[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.
Der
Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="5"> <l> <pb facs="#f0164" n="152"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Meßias.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Daß ſie eins ſeyn, wie wir! Zu einem goͤttlichen Endzweck</l><lb/> <l>Alle vollendet! Und daß es die Suͤnder der Erde vernehmen:</l><lb/> <l>Jeſus ſey vom Himmel geſandt! Gott liebe die Kinder</l><lb/> <l>Der Verſoͤhnung, wie er den Erſtling der Soͤhne geliebt hat.</l><lb/> <l>Vater, es ſollen meine Verſoͤhnten ſich zu mir verſammeln,</l><lb/> <l>Daß ſie ſeyn, wo ich bin, und meine Herrlichkeit ſehen.</l><lb/> <l>Dich verkennet die Welt, gerechter Vater! Jch aber</l><lb/> <l>Kenne dich! Meinen Erwaͤhlten hab ich das erhabne Geheimniß</l><lb/> <l>Deiner Gottheit enthuͤllt, und wills noch naͤher enthuͤllen;</l><lb/> <l>Daß die Liebe, mit der du mich liebteſt, ihr Herz auch ergreife,</l><lb/> <l>Und den unſterblichen Geiſt nur ſein Verſoͤhner erfuͤlle.</l><lb/> <l>Nun erhub ſich der Gottmenſch, dem Vater entgegen zu gehen,</l><lb/> <l>Ueber Kidron in das Gericht. Jhm folgten die Juͤnger.</l><lb/> <l>Als er naͤher den Bach, und das naͤchtliche Rauſchen des Oelbaums</l><lb/> <l>Lauter vernahm, da ſtand er an einem Huͤgel, und ſagte:</l><lb/> <l>Gabriel, in der Tiefe des Gartens, am ſteigenden Berge,</l><lb/> <l>Jſt ein einſamer Ort von zwanzig Palmen umſchattet;</l><lb/> <l>Gegen die hohen Wipfel der Palmen ſenkt ſich vom Himmel,</l><lb/> <l>Gleich herhangenden Bergen, die Nacht; dort verſammle die Engel!</l><lb/> <l>Alſo ſagt er, und nahete ſich erhabneren Thaten,</l><lb/> <l>Als ſeit der Engel Geburt, als ſeit Erſchaffung der Erden</l><lb/> <l>Und der Himmel geſchehn ſind; auf jeder Unendlichkeit Schauplatz,</l><lb/> <l>Jemals geſchehn ſind! Er nahte ſich ſtill den goͤttlichen Thaten.</l><lb/> <l>Aeuſſerliches Geraͤuſch, und Lerm, ſuͤßtoͤnend dem Eiteln,</l><lb/> <l>Klein genung, den Thaten der Helden, die Staub ſind, zu folgen,</l><lb/> <l>War nicht um den hohen Meßias! War nicht um den Vater,</l><lb/> <l>Als er vor dem die kommenden Welten dem Unding entwinkte.</l> </lg> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </body> </text> </TEI> [152/0164]
Der Meßias.
Daß ſie eins ſeyn, wie wir! Zu einem goͤttlichen Endzweck
Alle vollendet! Und daß es die Suͤnder der Erde vernehmen:
Jeſus ſey vom Himmel geſandt! Gott liebe die Kinder
Der Verſoͤhnung, wie er den Erſtling der Soͤhne geliebt hat.
Vater, es ſollen meine Verſoͤhnten ſich zu mir verſammeln,
Daß ſie ſeyn, wo ich bin, und meine Herrlichkeit ſehen.
Dich verkennet die Welt, gerechter Vater! Jch aber
Kenne dich! Meinen Erwaͤhlten hab ich das erhabne Geheimniß
Deiner Gottheit enthuͤllt, und wills noch naͤher enthuͤllen;
Daß die Liebe, mit der du mich liebteſt, ihr Herz auch ergreife,
Und den unſterblichen Geiſt nur ſein Verſoͤhner erfuͤlle.
Nun erhub ſich der Gottmenſch, dem Vater entgegen zu gehen,
Ueber Kidron in das Gericht. Jhm folgten die Juͤnger.
Als er naͤher den Bach, und das naͤchtliche Rauſchen des Oelbaums
Lauter vernahm, da ſtand er an einem Huͤgel, und ſagte:
Gabriel, in der Tiefe des Gartens, am ſteigenden Berge,
Jſt ein einſamer Ort von zwanzig Palmen umſchattet;
Gegen die hohen Wipfel der Palmen ſenkt ſich vom Himmel,
Gleich herhangenden Bergen, die Nacht; dort verſammle die Engel!
Alſo ſagt er, und nahete ſich erhabneren Thaten,
Als ſeit der Engel Geburt, als ſeit Erſchaffung der Erden
Und der Himmel geſchehn ſind; auf jeder Unendlichkeit Schauplatz,
Jemals geſchehn ſind! Er nahte ſich ſtill den goͤttlichen Thaten.
Aeuſſerliches Geraͤuſch, und Lerm, ſuͤßtoͤnend dem Eiteln,
Klein genung, den Thaten der Helden, die Staub ſind, zu folgen,
War nicht um den hohen Meßias! War nicht um den Vater,
Als er vor dem die kommenden Welten dem Unding entwinkte.
Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |