und bald wieder verreiſt.
Langenſtein den 16 Sept. 68. Jch habe nun erfahren, daß der Kaiſer die Dedication angenom- men habe. Jch ſage Jhnen dieß nur ſub roſa. Das weitere werden Sie alles von dem Grafen ſchon hoͤren.
K. den 20 Sept. 68. Jch kann mir vorſtellen, daß viele und groſſe Geſchaͤfte die Unterſuchung ſol- cher Sachen hindern, die noch ausgeſezt werden koͤn- nen. Jene unterdruͤcken ſelbſt den Entſchluß, dieſe zu unterſuchen. Denn ſonſt wuͤrden leicht zu ent- ſcheidende Dinge oft nicht ſo langſam entſchieden werden. Wenn ich mir eine andre Urſach der auf- geſchobnen Entſcheidung denke; ſo fuͤrcht ich alles. Aber ich habe gute Gruͤnde dieſe Furcht zu entfer- nen, erſt Jhren Charakter, nach welchem Sie bey mir unter die Wenigen gehoͤren, die mehr halten, als ſie verſprechen; und dann alles das, was ich durch Sie von dem Fuͤrſten Kauniz weis. Aber laſſen Sie uns einmal das Schlimſte ſezen, ich meine, daß der Fuͤrſt Kauniz keinen Geſchmak an der Sache faͤnde. Dieß alſo geſezt, frag ich Sie: Wollen Sie dann nichr mein Fuͤhrer werden, wie ich es machen muß, die Sache unmittelbar an den Kaiſer ſelbſt gelangen zu laſſen? .. Jch habe Ew.
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Conſtanz den 24 Aug. 68. Der Graf hat bey
der erſten Gelegenheit dem Fuͤrſten Kauniz alles
vorgetragen, und Jhm ſodann die Schriften uͤber-
geben. Er hat auch noch anderwaͤrts die Sache an-
gebracht, um ſie zu befoͤrdern, und, ich muß Jhm
die Gerechtigkeit wiederfahren laſſen, ſich ihrer ſo
ernſtlich, als es ſich nur thun laͤſt, angenommen.
Er hat aber doch bis jezt noch keine poſitive Ant-
wort bekommen … Der Kaiſer iſt, wie Sie wiſ-
ſen, ſpaͤt zuruͤk gekommen, und bald wieder verreiſt.
Langenſtein den 16 Sept. 68. Jch habe nun
erfahren, daß der Kaiſer die Dedication angenom-
men habe. Jch ſage Jhnen dieß nur ſub roſa. Das
weitere werden Sie alles von dem Grafen ſchon
hoͤren.
K. den 20 Sept. 68. Jch kann mir vorſtellen,
daß viele und groſſe Geſchaͤfte die Unterſuchung ſol-
cher Sachen hindern, die noch ausgeſezt werden koͤn-
nen. Jene unterdruͤcken ſelbſt den Entſchluß, dieſe
zu unterſuchen. Denn ſonſt wuͤrden leicht zu ent-
ſcheidende Dinge oft nicht ſo langſam entſchieden
werden. Wenn ich mir eine andre Urſach der auf-
geſchobnen Entſcheidung denke; ſo fuͤrcht ich alles.
Aber ich habe gute Gruͤnde dieſe Furcht zu entfer-
nen, erſt Jhren Charakter, nach welchem Sie bey
mir unter die Wenigen gehoͤren, die mehr halten,
als ſie verſprechen; und dann alles das, was ich
durch Sie von dem Fuͤrſten Kauniz weis. Aber
laſſen Sie uns einmal das Schlimſte ſezen, ich
meine, daß der Fuͤrſt Kauniz keinen Geſchmak an
der Sache faͤnde. Dieß alſo geſezt, frag ich Sie:
Wollen Sie dann nichr mein Fuͤhrer werden, wie
ich es machen muß, die Sache unmittelbar an den
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/502>, abgerufen am 22.11.2024.
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